Hier vor dem Regionalladen am Ehingerplatz wurde ein Teil des Inklusionsfilms von Mokka gedreht. Foto: Baum

Unterstützt von der Ergenzinger Firma Bitzer und der Aktion Mensch konnte der Verein Mokka jüngst einen Film zur Inklusion in Rottenburg drehen.

Rottenburg - In Kooperation mit der Lebenshilfe Rottenburg und dem Behindertenbeirat des Gemeinderates entstand ein siebeneinhalb Minuten langer Film, bei dem Menschen mit und ohne Handicap zu Wort kommen und Einblicke in ihren Lebensalltag geben.

Viel Mut gehörte sicherlich für den einen oder anderen dazu, über die Einschränkungen zu sprechen, die ein Alltag mit geistigem oder körperlichem Handicap mit sich bringt. Carolin Rössler etwa arbeitet im Regionalladen AiS am Ehingerplatz mit und managt ihren beruflichen und privaten Alltag trotz eines Lebens im Rollstuhl. Sie erzählt im Film, der auf Youtube zu sehen ist, dass sie im Regionalladen als Vollzeitkraft mitarbeitet und wenn sie Zeit und Lust hat auch mit ihrem Handbike am Rollstuhl fährt und so jeden Monat viele Kilometer zurücklegt. Rössler berichtet von ihrer körperlichen Einschränkung, mit der sie von Geburt an leben musste und hofft auf Barrierefreiheit im Alltag. Ihr Leben meistert sie selbstständig und ohne Hilfe.

Gedreht wurde an drei Tagen

Gedreht wurde der Film zum Themenbereich Inklusion innerhalb von drei Tagen, an der Kamera stand Julian Riek, Schüler der Klassenstufe 12 des Eugen-Bolz-Gymnasiums.

Catrin Kläger als Leiterin des Vereins "Mobile Kinder- und Kulturarbeit" (Mokka) ist sichtlich stolz, dass das Filmprojekt gelang. Mokka hat insgesamt 60 Mitarbeiter. Es handelt sich dabei um festangestellte Kräfte, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, Jugend- und Heimerzieher und Erzieher. Zudem arbeiten einige Minijobber beim Verein mit. Viele Honorarkräfte tragen pädagogische Verantwortung bei Mokka und Ehrenamtliche unterstützen ebenfalls die Arbeit des Vereins.

Kläger berichtet etwa, dass alle Kinder und Jugendlichen ihren Platz bei Mokka finden: "Wir haben nur Angebote für Kinder und Jugendliche, beraten aber auch schon mal die Eltern." Bei den Angeboten für Kinder seien alle Kids willkommen – mit und ohne Handicap. Man habe im Laufe der Jahre viel Erfahrung bei der Integration von Kindern mit Handicap bekommen. Nach und nach wuchs die Integration geistig oder körperlich eingeschränkter Kinder und Jugendlicher.

Es sind "älle dabei", wie man in Rottenburg so schön sagt. Und dies nimmt der Verein Mokka sehr ernst. "›Älle dabei‹ bedeutet für uns, dass alle Menschen in allen Bereichen aktiv teilnehmen können – egal mit oder ohne Behinderung", sagt Catrin Kläger. "Dies als Normalität zu leben, dafür setzen sich alle bei Mokka ein", so die junge Frau. Man biete Beratung, Betreuung und Freizeitangebote an. "Zusammen lernen, spielen und eine gute Zeit verbringen – von Anfang an – das lässt Barrieren im Kopf erst gar nicht entstehen."

Möglich sei dies auch und gerade im Bereich Freizeitsport, auch hier hat Mokka ein Angebot für Kinder. So wurde bereits vor vielen Jahren der "Freitagssport" in der Kreuzerfeld-Sporthalle ins Leben gerufen. "In Zeiten vor dem Corona-Lockdown gab es Angebote im Bereich Fußball, Tanzen oder Parcours – es ist alles möglich." Mit der Lindenschule gibt es hierfür eine Kooperation, die Kinder kamen teilweise mit einem Teilauto, welches Mokka ausgeliehen hatte, um so viele Kinder im Anschluss an die Schule zum Sport zu bringen. Bald muss wohl kein großes Auto mehr über Teilauto ausgeliehen werden, denn die Aktion Mensch bewilligte den Antrag von Mokka auf einen Neunsitzer. Dieser kann dann auch für Freizeiten genutzt werden. "Wir sind überglücklich", freut sich Kläger.

Beim Film sieht man auch Menschen der Kegelgruppe, die sich einmal pro Woche trifft. Diese Gruppe ist explizit an Menschen mit Handicap gerichtet, aber auch für andere junge Erwachsene geöffnet.

Offener Treff im Schülercafé

Im Schülercafé treffen sich immer am Donnerstag ab 18 Uhr Schüler mit und ohne Handicap. Bis 20.30 Uhr werden Cocktails ohne Alkohol gemixt und die Schüler spielen Karten- oder Brettspiele. Man unternimmt bei schönerem Wetter Städtetouren, und bummelt mit der Jugendgruppe durch die Stadt.

"Wichtig ist für alle das gemeinsame Reden, unsere Bundesfreiwillgenhelfer sind auch in dem Alter der Jugendlichen. Für alle sei dies ein wichtiger Abend in der Woche, im Mittelpunkt steht dabei das Treffen mit Gleichaltrigen mit oder ohne Handicap. Für Kläger sind vor allem die Gesprächsangebote wichtig, "das ist für Kinder und Jugendliche existenziell."

Der Inklusionsfilm wurde anlässlich der "Woche der Inklusion" in Rottenburg gedreht. Er ist auf Youtube einsehbar und auf der städtischen Homepage der Stadt Rottenburg gibt es einen Link zum sieben Minuten langen Film. Die Kosten für den Film finanzierte der Verein Mokka über die Aktion Mensch und den Sponsor Bitzer aus Ergenzingen. Bitzer finanziert übrigens auch einen Teil der Personalstelle für eine hauptamtliche Mitarbeiterin, die bei Mokka für den Bereich Inklusion zuständig ist. Jährlich fließen von Bitzer so 20 000 Euro an Mokka. Eigentlich war ein Infostand auf dem Marktplatz geplant, dies war aber aufgrund der Corona-Pandemie nicht machbar. Die Aktion Mensch hätte den Infostand finanziell unterstützt, förderte aber dann sehr gerne anlässlich der Woche der Inklusion den Youtube-Film.