Ein Blick von der Burg in Bad Teinach-Zavelstein Foto: Wolfgang Krokauer

Eine besondere Karte verrät, welche Person aus welchem Ort als bekannteste gilt. Auch in Oberreichenbach, Neubulach, Neuweiler und Bad Teinach-Zavelstein gibt es Einiges zu entdecken.

Nicht immer zeigen Karten nur Orte an. Die Online-Karte des Kartenspezialisten Topi Tjukanov aus Helsinki zeigt an der Stelle des jeweiligen Ortes einen Namen an – und zwar den der bekanntesten oder „bemerkenswertesten“ Person aus diesem Ort. Und das funktioniert auch für den Kreis Calw und sogar noch kleinteiliger auch für die Region ums Teinachtal – auch wenn es da natürlich nicht ganz so ergiebig ist. Wir haben es ausprobiert.

 

Es ist faszinierend. Zunächst ist der ganze Globus dargestellt – und Namen wie Cristiano Ronaldo, Pablo Picasso oder Donald Trump sind schon „von weitem“ zu sehen. Wer dann immer weiter hineinzoomt, landet schließlich bei seinem Heimatort – und damit bei dem Namen des bekanntesten Bürgers. Keine Sorge übrigens: Wer geografisch nicht so bewandert ist, kann sich die echten Ortsnamen mit einem Klick anzeigen lassen.

So werden die Namen ermittelt

Doch wie wurden die „Promis“ denn überhaupt ermittelt? Die Daten dieser besonderen Karte stammen laut Angaben des Erstellers aus einer sogenannten „kreuzweise verifizierten Datenbank bemerkenswerter Personen“ von Nature.com. Es seien Daten von Personen von 3500 vor Christus bis 2018 nach Christus enthalten – wiederum weitestgehend basierend auf Daten von Wikipedia und Wikidata.

Mit einem Klick auf den Namen wird dann auch noch auf der Karte ein Bekanntheitsgrad ausgewiesen sowie die Info, ob die Person männlich oder weiblich ist und ob sie noch lebt.

Die Karte lässt sich in verschiedenen Kategorien durchsuchen: Kultur, Entdeckung und Wissenschaft, Führung sowie Sport und Spiel(e) – und der bekannteste über all diese Kategorien. Wenn man weit genug in die Karte hineinzoomt, tauchen auch in Neubulach, Neuweiler, Bad Teinach-Zavelstein oder Oberreichenbach Namen auf.

Otto Mezger

In Oberreichenbach, besser gesagt in Naislach, erblickte am 4. März 1875 der Apotheker, Chemiker und Kriminalist Otto Mezger das Licht der Welt. Laut der Internet-Enzyklopädie Wikipedia war er „weltweit der erste Wissenschaftler, der durch einen Pistolenatlas eine Handfeuerwaffe mittels der abgefeuerten Patronenhülsen und zugehörigen Geschosse bestimmen konnte“.

Mezger lernte zuerst Apotheker und studierte dann ab 1898 Pharmazie und Chemie. Er entwickelte in Stuttgart eine Methode zur städtischen Kontrolle der Milchanalyse und führte für das Polizeipräsidium Stuttgart chemische Untersuchungen auf dem Gebiet der Kriminalistik aus. Er entwickelte Geräte zur Spurensicherung an Tatorten. Dabei wurde er von seinem Jagdfreund, dem Industriellen Robert Bosch, unterstützt und erhielt weltweite Anerkennung wegen der Präzision der Geräte.

Weltweite Anerkennung erhielt er auch durch seine Arbeiten für einen Pistolenatlas, mit dem es möglich war, eine Handfeuerwaffe durch ihre abgefeuerten Hülsen und Geschosse zu identifizieren. 1934 erlitt er bei einem Jagdausflug einen Herzanfall und starb im Allgäu.

Erich Mönch

Eine wichtige Persönlichkeit der Tübinger Kunstszene nach dem Zweiten Weltkrieg stammt aus Bad Teinach-Zavelstein, genauer gesagt aus Rötenbach. Dort nämlich wurde Erich Mönch am 10. Juli 1905 geboren. Unter anderem lehrte er mehr als 20 Jahre an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und erhielt 1970 anlässlich seiner Pensionierung für seine Verdienste um die Weiterentwicklung der Lithografie das Bundesverdienstkreuz. -

Im Zweiten Weltkrieg diente er als Flaksoldat und geriet in eine kurze Kriegsgefangenschaft. Er war zudem aktiv in der Pfadfinderbewegung, sowohl in den schwierigen Zeiten des Nationalsozialismus als auch beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Mönch starb 1977 in Unterjesingen bei Tübingen.

Ernst von Mohl

In Neuweiler geboren wurde Ernst Friedrich von Mohl, und zwar am 20. Juli 1849 als Sohn eines protestantischen Pfarrers. Er wuchs dann in Hildrizhausen auf und studierte Philosophie in Tübingen und an der Universität Dorpat (Estland). Danach war er Professor an der Rechtsschule in St. Petersburg und kam 1911 nach München. Dort verfasste er schwäbische, baltische und russische Erzählungen.

In seiner Zeit in Russland wurde ihm der Sankt-Stanislaus-Orden II. Klasse verliehen, ebenso der Orden der Heiligen Anna II. Klasse sowie der Orden des Heiligen Wladimir IV. Klasse. Er erhielt zudem 1899 den Titel Kaiserlich Russischer Wirklicher Staatsrat.

Eugen Steimle

In Neubulach ist ebenfalls ein Eintrag in der interaktiven Karte verzeichnet. Eugen Karl Steimle wurde hier am 8. Dezember 1909 geboren. Steimle war Sohn eines Landwirts und entstammte einem streng pietistischen Elternhaus. Er war in der Zeit des Nationalsozialismus ranghoher Mitarbeiter (SS-Standartenführer) des Sicherheitsdienstes (SD) und leitete zwei Sonderkommandos von Einsatzgruppen des SD, die für Massenmorde in der Sowjetunion verantwortlich waren. Steimle wurde 1948 im Nürnberger Einsatzgruppen-Prozess zum Tode verurteilt. Seine Strafe wurde dann im Januar 1951 von einem Gnadengericht auf 20 Jahre Gefängnis reduziert. Am 28. Juni 1954 wurde er aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen. Anschließend war er Lehrer an einem evangelischen Gymnasium. Das Oberschulamt in Tübingen hatte allerdings Steimles Wirken an der staatlichen Unter- und Mittelstufe der Schule untersagt. Versuche Steimles, wieder in das Beamtenverhältnis aufgenommen zu werden, blieben ohne Erfolg. Steimle starb 1987 in Ravensburg.