Die langen Calwer Einkaufsnächte – hier mit einer Feuershow – sind bei Kunden sehr beliebt. Aus der jüngsten wurde wegen Corona nichts. Foto: Archiv

Lange Einkaufsnacht in Calw fällt aus. Nikolausaktion des Stadtmarketings abgesagt.

An Veranstaltungsabsagen hat man sich mittlerweile gewöhnt. Dass die geplante lange Einkaufsnacht in Calw wegen der zu hohen Inzidenz ausfallen wird, überrascht da kaum. Dass eine Nikolausaktion der deer GmbH und des Stadtmarketings "nur" wegen schlechten Wetters abgesagt wurde, wirkt da fast erfrischend.

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Calw - "Vom Himmel hoch, da komm’ ich her" heißt es in dem bekannten Weihnachtslied. Dieses hatten sich die deer GmbH und der Calwer Citymanager Hansjörg Neumann zum Vorbild genommen und eine ganz besondere Nikolausaktion geplant. Am Sonntagmorgen sollten über der Hesse-Stadt von einem Heißluftballon aus vier Fallschirmspringer, verkleidet als Nikolaus und Engel, abspringen und in der Nähe der Kimmichwiesen landen. Dort sollten die vier dann Oberbürgermeister Florian Kling Geschenke für die Kindergartenkinder in der Stadt übergeben.

Wohlgemerkt sollte, denn das Wetter, oder vielmehr die zu tief hängenden Wolken, machten den Akteuren einen Strich durch die Rechnung. "Wir haben das Ganze dann aus Sicherheitsgründen abgesagt", erklärte Citymanager Neumann gegenüber dem Schwarzwälder Boten. Eigentlich hatten sich alle über die Aktion sehr gefreut, besonders die Springer des Fallschirmsportspringclubs Calw seien heiß auf diesen "Leckerbissen" gewesen.

Man habe auch alles nach den Corona-Regeln entsprechend geplant. Normalerweise müssten zwölf Personen in dem Heißluftballon fahren. Dies wäre mit genügend Abstand aber nicht möglich gewesen. Deshalb habe man sich extra Gewichte als Ausgleich besorgt.

Trotzdem Geschenke

Auf die Geschenke müssen die Kinder trotzdem nicht verzichten. Der Nikolaus werde diese nun mit dem Auto in den Kindergärten vorbeibringen, erklärte Neumann. Mit seinem "Schlitten", einem Elektrofahrzeug von deer, komme er in den nächsten Tagen zu neun Einrichtungen im Stadtgebiet. Man habe alle Kindergärten angefragt. Aber manche hätten schon einen anderen Nikolaus gebucht gehabt.

Auch hier werde man sich an die Hygieneregeln halten. Der Sack voller Geschenke werde vor den Kindergärten abgegeben und die Erzieher überbrächten die Präsente dann den Kindern. Neumann werde diese Übergabe selbst musikalisch mit dem Cello begleiten, wie er verkündete.

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Als Geschenke bekämen die knapp 500 Kindergartenkinder je einen Turnbeutel. Gefüllt seien diese mit Süßigkeiten, Orangen und Nüssen. Neumann hofft, dass man die Aktion mit den Fallschirmspringern vielleicht zu einem anderen Anlass veranstalten könne.

Eine andere Aktion muss ebenfalls ausfallen. Eigentlich war am Donnerstag in Calw eine lange Einkaufsnacht geplant. Wegen der neuen Corona-Verordnung, welche solche Veranstaltungen bei einem Inzidenzwert über 200 untersagt, habe man von diesem Plan Abstand genommen, so Neumann. Das sei ein schwerer Schlag für den lokalen Einzelhandel. Trotzdem sei es für die Unternehmer als Signal wichtig, dass man wenigstens versucht habe, so etwas auf die Beine zu stellen.

Generell sei die Lage für den Einzelhandel in Calw derzeit angespannt, so Neumann. Man dürfe zwar geöffnet haben. Aber wegen der begrenzten Zahl an Kunden, die gleichzeitig in ein Geschäft dürften, komme es zu Wartezeiten. Dadurch würden viele Menschen abgeschreckt. "Die Händler spüren die Solidarität, empfinden aber auch eine gewisse Hilflosigkeit", meinte der Citymanager.

Insgesamt sei das Einkaufserlebnis nicht so entspannt wie unter normalen Bedingungen. Die Menschen machten nur gezielte Besorgungen. Das Bummeln durch die Innenstadt entfalle fast komplett. Dies liege auch daran, dass alle Restaurants und Cafés geschlossen hätten. So fehle bei Bummeln auch die Atmosphäre, sich mal irgendwo bei einem warmen Getränk zu stärken. Das habe dann wiederum Auswirkungen auf den Einzelhandel.

Keine Schließung

Konkret von Schließung betroffen seien seiner Information nach noch keine Gastronomiebetriebe, so Neumann. Aber die Situation sei schwierig. "Die fahren alle schon mit dem Plan C", brachte er es auf den Punkt. Zwar gebe es finanzielle Hilfen. Doch bürokratische Hürden verlangsamten hier den Prozess. Und durch die Situation im Frühjahr seien viele Geldpolster schon weg.

Die Gastronomen versuchten wirklich viel, um ihre Situation zu verbessern. Viele böten Abhol- und Lieferdienste an. Aber dies sei natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, verglichen mit dem üblichen Umsatz. Trotzdem sei jede Bestellung gut und wichtig, betonte er. Aber manche Wirte müssten trotzdem andere Jobs annehmen, um die finanziellen Ausfälle zu kompensieren.

Ihm sei jedoch wichtig, dass die Gewerbetreibenden in dieser schwierigen Zeit zusammenstünden. Mit dem Finger aufeinander zu zeigen oder Schuldzuweisungen seien kontraproduktiv. Diese Krise könne man nur gemeinsam bewältigen.