Uwe Seeler verbreitet Optimismus. Foto: dpa

HSV-Idol Uwe Seeler spricht im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten über das Duell am Samstag und die Angst vor dem Abstieg. Nach Stuttgart kommt er zwar nicht, aber er bibbert mit.

HSV-Idol Uwe Seeler spricht im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten über das Duell am Samstag und die Angst vor dem Abstieg. Nach Stuttgart kommt er zwar nicht, aber er bibbert mit.

Stuttgart - Herr Seeler, Sie sind bei jedem Heimspiel des HSV im Stadion – werden Sie Ihren Verein am Samstag auch nach Stuttgart begleiten?
Nein, zu den Auswärtsspielen fahre ich in der Regel nicht. Aber ich werde wie bei jeder Partie vor dem Fernseher mitfiebern.
Wie darf man sich das vorstellen?
Na ich werde ordentlich zittern und bibbern (lacht). Es ist ein vorentscheidendes Spiel, es geht um viel für beide Mannschaften. Und ich hoffe die Fans des VfB sind mir jetzt nicht böse – ich werde meinem HSV natürlich die Daumen drücken.
Herr Seeler, Hand aufs Herz. Wer steigt ab, der VfB oder der HSV?
Keiner! Beide Traditionsvereine werden den Klassenverbleib schaffen. Der VfB und der HSV bleiben erstklassig, weil sie in die Bundesliga gehören. Aber ich weiß auch, dass das alleine noch nicht reichen wird (lacht).
Was macht Ihnen denn Hoffnung?
Also beim HSV ist es so, dass die Mannschaft endlich kapiert hat, worum es geht. Sie läuft, kämpf und ackert, sie hält zusammen. Und die letzten Ergebnisse unter Trainer Mirko Slomka waren ja durchaus erfreulich. Ich hoffe, dass die Jungs nun ordentlich Selbstvertrauen getankt haben.
Dennoch, rund um den Club gibt es immer noch Unruhe, vor allem der Aufsichtsrat steht in der Kritik, auch Manager Oliver Kreuzer hat einen schweren Stand in der Hansestadt.
Seien Sie mir nicht böse – aber ich bin keiner, der Öl ins Feuer gießen will, das entspricht nicht meinem Naturell, und das tun schon genug Leute in Hamburg. Ich möchte mich auf das Positive konzentrieren, und die jüngsten Auftritte der Mannschaft machen mir Hoffnung.
Dennoch droht nach wie vor der Abstieg – was würde das für den Bundesliga-Dino bedeuten?
Das wäre eine Katastrophe. Viele Leute sagen ja, dass so ein Abstieg eine reinigende Wirkung haben könnte. Ich sehe das ganz anders. Denn man bekommt viel weniger Gelder, die Sponsoren laufen einem vielleicht weg – was soll also positiv sein bei einem Abstieg? Und mir als Hamburger Jung würde das Herz bluten.
Auch beim VfB geht die Angst vor der Zweitklassigkeit um. Warum glauben Sie, dass das Team von Huub Stevens den Klassenverbleib schafft?
Ich habe Huub ja bei seiner Zeit beim HSV (Februar 2007 bis Juni 2008, d. Red.) kennenlernen dürfen. Man muss als Profi voll mitziehen bei ihm, jeder muss seinen Weg konsequent mitgehen. Gleichzeitig kann er aber auch sehr charmant und witzig sein. Und diese Mischung braucht es vielleicht in so einer schwierigen Situation.
Was zeichnet Stevens sonst noch aus?
Wer ihn kennt, der weiß: Er will erstmal hinten dicht machen, seine Mannschaften müssen hinten die Ordnung halten. Zuletzt hat der VfB ja viele Gegentore in der Schlussphase kassiert, ich habe das genau verfolgt. Aber ich glaube schon, dass Huub Stevens wieder Ordnung in die Defensive bekommen kann.
Was erwarten Sie für ein Spiel am Samstag?
Es wird geprägt sein von der Angst beider Teams, nicht den ersten Fehler machen zu wollen. Keiner will dem anderen eine entscheidende Chance bieten. Der Druck auf den Profis wird immens sein. Aber wissen Sie was?
Bitteschön.
Das müssen die Jungs aushalten können. Deshalb sind sie doch Profis, Fußballspielen ist ihr Beruf, sie verdienen gutes Geld. Und deshalb sollte man sich auch nicht über den Druck beschweren.
Dass auf dem VfB und dem Hamburger SV nun so ein großer Druck lastet, liegt auch daran, dass Mannschaften wie der FC Augsburg und der FSV Mainz 05 überraschend weit oben stehen und längst keine Abstiegskandidaten mehr sind. Woran liegt das?
Diese Mannschaften kommen von vorneherein immer über den Kampf, über die Laufbereitschaft, und sie geben niemals auf. Fußball ist und bleibt eben ein Laufsport. Mainz und Augsburg haben das verinnerlicht. Der HSV und der VfB Stuttgart jetzt hoffentlich auch (lacht).
Beim HSV wird Stürmer Pierre-Michel Lasogga am Samstag fehlen. Wie schwer wiegt dieser Ausfall?
Das ist ein großer Verlust. Er geht dahin, wo es wehtut. Er krempelt die Ärmel hoch, marschiert voran. Dass er nicht spielen kann, tut dem HSV sehr weh.