Der VdK informiert über den politischen Handlungsbedarf bei häuslicher Pflege (von links): Manfred Brendel, Gaby Schuster als Vorsitzende-Stellvertreterin im Kreisverband, Sebastian Goehl, Schriftführer im Ortsverband und Vorsitzender Roland Weisser mit Standbesuchern. Foto: Hübner

Über die Schwierigkeiten bei häuslicher Pflege informierte der Sozialverband VdK am Rande des Wochenmarkts. Mit 20 Schildern mahnten die Mitglieder politische Veränderungen an.

St. Georgen - Mit der deutschlandweiten Aktion "Nächstenpflege" wolle man auf Mankos bei häuslicher Pflege aufmerksam machen, so Manfred Brendel, Vorsitzender des Kreisverbands Villingen. Jedes der 20 Schilder stehe für jeweils zehn Personen, die zum Stand gekommen wären, müssten sie nicht Zuhause jemanden pflegen.

Für Angehörige bedeute die Tätigkeit oft eine Verringerung regulärer Arbeitszeit und damit einen Verlust an Einkommen, was sich auf die Rente auswirke. Die Pflegekasse bezahle nicht so viel wie im normalen Job. Käme man nach Jahren wieder ins Arbeitsleben zurück, stehe die frühere Position oft nicht mehr parat, viele landeten in Arbeitslosigkeit. Intensiviert werden müsse auch Kurzzeitpflege, damit Angehörige zumindest vier Wochen im Jahr Urlaub machen können. Sonst landeten sie irgendwann beim Psychiater.

Zuhause besser als im Seniorenheim

Häusliche Pflege sei besser als die in Seniorenheimen, weil Betroffenen das eigene Umfeld angenehmer sei, die Umstellung gerade bei Demenz massive Probleme bringe. Auch könne Pflege zuhause intensiver sein, da Personen oft mehr Zeit hätten. Ob man Kosten von 5000 bis 6000 Euro an ein Seniorenheim oder Pflegende zuhause gebe sei egal. Das sei nur die Umverlagerung von Geld.

Die Politik müsse auf die Schwierigkeiten Pflegender eingehen, forderte Brendel. Seniorenheime seien schon jetzt hoffnungslos überfüllt, angesichts geburtenstarker Jahrgänge werde die Kurve der zu Pflegenden in den kommenden Jahren noch deutlich ansteigen. Die professionellen Pfleger könnten sich oftmals nicht die Zeit nehmen, die sie brauchten. Angehörige könnten das oft nicht übernehmen, weil es finanziell nicht gehe. "Das soziale System hängt schief", urteilte Roland Weisser, Vorsitzender der VdK-Ortsgruppe. Wer gehe denn noch freiwillig in den Pflegeberuf?

Hohe Dunkelziffer

Wie viele Personen zuhause gepflegt werden, darüber wollte Brendel keine Aussage machen. Die Dunkelziffer sei hoch, viele würden nicht erfasst, bekämen somit auch keine Hilfe. Wenn keine Angehörigen da seien, versuchten viele, Hilfe aus dem Ausland zu bekommen, die oft schwarz arbeite. Der Gesetzgeber müsse auch hier für Abhilfe schaffen. "Die Bedingungen für die Pflegenden müssen stimmen", sind sich Brendel und Weisser einig.