Dieses Auge sieht fast alles: Kripobeamte als Super-Recogniser. (Symbolfoto) Foto: pixabay, © deagreez – stock.adobe.com / Montage: Kleinau

Wenn Sie in nächster Zeit von einem Kripobeamten genauer angesehen werden, dann müssen Sie sich nur in Acht nehmen, wenn Sie etwas auf dem Kerbholz haben. Die Kripo in Rottweil verfügt nun nämlich über sogenannte Super-Recogniser, die Gesichter supergut wiedererkennen können.

Kreis Rottweil - Eine Projektgruppe der Kriminalpolizeidirektion Rottweil des Polizeipräsidiums Konstanz hat in den Reihen seiner rund 1500 Mitarbeitenden nach einem dreistufigen Testverfahren rund 30 Super-Recogniser (Wiedererkenner) identifiziert, die künftig gezielt zur Unterstützung bei polizeilichen Ermittlungen eingesetzt werden können.

Das teilt die Polizei mit. Das Team der Kriminalpolizeidirektion wurde dabei von der Universität Greenwich (London) unterstützt.

Ein Super-Recogniser verfügt demnach über überdurchschnittliche Einprägungs- und Erkennungsfähigkeiten für menschliche Gesichter. Es handelt sich der Mitteilung zufolge um eine angeborene und nicht erlernte oder anderweitig erlangte Fähigkeit. Nur ein bis zwei Prozent der Bevölkerung hätten das Potenzial zum Super-Recogniser. Die meisten Menschen seien sich ihrer Begabung nicht bewusst. Anhand von validen Testverfahren sei es nun möglich, eine solche Fähigkeit festzustellen.

Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung überreichten Polizeipräsident Gerold Sigg und der Leiter der Kriminalpolizeidirektion, Leitender Kriminaldirektor Thomas Föhr, den Mitarbeitern mit diesen besonderen Fähigkeiten ihre Zertifizierungen zum Super-Recogniser. "Ich freue mich sehr, dass so viele Kolleginnen und Kollegen am Testverfahren teilgenommen haben und wir nun schlussendlich auf 30 Super-Recogniser zurückgreifen können.

Die Super-Recogniser werden jeweils anlassbezogen zur Unterstützung laufender Ermittlungen oder bei besonderen Lagen eingesetzt. Sie können angefordert werden, wenn Einsätze eines Super-Recognisers erfolgversprechend erscheinen", sagte Leitender Kriminaldirektor Thomas Föhr.

Feststellung von Tatzusammenhängen

Nach dem Polizeipräsidium Stuttgart nutzt nun auch das erste Flächenpräsidium der Polizei in Baden-Württemberg dieses bereits seit einigen Jahren in England erfolgreich praktizierte Verfahren zur Wiedererkennung von unbekannten und bekannten Tätern sowie zur Feststellung von Tatzusammenhängen.

Unter der Leitung von Thomas Föhr im Konstanzer Präsidium haben seine Mitarbeiter in einem Projektteam in intensiver Zusammenarbeit mit der Universität Greenwich in den vergangenen Monaten ein ausgeklügeltes Testverfahren durchgeführt. Zu dem in drei Phasen angesetzten Onlinetest waren auf freiwilliger Basis alle Beschäftigten des PP Konstanz eingeladen worden. Dabei wurden die Teilnehmer auf ihre Fähigkeiten der Gesichtserkennung in Bereichen wie Kurzzeit-, Langzeit-, Gesichtsvergleich oder der Identifikation von Gesichtern in Menschenmengen getestet.

"Ich wünsche Ihnen allen viel Erfolg beim Einsatz Ihrer besonderen Fähigkeiten als Super-Recogniser. Wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse und werden dieses Projekt weiterentwickeln, um das Potenzial im Sinne einer erfolgreichen Ermittlungsarbeit zu nutzen", sagte Polizeipräsident Gerold Sigg in seiner Ansprache. Bereits in der Vergangenheit hätten Super-Recogniser bei der baden-württembergischen Polizei wichtige und erfolgreiche Arbeit in Ermittlungen geleistet.

So sei die Wiedererkennung von Tatverdächtigen aus den Krawallen in Stuttgart im Juni vergangenen Jahres maßgeblich auf die Fähigkeit von Super-Recognisern zurückzuführen. Dabei hätten diese ihr Potenzial trotz widriger Umstände wie unscharfer oder dunkler Videoaufnahmen unter Beweis gestellt, so der Bericht.