Erika Gaiser wird ihre Marmelade verkaufen, um den Menschen in Bolivien zu helfen. Foto: Privat

Noch kein Jahr ist es her, dass sich Jorge Aquino händeringend an Inti Ayllus gewandt hatte, um dringend erforderliche finanzielle Hilfe für die Folgen der Coronapandemie für sein Dorf Independencia zu erbitten.

Schiltach - Damals waren es laut Mitteilung die politisch verordneten Lockdown-Maßnahmen, die der Wirtschaft des Landes und seiner Bevölkerung zusetzen. Es gab kaum staatliche finanzielle Hilfen. Nahezu alle Methoden, auf irgendeine Art und Weise Geld zu verdienen, waren bei verordnetem Hausarrest nicht möglich oder sogar strafbar.

Die coronabedingte Situation im Land hat sich, nach kurzfristiger Besserung im Sommer, der ja in Südamerika in den Monaten Dezember bis Februar liegt, wieder dramatisch verschlechtert – und der Winter naht.

Sauerstoff zur Beatmung fehlt

Bolivien befindet sich in der dritten und schlimmsten Welle der Pandemie, auch weil die ansteckendere brasilianische Variante des Virus auf dem Vormarsch ist. Um die drei größten Städte Santa Cruz, La Paz und Cochabamba wurde der Notstand ausgerufen, die meisten Krankenhäuser sind überfüllt und nehmen keine Patienten mehr auf. Der im Land produzierte Sauerstoff reicht nicht für alle schwer erkrankten Covid-19-Patienten, die auf Beatmung angewiesen sind. Auch Hilfslieferungen aus den Nachbarländern Chile, Argentinien und Brasilien können den Bedarf nicht decken.

Pro Tag werden in Bolivien, bei einer Bevölkerungszahl von 11,5 Millionen, inzwischen 2500 bis 3000 Neuinfektionen registriert, erst 800 000 Personen sind mangels Impfstoff geimpft.

Auf dem Land, speziell in Independencia, etwa acht Busstunden von Cochabamba entfernt, ist die Viruskrankheit auch massiv angekommen. Bereits 200 der 2000 Dorfbewohner haben sich angesteckt. "Wir brauchen eure humanitäre Hilfe, wir müssen die Ansteckungen stoppen", so Jorge Aquino in seinem Hilferuf.

4500 Euro werden für Aktion benötigt

Die arme Bevölkerung versucht sich momentan mit pflanzlichen Naturheilmitteln selbst zu helfen, hat aber kein Geld für Hygieneartikel wie Seife oder Desinfektionsmittel und vor allem sichere Gesichtsmasken, zumal deren Preise seit Wochen am explodieren sind.

So hat das Centro Cultural Ayopaya in Independencia, das unter anderem auch von Inti Ayllus unterstützt wird, größere Mengen an Masken, Desinfektionsmittel und Seife geordert und gelagert, um sie subventioniert oder sogar kostenlos an bedürftige Dorfbewohner abgeben zu können. Insgesamt werden für diese Aktion etwa 4500 Euro benötigt.

Desweiteren werden wieder Lebensmittelpakete verteilt. "Nur die Prävention kann uns retten", so die Meinung von Jorge Aquino, "weit abgelegen von großen Krankenhäusern, die auch noch überfüllt sind, werden sonst hier auf dem Land viele sterben, und wir wollen das verhindern".

Inti Ayllus-Mitglied Erika Gaiser mit ihrer Familie und Freunden unterstützt schon mehr als 20 Jahre lang mit dem Verkauf von selbst gemachten Marmeladen sowie Kaffee und Kuchen auf den drei Schiltacher Jahrmärkten die Arbeit von Jorge Aquino in Bolivien. Da der diesjährige Peter-und-Paul-Markt Ende Juni nicht stattfinden kann, wird sie zugunsten der Coronahilfe die nächsten Donnerstagvormittage auf dem Schiltacher Wochenmarkt Marmeladen, Gelees und Holunderblütensirup verkaufen. Das ganze erwirtschaftete Geld fließt direkt über den Verein in die benötigte Coronahilfe. Ansonsten kann Marmelade zu diesem Zweck auch im Weltladen in Schiltach gekauft werden.

Der Verein Inti Ayllus hat ein Notfallkonto, auf das eine Spende auch direkt eingezahlt werden kann. Für Spendenbescheinigungen sollte die Adresse angegeben werden.