Der Spiel- und Lerntreff ist eines der Angebote des Kinderschutzbunds. Foto: Bühler

Der Kinderschutzbund Calw hat es in seinem 52. Jahr des Bestehens nicht leicht – nicht nur, dass die Corona-Pandemie viele Angebote unmöglich macht, im Sommer verließ auch noch das Vorstandsmitglied Ursula Kitzinger den Verein. Dabei werden dringend helfende Hände gesucht.

Calw - Das Angebot des Kinderschutzbunds Calw ist groß – eigentlich. Denn natürlich leidet auch die Arbeit des Vereins unter der Pandemie. Wenn man auf die vergangenen zwei Jahre zurückblickt, sagt Geschäftsführerin Martina Bühler, "hatten wir in manchen Dingen wirklich zu kämpfen". Sei es bei der Tagesgruppe für Kinder, die pädagogische Unterstützung brauchen, die nur noch mit Maske unterwegs sind, beim Kleiderladen, der teils gar nicht und teils nur eingeschränkt öffnen durfte oder bei den Trennungskindergruppen, die gar nicht mehr stattfinden. Ganz zu schweigen von der finanziellen Lage des Vereins. Es sei immer ein Spagat zwischen dem Schutz der Helfer und Betreuer und dem Wunsch, das Angebot aufrechtzuerhalten, erklärt Bühler.

Zumal das Thema Helfer ohnehin ein heikles ist beim Kinderschutzbund. Ein Großteil der Ehrenamtlichen ist schon älter, gehört zur Risikogruppe und hat dementsprechend große Angst vor dem Coronavirus. Viele seien deshalb weggefallen. Und das, wo die Zahl der aktiven Helfer sowieso schon knapp bemessen ist.

Dem Leben Struktur geben

Im Sommer verließ dann auch noch Ursula Kitzinger den Kinderschutzbund. Sie war seit 15 Jahren Mitglied im Vorstand des Vereins. Seit 2014, als sie in den Ruhestand trat, brachte sie sich noch mehr ein – bei der Organisation des Spiel -und Lerntreffs, von Jahresessen und Betriebsausflügen oder des Sommerferienprogramms. 2017 ereilte Kitzinger ein Schicksalsschlag: Ihr Ehemann verstarb. "Die Aufgaben für den Kinderschutzbund haben meinem neuen Leben eine Struktur gegeben", sagte sie im Rückblick.

Nun hat für sie wieder ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Vor wenigen Monaten zog sie in die Nähe von Frankfurt zu ihrem Sohn. Schwer falle ihr der Abschied schon, hatte sie damals, kurz vor ihrem Umzug, eingeräumt. "Die Teamarbeit hat mir gut gefallen."

Dementsprechend traurig waren natürlich auch ihre Vorstandskollegen über den Weggang Kitzingers. Zuvor hatte sie noch versucht, eine Nachfolgerin zu finden – mit Erfolg. Ursula Großmann rückte in den Vorstand des Kinderschutzbundes nach. Und für den Spiel- und Lerntreff haben sich zwei neue Helfer gefunden. "Das freut uns echt", so Bühler.

Doch nach wie vor werden weitere helfende Hände gebraucht. Gerade jüngere Menschen, die mithelfen, wären wichtig, hatte Kitzinger betont. "Es wäre schön, wenn mehr Menschen helfen würden", pflichtet Bühler ihr bei. "Für das neue Jahr würde ich mir mehr Köpfe wünschen, die neue Ideen mitentwickeln."

Auch Hauptamtliche beschäftigt

Beim Kinderschutzbund sind neben den Ehrenamtlichen auch mehrere Hauptamtliche beschäftigt. Gerade für die Tagesgruppe oder die Kleinkindbetreuung brauche es geschulte Fachkräfte, betont Bühler. "Das ist eine herausfordernde Arbeit".

"Wir sind ein Verein, der viele kleine Sachen am Laufen hat", zieht die Geschäftsführerin Bilanz. Neben den regulären Angeboten, zu denen auch der Begleitete Umgang von Elternteilen und Kindern nach einer Trennungssituation gehört, sind das zum Beispiel Freizeiten oder Eltern-Kind-Aktionen, Flohmärkte oder Feste. Alles Dinge, die in der vergangenen Zeit aufgrund der Pandemie weitestgehend ausfallen mussten. Nicht nur, dass Kindern dadurch eine Menge Spaß vorenthalten bleibt. Ohne Veranstaltungen fällt es den Vorstandsmitgliedern des Kinderschutzbunds auch schwer, Kontakte aufrechtzuerhalten und Familien zu erreichen. Und das, obwohl der Bedarf nach Unterstützung in der Pandemie zugenommen hat. "Es franst an manchen Stellen einfach so aus", versucht Bühler, die Lage bildlich auszudrücken.

Obgleich die Arbeit in dem Verein dementsprechend anstrengend sein kann, empfindet Bühler sie als "sehr erfüllend". Oftmals erhalte sie positive Rückmeldungen. "Das gibt einem viel." Und zu sehen, wie die Kinder, die beim Kinderschutzbund ein Angebot wahrnehmen, sich entwickeln – das sei sowieso das Schönste.