Eine kleine Gedenktafel auf dem Burladinger Friedhof erinnert an das Schicksal der Familie Reinhard. Foto: Rapthel-Kieser

Verschleppt, vergast, verschwunden. Der DGB des Zollernalbkreises will in diesem Jahr am Antikriegstag, am 1. September, an das Schicksal der Burladinger Sinti-Familie Reinhard erinnern.

„Weltgeschichte ist ja überall auch immer Heimatgeschichte. Aber das Wissen vor Ort ist oft erschreckend gering“, sagt Salvatore Bertolino, Vorsitzender des DGB Zollernalb. Bereits seit einigen Jahren organisiert der DGB Kreisverband Zollernalb am 1. September in verschiedenen Städten und Gemeinden des Zollernalbkreises seinen Antikriegstag zum Gedenken an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.

 

Die Heimatgeschichte soll da mit der Weltgeschichte verknüpft und daran erinnert werden, wie nah und direkt sich Völkermord, Verfolgung und Kriegsverbrechen vor Ort ausgewirkt haben.

So gab es 2018 in Bisingen eine Veranstaltung zum Thema „Fliegerhorst“, in Geislingen wurde 2019 die „Weiberschlacht“ und 2020 in Balingen-Frommern die Geschichte der „Schwelhalle“ beleuchtet. In Hechingen stand im Jahr 2021 die „Alte Synagoge“ im Mittelpunkt der DGB-Erinnerungskultur, 2022 hieß in Albstadt das Thema „Widerstandskämpfer aus Albstadt“ und im vergangenen Jahr war der Titel „Meßstetten im Zeichen der Opfer des Nationalsozialismus – das hätte jeden treffen können“.

Die Zivilgesellschaft eingebunden

In diesem Jahr wird die Veranstaltung in Burladingen sein und das Schicksal der in Burladingen ansässigen Sinti-Familie Reinhard in den Mittelpunkt gestellt werden. Der Koordinator DGB hat bereits engagierte Bürger, Vereine, die Stadtverwaltung mit ihrem Personalrat, die Kirchen, Schulen und Kindergärten an einen Tisch gebracht und auch Kontakt mit dem Zentralrat der Sinti und Roma aufgenommen.

So werden Azubis der Firma Trigema und der Stadtverwaltung zusammen in einem Workshop sich des Themas annehmen, während der Ferienspiele will auch das Haus Nazareth einen Workshop zum Thema Frieden anbieten. Der ehemalige Gemeinderat und sozial engagierte Ringinger Friedemann Mutschler wird während der Veranstaltung in der Burladinger Festhalle über Beutekunst aus Burladingen referieren.

Gottesdienst, Grußworte und Talkrunde

Eröffnet werden soll der Gedenktag um 9.30 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst, dann folgt ein Stehempfang. Geplant sind Grußworte von Bürgermeister Davide Licht und Landrat Günther-Martin Pauli. Zudem wird es einige kleine Referate geben und schließlich eine Talkrunde, die von Jörg Max Fröhlich moderiert werden soll. Mit auf dem Podium soll dann auch eine Nachfahrin der weit verzweigten Familie Reinhard sitzen.

Jetzt unter Denkmalschutz, das Grab von Josef Reinhard. Foto: Rapthel-Kieser

Info

Schicksal:
Drei Sinti-Familienverbände gab es vor dem Zweiten Weltkrieg in Burladingen. Die Nazis wollten sie allesamt ermorden. Unter anderem Pfarrer Richard Biener half einigen dabei, sich in Waldverstecken und an anderen Orten zu verbergen und zu überleben.