Urs Widmer ist tot. Foto: dpa

Er galt als würdiger Nachfolger für Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Mit dem großen Intellektuellen Urs Widmer verlieren die Schweiz und der gesamte deutschsprachige Raum einen der wichtigsten Schriftsteller der Gegenwart.

Er galt als würdiger Nachfolger für Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Mit dem großen Intellektuellen Urs Widmer verlieren die Schweiz und der gesamte deutschsprachige Raum einen der wichtigsten Schriftsteller der Gegenwart.

Zürich - Der Schweizer Schriftsteller Urs Widmer ist tot. Der international erfolgreiche Autor starb am Mittwoch im Alter von 75 Jahren nach schwerer Krankheit in Zürich, wie der Diogenes Verlag mitteilte.

Widmer zählte zu den bekanntesten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart und war "einer der vielseitigsten und erfolgreichsten Schweizer Schriftsteller der Generation nach Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch", wie es in der Verlagsmitteilung heißt.

Mit Widmer verliere Schweiz nicht nur einen großen Schriftsteller, schrieb die "Neue Zürcher Zeitung" in ihrer Online-Ausgabe: "Urs Widmer hat mit seiner heiteren Besonnenheit und seinem temperamentvollen Esprit das intellektuelle Leben hierzulande maßgeblich mitgeprägt und belebt."

"Der Geliebte der Mutter" war sein bekanntestes Werk

Sein Debüt gab der in Basel geborene Dramatiker und Hörspielautor 1968 mit der Erzählung "Alois". Zu seinen wichtigsten Werken zählen die autobiografisch gefärbte Trilogie "Der Geliebte der Mutter" (2000), "Das Buch des Vaters" (2004) und "Ein Leben als Zwerg" (2006). Darin verknüpfte Widmer individuelle Schicksale mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte Widmer die Autobiografie "Reise an den Rand des Universums", die allerdings lediglich seine ersten 30 Lebensjahre umfasst. Darin zeichnet er seine Kindheit und Jugend als Kind einer zur Schwermut neigenden Mutter und eines von der Literatur geradezu besessenen Vaters nach.

Einen Riesenerfolg als Dramatiker erlebte Widmer 1997 mit "Top Dogs", einem Theaterstück über den Absturz von Spitzenmanagern. Zu seinem 75. Geburtstag im Mai 2013 erschienen seine "Gesammelten Erzählungen".

Rund drei Dutzend Erzählungen, Romane, Theaterstücke, Essays und andere Werke erschienen im Diogenes Verlag. Für sein umfangreiches Werk wurde Urs Widmer 2007 mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis ausgezeichnet. Seinen Stil zeichne "der Wechsel der Töne aus: Ironie und Satire stehen neben surrealer und realistischer Präzision", urteilte die Jury damals.

Zudem wurde er mit dem Schweizer Literaturpreis und dem Jakob-Wassermann-Literaturpreis der Stadt Fürth ausgezeichnet. 1966 promovierte Widmer mit einer Arbeit über die deutsche Nachkriegsprosa. Als Verlagslektor förderte Urs Widmer die Schreibkunst junger Autoren.

Die Beerdigung wird laut Diogenes Verlag im engsten Familienkreis stattfinden. Geplant sei aber auch eine öffentliche Trauerfeier. Das Datum werde demnächst bekanntgegeben.