Robert Choinka balaciert mit Reifen. Foto: Köncke

Das Varieté im Simmersfelder Festspielhaus hat nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Der Abendvorstellung war ausverkauft und auch bei der Nachmittagsshow aus Artistik, Magie, Comedy und Jonglage war das Publikumsinteresse groß.

Simmersfeld - Nach der coronabedingten Zwangspause blickte die Kulturwerkstatt mit Spannung und Herzklopfen auf die bunte Unterhaltung zwischen den Jahren. Für das Varieté hatte man ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt, Künstler aus Berlin, Freiburg und anderen Städten Deutschlands verpflichtet, für Gagen, Unterbringung und Verpflegung viel Geld in die Hand genommen.

Der Aufwand hat sich gelohnt. Die Show erfüllte hochgesteckte Erwartungen und finanziell ist man über die Runden gekommen.

Begrüßt wurden die Zuschauer an den Bistrotischen von Moderator Karl-Heinz Helmschrot. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellen sollte. Mit seiner imaginären Orchesterprobe, an der sich das Saalpublikum mit rhythmischem Klatschen, trampelnden Füßen und lauten Jubelrufen zu beteiligen hatte, kam gleich Leben in die Bude.

LED-Show beeindruckt

Der erste Künstler, Flämmchen Floh, beeindruckte mit einer LED-Show. Er warf fünf Keulen in die Luft und fing sie mit großem Geschick wieder auf. Später war er noch einmal in einer Doppeljonglage mit Funken Mariechen, Zauberstab und Pois zu sehen.

Karolin Liesegang schwebte mit ihrer Cyr Wheel ästhetisch über die Bühne, vollführte mit dem Mono-Rhönrad elegante Kreise.

Robert Choinka präsentierte sich als Macho-Mechaniker, schnappte drei Reifen, schraubte sich auf dem Stapel erst mit beiden, dann nur mit einem Arm in die Höhe, schaffte es, zusätzlich mit zwei kleineren Reifen zu jonglieren, ohne seine Einarmstellung zu verändern.

Beklatscht wurde auch Anna Ehrenreich aus Berlin. Zuerst vollführte sie auf dem Trapez spektakuläre Drehungen, schraubte sich später mitten im Saal auf einem Vertikaltuch bis unter die Decke des Festspielhauses, wirbelte, streckte, und drehte sich in Perfektion.

Moderation mit Pfiff

Einen großen Beitrag zur zweistündigen Unterhaltung lieferte Karl-Heinz Helmschrot. Er moderierte mit Pfiff, gebärdete sich als echter Komödiant, jonglierte und musizierte. Umwerfend, wie er in vier Lektionen mit entsprechendem Gesichtsausdruck und Tischtennisbällen im Mund die englische Sprache persiflierte, Buchstabentafeln in die Höhe warf und in neuer Kombination auffing. Aus Mode wurde Ode- und in Charlie-Chaplin-Manier mit Zylinder, Regenschirm und Ball hantierte, auf der Gitarre einen mitreißenden Flamenco spielte und die unterschiedlichen Formen des Lachens im Zeitlupentempo zelebrierte.

Ein Höhepunkt war die Nummer eines mitgenommenen Mannes, der auf dem Sofa sitzt, sich wie eine Schwangere im zehnten Monat fühlt, verzweifelt nach der Fernbedienung seines Fernsehers greift und von plötzlichem Harndrang heimgesucht wird. Die Zuschauer amüsierten sich königlich und spendeten, als alle Mitwirkenden auf der Bühne erschienen, einen langen und begeisterten Schlussapplaus.