Keine Freude über Trumps Sieg. Die Latinos haben vor allem Clinton gewählt, da Trump die Mexikaner als „Drogendealer“ beschimpft hat. Doch die Demokratin hat auch in dieser Gruppe nicht so viele Stimmen bekommen wie erhofft. Foto: AFP

Der Republikaner hat vor allem bei weißen Amerikanern punkten können – doch es gab auch einige Überraschungen.

Washinton - Donald Trump hat im Wahlkampf sehr viele Wählerschichten beleidigt. Er polarisierte und polemisierte und äußerte Ansichten, die die meisten herkömmlichen Politiker wohl unwählbar gemacht hätten. Angefangen hat alles mit den mexikanischen Einwanderern, die er als Verbrecher, Drogenhändler und Vergewaltiger bezeichnete. Dann zog er über Frauen, Muslime und sogar Soldaten der US-Armee her. Und dennoch hat er in all diesen Bevölkerungsschichten Wähler mobilisiert und in vielen Gruppen besser abgeschnitten als es ihm vorhergesagt wurde. Das Ausmaß, in dem es Trump gelang, die in großen Teilen der Wählerschaft verbreitete Wut über die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in den USA zu bündeln, wurde bis zuletzt unterschätzt. Der Rechtspopulist verstand es vor allem, die frustrierten weißen Wähler aus nicht-akademischen Schichten zu mobilisieren, an denen die wirtschaftliche Erholung der vergangenen Jahre vorbei gegangen ist – und die Einwanderer genauso wie ausländische Wirtschaftskonkurrenz in erster Linie als Bedrohung wahrnehmen.

Frustrierte weiße Wähler mobilisiert

Ein entscheidender Grund für seinen Erfolg ist, dass der Republikaner zahlreiche Swing States für sich entschieden hat, also jene Staaten, in denen das Rennen traditionell besonders knapp ist. Die Wahlberechtigten in Florida, Iowa, Ohio und Wisconsin stimmten mehrheitlich für Trump. Alle vier Staaten hatte Barack Obama vor vier Jahren noch für die Demokraten gewonnen.

Die Basis: Weiße Männer

Die Basis für Trumps Erfolg sind die weißen US-Amerikaner ohne Hochschulabschluss. Erste Erhebungen der „New York Times“ zeigen fast 40 Prozent Vorsprung für Donald Trump in dieser Gruppe. Zu finden sind diese Wähler vor allem im mittleren Westen. Das Team um Hillary Clinton hatte wohl unterschätzt, wie wichtig diese Gruppe für die Wahl ist. Auch gingen die Demokraten offenbar davon aus, Staaten wie Wisconsin, Minnesota und Michigan sicher auf ihrer Seite zu haben. Wisconsin beispielsweise war 28 Jahre lang in demokratischer Hand. Doch dieses Mal erhielt in dem Bundesstaat erstmals seit Ronald Reagans Erfolg 1984 wieder ein Republikaner die meisten Stimmen. Auch eine andere Rechnung ging nicht auf. Clinton ging davon aus, angesichts von Trumps Eskapaden viele Stimmen von gebildeten Weißen mit College-Abschluss zu bekommen. Das war bei dieser Wahl auch der Fall – aber Trump bekam in dieser Schicht noch mehr Stimmen als seine Gegnerin. Dieses Ergebnis spiegelt sich auch auf der Landkarte wieder. Clinton gewann in den großen Metropolen, wurde aber in kleinen Städten und vor allem auf dem Land nicht gewählt.

Entscheidend: Die Frauen

Nach den sexistischen Äußerungen gegenüber Frauen, war davon ausgegangen worden, dass diese wichtige Wählergruppe mehrheitlich für Hillary Clinton stimmen würde. Die Demokratin hat tatsächlich gewonnen. Aber weibliche Wähler haben sich nicht in dem Maß von Trump abgewandt, wie es vorhergesagt wurde. Hillary Clinton laut Umfragen nur etwa 12 Prozent Vorsprung gegenüber ihrem Herausforderer. Der Fernsehsender NBC hat diese Wählergruppe noch genauer untersuchen lassen. Dort heißt es, dass Clinton kaum Stimmen von konservativen Frauen einheimsen konnte. Die unterstützten zu 78 Prozent Donald Trump.

Überraschend: Ethnische Minderheiten

Hillary Clinton war davon ausgegangen, bei den weißen Wählern gegen Trump Stimmen einzubüßen, setzte sie darauf, viele Stimmen von Afro-Amerikanern, Latinos und asiatisch-stämmigen Amerikanern zu bekommen. Diese Hoffnung war angesichts der Tiraden gegenüber Mexikanern und anderen Ethnien durchaus berechtigt. Tatsache ist, dass sie insgesamt jede dieser Gruppen ziemlich deutlich für sich gewinnen konnte. Aber die Demokratin schnitt bei der Anzahl der Stimmen bei allen dreien deutlich schlechter ab als Obama

Deutlich: Religiöse Gruppen

Die Mehrheit der US-Katholiken hat bei der Präsidentschaftswahl den Republikaner Donald Trump gewählt. So gaben 52 Prozent der katholischen Wähler dem umstrittenen Kandidaten ihre Stimme, 45 Prozent entschieden sich für die Demokratin Hillary Clinton. Die Umfragen zeigen allerdings, dass das katholische Lager gepalten ist: Während 60 Prozent der weißen Katholiken für den Milliardär stimmten, wählten 67Prozent der katholischen Latinos Hillary Clinton. Deutlich geschlossener stimmten den Angaben zufolge die weißen Evangelikalen ab. Rund 80 Prozent von ihnen bevorzugten Donald Trump. Hillary Clinton lag bei 16 Prozent. „Tatsache ist, dass in diesem Rennen nur einer der beiden großen Parteikandidaten explizit damit warb, sich um weiße Evangelikale zu kümmern“, kommentierte Barack Obamas ehemaliger Berater für religiöse Fragen, Michael Wear, via Twitter das Resultat.

Erstaunlich: Absolute Zahlen

In absoluten Zahlen lieferten sich beide Kandidaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Nach Angaben der „Washington Post“ konnte Hillary Clinton im „popular vote“, also den abgegebenen Stimmen, sogar an Trump vorbeiziehen. Auf die Demokratin entfielen 59,41 Millionen der Stimmen, auf den Wahlsieger Trump lediglich 59,23 Millionen. Bereits im ahr 2000 hatte der Demokrat Al Gore gegen George W. Bush verloren, obwohl er landesweit mehr Stimmen holte. Entscheidend aber sind die Wahlleute, die pro Bundesstaat entsandt werden. Wer mindestens 271 davon auf seiner Seite hat, wird Präsident der USA. Trump hat nach vorläufigem Ergebnis 279 Wahlleute.