In der Nacht flogen die Steine in der Ortsmitte. Foto: Rapthel-Kieser

Zu nachtschlafener Zeit sind Vandalen durch Hörschwag gezogen. Und sie zogen das Rössle-Wahrzeichen, eine alte Kutsche, rund zwei Kilometer durch den Ort. Wirtin Angelika Bastians hat diesmal die Polizei eingeschaltet.

Burladingen-Hörschwag - Die Mitinhaberin der Event- und Kulturgastronomie und Sängerin ist entsetzt und fassungslos. "Warum? Es sind doch so schwierige Zeiten, und alle Menschen haben so viel Probleme, da müssten wir doch eigentlich zusammenhalten", sagt sie mit Bedauern in der Stimme. Und dann erzählt sie, wie sie nachts gegen 2.30 Uhr aus dem Schlaf aufgeschreckt ist weil etwas gegen das Schlafzimmerfenster geworfen wurde. Wohl ein Dreckklumpen. Schlaftrunken habe sie versucht, wach zu werden, Geräusche und Lärm gehört und dann zum Handy gegriffen, weil sie die Täter noch fotografieren wollte.

Diesmal die Polizei eingeschaltet

Und die hatten rund um die Theater- und Kulturwirtschaft ganz schön gewütet. Blumentöpfe zerschlagen und Steine geworfen. Jene Steine, mit denen die Räder der alten Kutsche vor dem Rössle gesichert waren. Am anderen Morgen stellte das Inhaber-Ehepaar, der Cellist und Antiquar Ulrich Schwarz und die Sängerin Angelika Bastians, fest, dass die Kutsche fehlte. Sie riefen die Polizei. Denn es war nicht zum ersten Mal, dass in der Dorfmitte und rund ums "Rössle" Vandalen wüteten.

Mittlerweile haben sich Dorfbewohner und Nachbarn gemeldet und erzählten Angelika Bastians, dass die Kutsche fast zwei Kilometer weiter auf dem Festplatz des Dorfes, am Radweg gelegen, abgestellt wurde. Die Räder sind kaputt, die Kutsche teilweise beschädigt. Das Rössle-Paar überlegt sich gerade, wie sie das alte, symbolträchtige Gefährt, das Wahrzeichen des alten Hauses und der ehemaligen Poststation wieder nach Hause schafft, und fragt sich: "Wer macht den sowas? Hat jemand etwas gegen uns und warum?"

Den großen Gastronomie-Raum genutzt

Mit dem Ehepaar trifft der vermutliche wahllose und sinnlose Vandalismus mal wieder Menschen, die viel für andere tun und trotz eigener Existenzsorgen versuchen, sich für ihre Nächsten zu engagieren. Ihre Kulturgastronomie musste nach einem recht erfolgreichen Open-Air-Sommer wegen Corona wieder schließen, das Weihnachtsprogramm abgesagt werden. Die Bastians’ wissen zwar nicht, wie es weiter geht mit ihrer Existenzgrundlage, aber sie haben sich schon seit mehr als einem Jahr für andere stark gemacht und den großen Raum genutzt.

Weltbild geprägt von Liebe und schönen Melodien

Sie haben sich gut vernetzt, derweil Kleider, Schuhe und nützliche Dinge gesammelt und vorsortiert. Für Flüchtlinge in Griechenland, für das Männerwohnheim in Stuttgart und für die Evangelische Gesellschaft Stuttgart, die Kleider- und Babysachen sowie Hygieneartikel brauchte. Statt mit Kultur ist der Gastraum wieder einmal angefüllt mit Kisten voller Kleider, die bald abgeholt werden, wie Bastians sagt. Und sie erzählt von der alten Nachbarin, die eine Weile bettlägerig war und die sie wie selbstverständlich bekochte. Denn Auftritte sind für die Sängerin und Wirtin gerade auch nicht drin.

Ein Strahlen an andere weiter geben

Dass ausgerechnet sie und ihr Mann jetzt das Opfer sinnloser Zerstörungswut geworden sind, das passt nicht in das von Nächstenliebe, Zusammenhalt und schönen Melodien geprägte Weltbild der 55-jährigen Künstlerin. Die Polizei habe ihr bestätigt, dass es inzwischen häufiger zu Vandalismus kommt, und ihr geraten, lichtstarke Kameras rund um das eigene Gebäude zu installieren.

Angelika Bastians wünscht sich, so sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion, aber ein anderes Licht: "Es ist doch Weihnachts- und Adventszeit, und jeder sollte doch eigentlich ein Strahlen in seinem Herzen haben und es an andere weiter geben."