Bei der Volksbank in Empfingen will man nach der Wiedereröffnung vorsichtig bleiben. Foto: Baiker

Eine Explosion schallt durch die Nacht – danach ist ein Geldautomat Geschichte und die Täter mit seinem Inhalt über alle Berge. So geschah es auch in Empfingen. Die dortige Volksbank ist nun wieder geöffnet. Die Ermittlungen halten aber weiter an.

Empfingen - Es geschah in der Nacht: Anfang Dezember 2022 sprengten Unbekannte den Bankautomaten der Volksbank in Empfingen und flohen mit einer fünfstelligen Summe an Beute zurück in die Dunkelheit.

Bei dem Raub in Empfingen handelt es sich nicht um einen Einzelfall: Anfang Januar wurde ein Bankautomat in Hailfingen gesprengt, in Pforzheim allein ereigneten sich von Ende November bis Anfang Dezember 2022 innerhalb kürzester Zeit zwei Sprengungs-Überfälle und nur kurz nach dem Raub in Empfingen traf es einen Bankautomaten in Lahr.

Volksbank musste zur Renovierung schließen

Bei der Explosion in Empfingen wurde auch das Gebäude, in dem sich die Bank befindet, schwer beschädigt. Umhergeflogene Trümmer führten dazu, dass die Straße gesperrt werden musste und die Bank selbst musste vorübergehend schließen.

Schäden an den Gebäuden, in denen sich die Banken befinden, oder an angrenzenden Bauten, sind bei derartigen Taten Standard. Die Täter nehmen diese – ebenso wie Personenschäden – in Kauf. Bei dem Verbrechen in Hailfingen etwa, wurde auch der angrenzende Hofladen schwer mitgenommen.

"Funktionalität geht über Schönheit"

Seit Donnerstag ist die Empfinger Bank wieder für den Publikumsverkehr geöffnet, aber ganz abgeschlossen sind die Renovierungsarbeiten noch nicht – "und werden sie auch für Wochen oder sogar Monate nicht sein", meint Holger Pfeffer, Prokurist bei der Volksbank Freudenstadt-Horb, zu der die Filiale in Empfingen gehört.

Trotzdem wollte man die Filiale schon jetzt wieder für Kunden öffnen. "Funktionalität geht dabei über Schönheit", sagt Holger Pfeffer, "und uns ist wichtig, dass wir als Bank wieder für unsere Kunden funktional vor Ort sind." Pfeffer zufolge beläuft sich der Schaden für die Renovierung allein auf eine Summe im deutlich sechsstelligen Bereich.

SB-Bereich soll nachts geschlossen werden

Bis die Arbeiten dann abgeschlossen sind, soll der Geldautomat – auch aus Sicherheitsgründen – im Schalterbereich bleiben und erst dann in den Selbstbedienungs-Bereich (SB-Bereich) umziehen. Doch auch dann wird sich für Kunden möglicherweise etwas ändern. "Es wird vermutlich darauf hinauslaufen, dass der SB-Bereich nachts zeitweise geschlossen wird", erläutert Pfeffer.

Der genaue Zeitraum der nächtlichen Schließung stehe noch nicht fest. Weitere Sicherheitsmaßnahmen für die Volksbank in Empfingen, aber auch in anderen Filialen, werden intern ebenfalls diskutiert.

Zahl der Bankautomatensprengungen nimmt zu

Ähnliche Verbrechen ereignen sich deutschlandweit immer wieder. Rund 400 Fälle von gesprengten Bankautomaten sollen sich jedes Jahr in Deutschland ereignen – "Tendenz steigend." Das jedenfalls sagt Journalist und Moderator Rudi Cerne in der von ihm Moderierten ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... Ungelöst". In der Sendung am 19. Januar waren gesprengte Bankautomaten in Böblingen und Sindelfingen eines der Themen.

Als Gast in der Sendung war auch die Kriminalhauptkommissarin Sandra Glauer von der Kripo Böblingen, die in dem Fall als Ermittlerin tätig ist. Die Polizei folgte der Spur der Täter der Sprengungen in Böblingen und Sindelfingen nach Utrecht in den Niederlanden. Dort soll eine Bande ihren Sitz haben, die gezielt Bankautomaten in Deutschland knacken soll.

Ermittlungen in Empfingen dauern weiter an

Ob die Verbrechen in Empfingen und der Umgebung auch zusammenhängen könnten oder möglicherweise auch auf das Konto einer Bande aus den Niederlanden gehen? Untersucht wird das bei der Kripo natürlich, erklärt Christian Koch von der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit am Polizeipräsidium Pforzheim. "Die Vorgehensweise in den aufgeführten Fällen ist in Teilen unterschiedlich, dennoch werden etwaige Zusammenhänge geprüft."

Ein Zusammenhang zu potenziellen Banden oder bereits bestehende Verdächtige können aus ermittlungstaktischen Gründen aber noch nicht bekanntgegeben werden. "Die Auswertung der vor Ort gesicherten Spuren ist allerdings noch nicht vollends abgeschlossen", erklärt Koch weiter, "und deren Ergebnisse sind mitentscheidend für die weitere Ermittlungsarbeit."

Die Ermittlungen zu dem Fall in Empfingen laufen also weiter. Sollten Menschen kriminelle Akteure dabei beobachten, wie sie Sprengsätze an Bankautomaten anbringen, soll man sich auf keinen Fall nähern und sofort die Polizei benachrichtigen, erklärt die Kripo-Beamte Sandra Glauer in "Aktenzeichen XY... Ungelöst". Es bleibt abzuwarten, ob die Tat in Empfingen ungelöst bleibt.