Vor 100 Jahren wurde der Schwarzwaldverein Reichenbach gegründet. Zum Jubiläum gab’s unter anderem Wanderungen und historischer Rückblicke – und eine Ehrung des Bundespräsidenten.
„Suchet der Stadt Bestes“ – dieses Wort des Propheten Jeremias schrieben die Gründerväter des Reichenbacher Schwarzwaldvereins am 28. April 1925 als ersten Eintrag ins Protokollbuch. Hundert Jahre danach darf der Verein sich freuen, dass dieses Wort mit viel Leben, Herzblut und Engagement erfüllt worden ist: Ein gepflegtes Wandernetz erschließt den Wanderern die Schönheiten der Heimat.
Ohne das Wirken des Schwarzwaldvereins wäre dem nicht so. Dessen Angebote bringen allen die landschaftlichen Schönheiten der Heimat näher, das gemeinsame Wandern und gesellige Miteinander erhöht die Lebensqualität. Dazu kommt, dass sich die Mitglieder heimatgeschichtlichen und kulturellen Aufgaben widmen. Die historische Hammerschmiede an der Schutter mit Heimatmuseum und Bienengarten hält die bäuerlich-handwerkliche Vergangenheit des Dorfes lebendig.
Parodist Tobias Gnacke sorgt für gute Stimmung
Eindrucksvoll verband der Jubiläumsabend in der Geroldseckerhalle die Geschichte mit der lebendigen Gegenwart, getreu dem Motto: „Heimat trifft Tradition“. Vorsitzende Birgit König freute sich über die Gäste, darunter der Vizepräsident des Hauptvereins Martin Huber und Regierungspräsident Carsten Gabbert. OB Markus Ibert, Ortsvorsteher Klaus Girstl, Edgar Baßler und Albert Beck vom Jubiläumsverein gaben mit Camill Herrmann, Enkel des gleichnamigen Gründungsmitglieds und Förderer des Vereins, Einblicke in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftsaufgaben. Der Verein gehört zu den 200 Ortsvereinen dieses ältesten Wandervereins Deutschlands.
Mit einer restaurierten Kostbarkeit wartet der Verein ebenfalls auf. 1930 malte der Reichenbacher Heimatmaler Matthäus Breig, der zu den Gründervätern zählt, ein Bild des damals eingerichteten Aussichtsplatzes „Schönster Talblick“ am Langeck. Das Bild schmückt das Nebenzimmer des alten Vereinslokals in der „Linde“.
Für den Schwung sorgte die Musikkapelle Reichenbach unter Leitung von Hanna Tränkle. Die „Kitchen Chicks“ der Musikschule eroberten mit fröhlichen, von jugendlicher Unbeschwertheit getragenen Vorträgen die Herzen des Publikums. Humorvoll moderierte der Parodist Tobias Gnacke den Abend. Seine Interpretationen des Volksliedes vom „Jäger aus Kurpfalz“ im Stil zahlreicher Schlager- und Rockstars, bei denen er auch optisch in deren Outfit schlüpfte und diese karikierte, ließen den Saal vor Heiterkeit schier erbeben.
Wie es sich für einen Wanderverein geziemt, stand das Wandern im Mittelpunkt des zweiten Jubiläumstages. Verschiedene Gruppen starteten am Samstagmorgen zu ihren Touren: Die große Jubiläumsrunde mit 15,5 Kilometer führte über Kuhbach zum Pipelistein auf den Höhenweg zur Julius Kaufmann-Hütte.
Museumstag war in die Feierlichkeiten eingebettet
Über Marienfelsen und Mühlsteinplatz ging es zurück ins Dorf. Die Familiengruppe hatte sich die neue Eichbergrunde auserkoren. Sie verbindet den instandgesetzten Camill-Hermann-Pfad mit dem Matthäus-Breig-Pfad. Auch die Senioren und die Mountainbiker beteiligten sich mit Touren.
Wanderfreunde aus Seelbach, Lahr, Offenburg, Kehl und Ettenheim-Herbolzheim kamen auf eigenen Routen, um am Nachmittag gemeinsam zu feiern. Hierzu hatte der Jubiläumsverein alles aufgeboten, um seine Gäste zu stärken – und ein fröhliches Beisammensein zu garantieren. Die „Blech-Brägili-Band“ sorgte für die passende Unterhaltung auf dem Festplatz zwischen Hammerschmiede und Schutter.
Eingebettet in die Jubiläumsveranstaltungen war auch die Gestaltung des internationalen Museumstages in und um die Hammerschmiede. Zur Eröffnung sang der Männergesangverein Reichenbach unter seinem Dirigenten Jörg Wette. Die Schmiedevorführungen von Roland Hanke und Manfred Flöß fanden auch unter jungen Menschen und Kindern großes Interesse, übt doch das Feuer und dessen Kraft nach wie vor eine große Faszination aus. Edgar Baßler, Martha Mußler und Manfred Giltjes führten durch die Abteilungen des Museums, die an eine noch nicht so lange versunkene Welt erinnern. Neben dem häuslichen Alltag erinnern die Zeugnisse ausgestorbener Handwerksberufe oder die im Dorf fast ein Jahrhundert lang ausgeübte Zigarrenherstellung an das harte und karge Leben der kleinen Bauersleute und Tagelöhner.
Auf der Schutter wird eine bunte Regatta gezeigt
Auch der Bienengarten mit den praktischen Einblicken und Darstellungen über die ganz eigene Welt der Tiere und der Honiggewinnung fand großen Anklang. Sachkundig informierte Hermann Kleinschmidt über die Welt der Bienen.
Für die Kinder gab es auf dem Gelände der Hammerschmiede mit Michael Kempf vom Kinder- und Jugendbüro viel zu sehen und zu tun. Auf der Schutter präsentierte der Mittelbadische Schiffsmodellbau Lahr eine bunte Regatta aus selbstgebauten Booten und Schiffen. Nach so vielen Eindrücken konnten sich die Gäste beim Schwarzwaldverein erholen und bei Speis und Trank verweilen. Der Harmonikaverein „Geroldseck“ Reichenbach unter Leitung von Andreas Schmid unterhielt mit einem bunten Strauß an Melodien. Als weiterer Höhepunkt und Anerkennung seiner Arbeit wird der Verein am 28. Mai die Delegierten zur Hauptversammlung des Schwarzwald-Hauptvereins zu Gast haben.
Bedeutende Ehrung
Eine wichtige Auszeichnung wurde dem Jubiläumsverein zuteil: OB Markus Ibert überreichte im Namen des Bundespräsidenten dem Schwarzwaldverein die Eichendorff-Plakette mit Urkunde, die höchste staatliche Auszeichnung für Wandervereine.