Sehr beliebt bei den Wildvögeln sind diese von Mitgliedern des Vogelvereins Villingen produzierten Futterstangen. Der Vereinsvorsitzende Joachim Glökler hofft, dass deren Verkauf mithilft, einen Wasserschaden finanziell aufzufangen. Foto: Heinig

Erst Coronapandemie, jetzt ein Wasserschaden – der Vogelverein Villingen hat es finanziell derzeit nicht leicht. Doch den Kopf in den Sand stecken die 260 Mitglieder nicht. Im Gegenteil, man geht sogar sehr ungewöhnliche Wege.

VS-Villingen - Ein Geräusch an der Wasseruhr und ein genauerer Blick darauf ließen dem Vorsitzenden Joachim Glökler kürzlich die Haare zu Berge stehen: in sechs Wochen waren laut Uhr im Vereinsheim an der Obereschacher Straße 880 000 Liter Wasser verbraucht worden, fast so viel wie in den letzten 20 Jahren. Die sofort alarmierten Stadtwerke stellten einen Rohrbruch fest.

Große Bauarbeiten stehen an

Die Crux: Das beschädigte Rohr liegt im Fundament direkt unter der Küche des 2004 vom Verein selbst gebauten Hauses, ein Drankommen daher unmöglich. Jetzt muss ein neues Rohr verlegt werden. Das Wasser wurde abgestellt. So weit, so gut, doch das dicke Ende wird noch folgen. Zu den Kosten von geschätzten 3000 Euro für die Rohrumleitung kommt die Rechnung für das "verbrauchte" Wasser, das sowohl als Frisch- als auch Abwasser mit gut 5000 Euro zu Buche schlägt. Für Glökler und sein Vorstandsteam ein Batzen Geld, der zu den jährlich für die Gebäudeerhaltung anfallenden 6500 Euro hinzukommt.

Kein Geld von der Versicherung

Von der Versicherung ist nichts zu erwarten. Was tun? Zunächst einmal werden Sponsoren gesucht, die in der Not helfen würden, sagt Joachim Glökler, der nach dem plötzlichen Tod des Vorsitzenden Rudi Rösch 2020 den Vorsitz des Vereins übernahm. Durch die Pandemie und den Ausfall dreier gewinnträchtiger Sommerfeste befindet sich der Verein finanziell derzeit ohnehin in angespannter Lage. Doch man will auch selbst noch aktiver werden als bisher schon. Seit Jahren produzieren Vereinsmitglieder in Handarbeit hochwertige Nistkästen und Vogelhäuschen für den Eigenbedarf und den Verkauf an jedermann. Zudem unterhalten und pflegen sie rund 400 Nistkästen im gesamten Stadtgebiet.

Ein neuer "Geschäftszweig"

Und Jetzt kommt etwas Neues dazu: das Angebot verschiedener Wildvogelfutter-Gebinde. Man trifft sich regelmäßig, um selbst lose Futtermischungen und mit Schweineschmalz gebundene Futterstangen herzustellen. Dahinein fließt auch das Wissen der Vogelkenner über den Speiseplan von Spatz, Meise und Amsel und das sommers wie winters.

Eine Ganzjahresfütterung ist laut Joachim Glökler deshalb angesagt, weil es durch Monokulturen und Insektizide zu wenige Insekten gebe. Beweise dafür finde man bei den jährlichen Säuberungsaktionen der Nistkästen. Immer wieder seien auch frisch geschlüpfte, tote Vogelbabys dabei, deren Eltern nicht die Kraft fanden, ausreichend Insektenfutter herbeizuschaffen.

Während es im Winter insbesondere Fettfutter, Erdnüsse und Rosinen sein sollten, stehen im Sommer weniger Sonnenblumenkerne, dafür mehr Kleinsämereien und Mehlwürmer an. Im Vogelverein werde dabei auf Qualität geachtet. Leider gäbe es "viel Schrott" auf dem Markt, bedauert Glökler.

Ein wenig auch Auffangstation

Wie richtig sie mit ihren Futterplänen liegen, sehen die aktiven Mitglieder an der Gesundheit ihrer rund 100 Vögel in den Volieren direkt auf dem Vereinsgelände. Hier tummeln sich Edelpapageien, Prachtrosella, Kanarien, Berg-, Nymphen-, Wellen- und Ziegensittiche. Ein wenig sei man auch Auffangstation, sagt der Vereinsvorsitzende. Wer seinen Piepmatz zu Hause nicht mehr halten will oder kann, dürfe ihn gerne abgeben.

Der ideale Zeitpunkt für eine Übergabe liege jedoch im Sommer. Dann gelinge es in der Regel, die Tiere an den Aufenthalt im Freien zu gewöhnen und sie halten mit gutem Futter und angewärmtem Wasser auch etliche Minusgrade aus.