Jürgen Klinsmann hat es geschafft. Der Deutsche darf sich über seinen ersten Titel als US-Nationaltrainer freuen. Beim entscheidenden Finale leidet er aber ganz besonders. Foto: AP/dpa

Jürgen Klinsmann hat es geschafft. Der Deutsche darf sich über seinen ersten Titel als US-Nationaltrainer freuen. Beim entscheidenden Finale leidet er aber ganz besonders.

Chicago/Berlin - Im blau-goldenen Konfettiregen fiel die ganze Anspannung von Jürgen Klinsmann ab. Über 90 Minuten hatte der Trainer der amerikanischen Fußball-Nationalmannschaft in einem Glaskasten auf der Tribüne geflucht, mitgelitten und mitgefiebert. „Es war schrecklich, das Spiel von der Box aus zu verfolgen. Ich glaube, ich habe irgendwann sogar auf den Fernseher eingeschlagen“, meinte Klinsmann nach dem 1:0 (0:0) über Panama im Finale des Gold Cups.

Umso größer war die Freude, als der US-Coach endlich auf den Rasen durfte und seine Jungs herzen konnte. „Sie haben alles gegeben, was sie haben. Sie können sehr, sehr stolz auf sich sein.“ Der Fußball sei in den USA nicht mehr aufzuhalten. „Er wird nur noch größer und besser“, prophezeite Klinsmann.

Entsprechend ausgelassen ließen sich die Spieler nach dem insgesamt fünften Titel der CONCACAF-Kontinentalmeisterschaft von den 57 290 Zuschauer im Soldiers Field Stadion von Chicago feiern. Als Kapitän Damarcus Beasley die goldene Trophäe hochreckte, genoss Klinsmann seinen ersten Titel als Nationaltrainer etwas im Hintergrund. Der Schwabe überließ seinen Spielern die Bühne.

„Es ist für jeden ein tolles Gefühl, auch für den Trainer“, gab Klinsmann allerdings gern zu: „Du gewinnst einen Pokal, weil Du es verdient hast. Das war 1990 auch so, als wir die WM gewonnen und es auch verdient hatten“, erinnerte Klinsmann an seinen größten Triumph als Spieler mit der deutschen Nationalmannschaft.

Im Finale wurden Klinsmanns Nerven mächtig strapaziert

Im Gold-Cup-Finale wurden Klinsmanns Nerven mächtig strapaziert. Wegen seines Ausrasters im Semifinale gegen Honduras war er von der Bank auf die Tribüne verbannt worden. Nachdem ein Handspiel Panamas nicht mit einem Elfmeter für die US-Boys geahndet wurde, klatschte Klinsmann mit der flachen Hand auf die Scheibe und schimpfte in seiner Luxus-Loge wie ein Rohrspatz. Hilflos musste er auch mitansehen, wie Stuart Holden von den Bolton Wanderers mit einer Knieverletzung schon Mitte der ersten Halbzeit vom Platz musste. „Es sieht nicht gut aus“, meinte Klinsmann, „es tut uns sehr, sehr leid für ihn“.

Dann aber die Erlösung. Und was für eine! 42 Sekunden nach seiner Einwechslung schob England-Legionär Brek Shea den Ball aus kürzester Distanz zum 1:0 für die Amerikaner über die Linie. „Es ist egal, wer heute getroffen hat: Wir haben gewonnen“, gab sich der Matchwinner recht bescheiden. Dennoch sorgte er mit seinem Treffer nicht nur für den insgesamt fünften Gold-Cup-Titel der US-Boys nach 1991, 2002, 2005 und 2007. Klinsmanns Mannschaft um den ehemaligen Bundesliga-Profi Landon Donovan - den wertvollsten Spieler des Turniers - baute mit dem elften Sieg nacheinander auch ihre Rekordserie weiter aus.

„Ein Tor, aber viel zu feiern für die USA im Gold-Cup-Finale“, schrieb die „New York Times“; gegen den Sieger des Gold Cups in zwei Jahren ermitteln die USA zum Beispiel den Teilnehmer für den Confed Cup 2017 in Russland.

Ganz nebenbei dürfte sich der Erfolg auch psychologisch niederschlagen. Im September geht für die US-Mannschaft die WM-Qualifikation weiter. Derzeit führt das Team mit 13 Punkten aus sechs Spielen die Nord- und Mittelamerikagruppe vor Costa Rica (11) an und am 6. September kommt es in San Jose zum möglicherweise vorentscheidenden Duell. „Wir haben gesagt, dass wir einen Weg starten wollen, der uns hoffentlich 2014 nach Brasilien führt“, betonte Klinsmann.