Die Binsdorfer Narrenzunft ist in eine finanzielle Schieflage geraten. Gemeinsam schauen die Holzhutzeln und Stadthexen nach vorne, um die kommende Fasnet zu sichern. Foto: Archiv/Willy Schreiber

Die Narrenzunft Binsdorf hat nach dem Verdacht der Veruntreuung kein Vereinsvermögen mehr. In einer außerordentlichen Hauptversammlung wurde erklärt, wie es dazu gekommen ist.

Die Narrenzunft Binsdorf hat derzeit kein Vereinsvermögen mehr. Die Gründe dafür legte die zweite Vorsitzende Daniela Ritter am Samstagabend bei einer außerordentlichen Hauptversammlung – der zweiten in diesem Jahr – vor rund 50 Vereinsmitglieder im Binsdorfer Rathaus offen. Die bisherige Kassiererin soll in großem Stil Geld der Zunft veruntreut haben. Nachdem der Vorstand Verdacht schöpfte, erstattete der Verein Anzeige. Die Polizei ermittelt.

 

Bei der Hauptversammlung im Mai konnte die damalige Kassiererin bereits nicht entlastet werden, weil Belege fehlten. Bei der außerordentlichen Versammlung Ende Juni lagen diese vor, der Kassenbericht war detailliert und laut der Kassenprüferinnen auch tadellos. Doch dann flatterten die Mahnungen ins Haus. Weil die damalige Kassenführerin diese wohl nach wiederholten Hinweisen nicht beglichen hatte, landeten die Forderungen beim Vereinsvorsitz – teilweise seien die Zahlungen derart in Verzug gewesen, dass die Firmen sogar mit Anzeigen drohten.

Misstrauen wurde geweckt

Die Polizei ermittelt

Daniela Ritter und Jens Kinnemann, die sich das Amt des zweiten Vorsitzenden teilen, baten die Kassiererin die Sachen in Ordnung zu bringen. Doch das Misstrauen der Vorstandsmitglieder war geweckt.

Weil der Verein zuletzt einen Wechsel im Vorsitz hatte, seien die beiden zweiten Vorsitzenden noch nicht im Vereinsregister eingetragen gewesen und hätten daher auch noch keine Einsicht in das Konto gehabt.

Das Interesse an der außerordentlichen Hauptversammlung der Narrenzunft Binsdorf war groß. Foto: Marschal

„Uns sind massive Ungereimtheiten aufgefallen“, erklärte Ritter. Die Hausbank des Vereins habe schließlich den Verdacht bestätigt, das Konto wurde geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt – es war Ende Juli – sei das Girokonto der Zunft mit einem niedrigen dreistelligen Betrag im Minus, auf dem Sparkonto noch etwas mehr als 60 Euro gewesen.

Die Zunft erstattete daraufhin Anzeige bei der Polizei. Derzeit laufen strafrechtliche und zivilrechtliche Ermittlungsverfahren.

Rückzahlung in Raten

Im August konfrontierte der Vorstand die Frau mit den Vorwürfen und bat sie, das Amt niederzulegen. Bei einem späteren Termin, bei dem es um die Übergabe der Kasse ging, habe sie die Anschuldigungen zugegeben. Die Zunft quittierte dies mit einer Kündigung der Mitgliedschaft.

Nachdem die erste Frist einer Rückzahlung des Geldes bis Ende August verstrichen ist, ohne dass auch nur ein Cent bei der Zunft eingegangen sei, habe man sich darauf geeinigt, dass das Geld in monatlichen Raten zurückgezahlt werden soll. Die erste, die für September, sei bereits eingegangen, bestätigte Ritter.

Mindestens 16  000 Euro

Spenden retten Fasnet

Wie viel Geld genau in der Kasse fehlte, könnten die Vorstandsmitglieder nicht gesichert nachweisen. Aktuell sei von mindestens 16 000 Euro die Rede.„Auch wann genau das alles angefangen hat, wissen wir nicht“, sagte Ritter. Das alles müsse nun die Polizei ermitteln. Ritter legte der Versammlung auch Kontoauszüge vor, die zumindest den Verdacht aufkommen lassen können, dass sie manipuliert wurden.

Weil es ohne Budget schwierig wird, die kommende Fasnet zu wuppen, startete die Zunft um Holzhutzel und Stadthexe einen Spendenaufruf auf ihren Social-Media-Kanälen. Innerhalb von zwei Wochen seien Spenden über 3000 Euro eingegangen, wovon die Zunft einen Rechtsbeistand bezahlen kann.

Kasse in neuen Händen

Doch die Binsdorfer Narren wollen den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern die traditionsreiche Zunft gemeinsam aus der Misere ziehen. „Wir wollen die Kasse nun transparenter führen“, bekannte Ritter. Zur neuen Kassiererin wurde Fabienne George gewählt, die Kasse prüfen künftig Joachim Schädle und Patrick Mayer gemeinsam. Die bisherigen Kassenprüferinnen hätten sich zwar nichts zu Schulden kommen lassen, doch nachdem sie erkannten, dass auch sie mutmaßlich hinters Licht geführt wurden, wollten sie das Amt nicht länger weiterführen.

Gemeinsamer Neuanfang

Die Bewirtung von verschiedenen Festen wie dem Martinsumzug soll nun wieder Geld in die Vereinskasse spülen. Ob es Busausfahrten zu Fasnetsumzügen geben wird, ist noch offen. Der Vorstand bemühe sich um Sponsoring und Kooperationen. Die Umzüge, die in der kommenden Fasnet besucht werden, sind größtenteils in der Nähe.

Die Stimmung bei den Mitgliedern am Samstagabend war optimistisch. „Ohne jeden einzelnen von euch kommen wir aus diesem Dilemma nicht raus“, appellierte Kinnemann an Holzhutzeln und Stadthexen.