Der Klimawandel hat die Verbraucher sensibel für den Umweltschutz gemacht. Das weiß auch die Werbebranche und redet den Bürgern ein gutes Öko-Gewissen ein.

Stuttgart - Der Klimawandel hat die Verbraucher sensibel für den Umweltschutz gemacht. Das weiß auch die Werbebranche und redet den Bürgern ein gutes Öko-Gewissen ein. Nicht immer zu Recht, sagen Verbraucherschützer.

Autos, die scheinbar ebenso umweltfreundlich unterwegs sind wie Radfahrer, oder Bierkästen, mit deren Kauf man den Schutz des Regenwalds finanziert - die Werbebranche weiß, wie sie sich das Umweltbewusstsein zunutze machen kann. Doch Verbraucherschutzorganisationen sehen diesen Werbetrend kritisch. "Bisher kann jeder Hersteller selbst die Standards festlegen, nach denen er seine Umweltfreundlichkeit beurteilt", sagte Christian Fronczak vom Verbraucherzentrale-Bundesverband gegenüber unserer Zeitung. "Da ist die Gefahr groß, dass man sich nur ein grünes Mäntelchen umhängt." Wenn ein Hersteller etwa damit werbe, beim Kauf eines Produkts Umweltprojekte zu fördern, reiche dies nicht aus. Notwendig seien vielmehr Informationen, anhand derer sich durch Dritte nachprüfen lasse, ob die Versprechungen auch eingehalten werden.

Wer für einen guten Zweck spenden wolle, solle dies lieber über eine Organisation tun, die über das DZI-Spendensiegel verfügt. Dann hätten die Verbraucher zudem die Wahl, wofür ihr Geld tatsächlich ausgegeben wird. Erst kürzlich hatte die internationale Verbraucherschutzorganisation Consumers International den Autohersteller Audi gerüffelt, weil dieser in einem Werbespot den Eindruck erweckt habe, der Audi A3 mit Clean-Diesel-Technologie sei so umweltfreundlich wie ein Fahrrad.

Unterdessen wächst in der deutschen Wirtschaft der Widerstand gegen internationale Bestrebungen, allgemein anerkannte Maßstäbe für umweltfreundliches und verantwortungsvolles Management zu entwickeln. Kurz vor der Verabschiedung eines internationalen Katalogs von Kriterien erklärte der IT-Verband Bitkom, er lehne das Projekt ab. Nach Informationen unserer Zeitung sprechen sich auch andere Wirtschaftsverbände gegen das Projekt ISO 26000 aus, das die bisher verbreitete Selbsteinstufung der Firmen durch ein internationales Regelwerk ersetzen soll.