Auch E-Scooter stellen ein zunehmendes Problem im Konflikt mit Fußgängern dar. Foto: Reich

Von kommendem März an ist das Radfahren in der Fußgängerzone verboten. Das entschied der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Grund sind die vielen Gäste, die zur Gartenschau erwartet werden, und die dann die Innenstadt bevölkern.

Balingen - Fahrradfahrer und Fußgänger sind sich nicht immer grün, allemal wenn sie sich in Fußgängerzonen in die Quere kommen. In Balingen war das Radfahrern – zumindest mit Schrittgeschwindigkeit – in den vergangenen 25 Jahren erlaubt, und hat auch gut geklappt. Im kommenden Jahr ist Schluss mit dem Zusammenspiel – zumindest von März bis November. Der Gemeinderat hat mehrheitlich einem Antrag der Freien Wähler zugestimmt, die Fahrradfahrer in diesem Zeitraum aus der Innenstadt zu verbannen.

Von einem Fahrrad angefahren

Freie-Wähler-Fraktionssprecher Wolfgang Hallabrin beschrieb drastisch, dass es in der Vergangenheit mehrfach zu Unfällen zwischen Radfahrern und Fußgängern in der Balinger Innenstadt gekommen sei. Er selber sei ebenfalls schon angefahren worden. Zwar räumte er ein, dass in den vergangene 25 Jahren das Zusammenspiel ganz gut geklappt habe, doch mit der Entwicklung hin zu Pedelecs und E-Scootern habe der Zweiradverkehr in Balingens Herzen eine völlig neue Entwicklung genommen.

Die Fußgängerzone ist breit genug

"Wir haben eine große, breite Fußgängerzone", hielt dem Dietmar Foth von der FDP entgegen. Radfahrer aus der Innenstadt zu verbannen hält er für "nicht zeitgemäß", hatte der Gemeinderat doch zuvor einem Radverkehrskonzept zugestimmt, das Balingen und seine Umgebung fahrradfreundlicher machen soll. Foth plädierte vielmehr dafür, zu kontrollieren, dass die Vorgaben, also Fahren nur mit Schrittgeschwindigkeit, in der Fußgängerzone eingehalten werden. Ähnlich äußerte sich auch die Grünen-Fraktion, die naturgemäß wenig Sinn darin erkennt, das Radfahren zu verbieten.

Gezwungen, zu reagieren

"Wie viel muss noch passieren, bis wir gezwungen sind, zu reagieren", fragte Klaus-Dieter Schwabenthan von den Freien Wählern. Auch andere Gemeinderatsmitglieder sahen Konfliktpotenziel im Zusammenspiel zwischen Radlern und Fußgängern, insbesondere wenn die Zahl der Zweiteren während der Gartenschau stark zunimmt. Ingrid Helber von der FDP berichtete, dass sie schon mehrfach Stadtführungen in der Innenstadt veranstaltet habe, bei denen die Teilnehmer sich teilweise nur mit einem Sprung vor heranrasenden Fahrradfahrern in Sicherheit hätten bringen können.

Gefährliche Innenstadt

Dem Freie-Wähler-Antrag war eine Empfehlung der Radwegekommission vorausgegangen. Darin wurde gefordert, das Radfahren in der Fußgängerzone grundsätzlich zu verbieten. In der Begründung heißt es, es sei "zu beobachten, dass es insbesondere zu besucher- und verkehrsstarken Zeiten in der Innenstadt vermehrt zu gefährlichen Situation kommt".

Nicht für immer verbannen

Die Radfahrer jedoch für immer zu verbannen, ging dem Ratsgremium aber doch zu weit und es entschied mehrheitlich, dass die Balinger Innenstadt im kommenden Jahr von März bis November fahrradfreie Zone wird. Zum Jahresende soll dann geprüft werden, ob sich das System bewährt hat und eventuell fortgesetzt wird.

Schilder sollen Sicherheit geben

Die Stadtverwaltung wird zudem beauftragt, ein Fahrradleitsystem für die Innenstadt zu erarbeiten, das die Radfahrer um die Fußgängerzone herumführt. Entsprechende Fahrbahnmarkierungen, wie es sie beispielsweise schon in der Robert-Wahlstraße gibt, und Verkehrsschilder sollen dann dafür sorgen, dass die Radler trotzdem vor Autos sicher die Stadt durchqueren können.