„Es gefällt uns sehr gut in Stuttgart. Die Stadt und ihre Bevölkerung sind großartige Gastgeber“, sagt US-General Carter F. Ham. Foto: PPFotodesign.com

US-Regionalkommando für Afrika wird nicht in die USA verlegt – US-Kommandeur Ham: teurer als USA, aber mit vielen Vorteilen.

Stuttgart - Eine langjährige Kontroverse ist zu Ende. Und Stuttgart hat gewonnen: Denn noch in den letzten Tagen seiner Amtszeit hat US-Verteidigungsminister Leon Panetta dem Drängen von US-General Carter F. Ham nachgegeben und sich dagegen entschieden, das Hauptquartier aus Stuttgart in die USA zu verlegen. „Wir werden auf absehbare Zeit hier bleiben“, sagt Ham im Gespräch mit unserer Zeitung. Das freut den Heeresgeneral, der Africom seit März 2011 führt und in einigen Wochen (Ham: „wahrscheinlich im April“) ebenfalls seinen Posten räumt.

Noch bevor Ham vom US-Senat als zweiter Kommandeur des US-Regionalkommandos für Afrika (Africom) bestätigt wurde, musste er den Politikern in Washington schon Ende 2010 versprechen, dass er die Suche nach einer dauerhaften Heimat für das jüngste der sechs Regionalkommandos neu eröffnen würde.

Seit Africom 2008 in den Möhringer Kelley-Barracks seine Arbeit aufnahm, war kaum etwas umstrittener als der Heimatort dieses Stützpunkts. Einige afrikanische Staaten befürchteten neokoloniale Absichten der USA und lehnten es rundweg ab, das Hauptquartier mit seinen heute rund 1500 Mitarbeitern zu beherbergen. Gleichzeitig machten Politiker aus US-Staaten wie Virginia, Georgia oder South Carolina mächtig Druck, den Stützpunkt als Wirtschaftsfaktor für ihre Heimatregion zu gewinnen.

"Stuttgart ist ein großartiger Gastgeber"

„Es gefällt uns sehr gut in Stuttgart. Die Stadt und ihre Bevölkerung sind großartige Gastgeber“, lobt Ham die hohe Lebensqualität für seine Soldaten in der Landeshauptstadt: „Die Sicherheitslage ist gut, die Unterstützung ist gut. Viele unserer Kinder besuchen deutsche Schulen.“

Aber er konnte gegenüber dem US-Verteidigungsministerium auch harte, operative Gründe für einen Verbleib des Hauptquartiers in Stuttgart ins Feld führen: Zuallererst die größere räumliche Nähe zu den Unruheherden in Afrika. „Wir operieren hier praktisch in derselben Zeitzone“, erklärt der General, der sich gleich zu seinem Amtsantritt um die Revolution in Libyen kümmern musste und nun die Franzosen bei ihrem Eingreifen in Mali unterstützt. In den vergangenen Jahren ist Afrika für die USA strategisch immer wichtiger geworden.

Es sei unbestreitbar „kostengünstiger, das US-Hauptquartier in den USA anstatt in Deutschland zu betreiben“, räumt der 60-jährige Vier-Sterne-General ein. Doch die Vorteile würden die Extra-Kosten aufwiegen. Dazu zählt er auch die Nähe zum Stuttgarter Flughafen mit angeschlossenem US-Militärteil sowie die Nachbarschaft zum US-Regionalkommando für Europa (Eucom), mit dem man sich Logistik und Truppen teilt. Der Plan, Africom irgendwann einmal nach Afrika zu verlegen, scheint indessen komplett vom Tisch: „In einer Zeit finanzieller Einschränkungen, wäre es für uns sehr teuer, dort ein solches Hauptquartier zu errichten“, sagt General Ham.