Ministerpräsident Winfried Kretschmann (von links), Barbara Staudacher und Heinz Högerle Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

Für herausragende Verdienste um das Land und seine Bevölkerung hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Verdienstorden des Landes an Barbara Staudacher und Heinz Högerle aus Horb verliehen.

Horb/Ludwigsburg - Ministerpräsident Winfried Kretschmann verlieh den Verdiensorten des Landes Baden-Württemberg am Samstag im Schloss Ludwigsburg an 21 Personen.

In seiner Rede betonte Kretschmann den hohen Stellenwert und die Bedeutung, die Zusammenhalt und ein gutes Miteinander für die Gesellschaft haben. Ohne ein Gefühl der Zusammengehörigkeit könne kein Gemeinwesen bestehen, so Kretschmann. "Dieser Zusammenhalt und unsere engagierte Bürgerschaft zeigen sich gerade auch in der Solidarität mit der Ukraine. Hier bei uns im Land sind viele Menschen bereit, die Sanktionen gegen den Aggressor Russland und die damit verbundenen Einschränkungen mitzutragen, zu helfen und die Flüchtenden aufzunehmen", sagte Kretschmann.

Preisträger sind Vorbilder, die zur Nachahmung ermutigen

Und auch in den vergangenen Jahren der Corona-Pandemie hätten die Bürgerinnen und Bürger im Land Verantwortung, Disziplin und Hilfsbereitschaft gezeigt, Rücksicht genommen und Solidarität gelebt. "Das war eine große Gemeinschaftsleistung", so Kretschmann.

Ein demokratisches Gemeinwesen lebe vom Engagement der Bürgerinnen und Bürger, die bereit seien, Ideen, Zeit und Herzblut zu investieren, die die Ärmel hochkrempeln und anpacken, die mehr als ihre Pflicht tun. "Und da sind Sie, liebe Ordensprätendentinnen und Ordensprätendenten, Vorbilder, die zur Nachahmung ermutigen. Die andere begeistern und anregen. Ich danke Ihnen von Herzen für Ihr großartiges Engagement", so Kretschmann.

Erforschung und Dokumentation ehemaligen jüdischen Lebens

Barbara Staudacher und Heinz Högerle widmen sich gemeinsam seit vielen Jahren der Erforschung und Dokumentation ehemaligen jüdischen Lebens in Horb und Umgebung, unter anderem im "Träger- und Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen". Dabei haben sie es sich zum Ziel gesetzt, die örtliche Geschichte, die mehrere Jahrhunderte lang stark von der Jüdischen Gemeinde geprägt war, in all ihren Facetten wiederzuentdecken und neu zu betrachten.

Begonnen hat das Engagement mit einer Dokumentation über den Jüdischen Friedhof Mühringen, anschließend folgten die Begleitung bei der Renovierung der ehemaligen Synagoge in Rexingen sowie die Gründung der Förderstiftung Jüdischer Betsaal in Horb, dessen Wiederherstellung und die Einrichtung als Museum. Dank ihres Einsatzes und der Entwicklung eines breiten Programmangebots sind aus den historischen Stätten lebendige Orte der Begegnung geworden.

Teil ihres Engagements ist auch die Initiative zur Gründung des Gedenkstättenverbunds Gäu-Neckar-Alb, die den Anstoß gegeben hat, dass sich die Gedenkstättenarbeit in Südwürttemberg mit Blick auf die Zukunft strukturell weiterentwickelt und regional vernetzt hat.

Beide sind Autoren und Herausgeber zahlreicher Publikationen

Zudem haben Barbara Staudacher und Heinz Högerle ein Forschungsprojekt über die Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung in Württemberg und Hohenzollern von 1933 bis 1945 durchgeführt. Ihre Forschungsergebnisse haben sie in einem mehr als 500 Seiten umfassenden Werk zusammengefasst. Beide sind als Autoren und Herausgeber für zahlreiche weitere Publikationen verantwortlich, die sich dem Leben im ehemaligen Rabbinat widmen.

Sie setzen sich außerdem im Rahmen von Führungen, in Ausstellungen, bei der Arbeit mit Schulklassen und bei vielen kulturellen Veranstaltungen und Vorträgen für ein Miteinander der Kulturen und Religionen ein. Unter anderem haben sie die Ausstellung "Shavei Zion" konzipiert, die die Auswanderung einer Gruppe junger Rexinger Juden 1938 nach Palästina und deren Neubeginn dort dokumentiert. Im Zuge der Recherchen für die Ausstellung und andere Projekte entstanden freundschaftliche Beziehungen zu den Menschen in Shavei Zion, zu Juden in ganz Israel und in aller Welt. Ein wichtiges Anliegen sind Barbara Staudacher und Heinz Högerle dabei insbesondere auch die Deutsch-Israelischen Jugendbegegnungen.

Info: Der Verdienstorden

Der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg – bis Juni 2009 die "Verdienstmedaille" – wird vom Ministerpräsidenten für herausragende Verdienste um das Land Baden-Württemberg verliehen, insbesondere im politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich. Die Zahl der Ordensträger ist dabei auf insgesamt 1000 lebende Personen begrenzt. Seit 1975 wurde der Landesorden insgesamt 2010-mal (inklusive 2022) verliehen. Der Verdienstorden hat die Form eines stilisierten Kreuzes mit einem Medaillon in seiner Mitte, auf dem das große Landeswappen mit dem Schriftzug Baden-Württemberg abgebildet ist. Er wird an einem gefalteten Band in den Landesfarben getragen.