Einer der Schriftzüge wurde direkt vor dem Haupteingang aufgesprüht. Foto: Sonnenberg

Die Schriftzüge sind mit pinker Farbe aufgesprüht und nicht zu übersehen: Das Verlagshaus des Schwarzwälder Boten wurde in der Nacht auf Donnerstag von Vandalen heimgesucht. Das gab es noch nie. Die Polizei sieht aktuell einen Zusammenhang mit der "Querdenker"-Szene.

Oberndorf a. N. - Das Wort "Lügenpresse" haben Unbekannte direkt vor den Eingang des Verlagshauses gesprüht, ein weiterer derartiger Schriftzug findet sich auf dem Asphalt der Kirchtorstraße in einiger Entfernung.

Anzeige erstattet

Nach dieser Entdeckung am Morgen stellte sich auch heraus, dass die Seitenscheibe eines Firmenfahrzeugs im Hof mit einem Aufkleber beklebt wurde, der die Aufschrift trägt: "Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom." Da der Aufkleber pinke Farbreste aufweist, ist von den selben Tätern auszugehen. Es wurde Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei erstattet.

Polizeipressesprecher Uwe Vincon vom Polizeipräsidium Konstanz sagt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass es Sprühereien natürlich immer wieder gebe, solche mit politischer Aussage aber gerade im Raum Oberndorf überaus selten seien. Manch einer denkt nun an die bevorstehende Demo bei Heckler & Koch. Besteht hier ein Zusammenhang?

"Es kommt schon vor, dass sich das rechte und das linke Lager auf diesem Weg austauschen – denn Schuld ist ja meist ein Dritter. Das kennen wir auch bei der Polizei", sagt Vincon. Die "Lügenpresse"-Aussage sei da eher dem rechten Lager zuzuordnen. In diesem Fall allerdings liege die Motivation vermutlich im Bereich der Querdenkerszene in Verbindung mit der Verschärfung der Situation für nichtgeimpfte Personen, vermutet die Polizei. Es sei zu beobachten, dass momentan die Protesthaltung bei "Coronaleugnern" wieder massiver werde. Dies hänge mit der neuen Ankündigung zusammen, dass Tests künftig selbst bezahlt werden müssen. "Immer wenn es derartige neue Aussagen vonseiten der Ministerien gibt, steigt der Frust in der Querdenker-Szene", sagt der Sprecher. Dies könne sich dann auch in derartigen Aktionen äußern.

Die Beamten haben den Staatsschutz der Kripo Rottweil über das Vorkommnis informiert

Zeugen sind gesucht

Konkrete Hinweise in die eine oder andere Richtung gibt es freilich noch nicht. Die Aufklärungsquote sei bei derartigen Delikten leider gering, sagt Vincon. Dennoch gebe es immer wieder "Leichtsinnsfehler" von Vandalen, die dann doch zu deren Entlarvung führen. Beispielsweise wenn im Eifer des Gefechts eine Überwachungskamera übersehen wird, oder wenn in deren Umfeld Verdächtiges bemerkt wird.

Gerade im ländlichen Raum sei auch die soziale Kontrolle durchaus noch gegeben, sagt Polizeisprecher Vincon. Wenn da jemand mit Sprühdose gesehen wird – oder wie im aktuellen Fall womöglich mit pinker Farbe an der Kleidung – könne das durchaus zu Hinweisen führen.