Erstmals seit 2017 drehte der Gemeinderat am Montag die Kurtaxe nach oben. Die konkrete Höhe wurde dabei zur Kampfabstimmung.
Zwei Premiumwanderwege, das Kinzigtalbad, der gemeinsame Auftritt im Schwarzwald Tourismus Kinzigtal: In Wolfach und der Umgebung hat sich touristisch seit der letzten Anpassung der Kurtaxe 2017 einiges getan.
Auch bei den Ausgaben: Die kurtaxefähigen Kosten liegen 2025 um 26 Prozent höher als vor acht Jahren. Dass die Kurtaxe angepasst werden soll, war darum am Montag im Gemeinderat unstrittig. Wie hoch das Plus ausfallen soll aber nicht.
Die Verwaltung hatte eine Erhöhung von 1,70 Euro pro Übernachtung auf 2,20 Euro vorgeschlagen. Die Kalkulation stellte Andreas Dieterle vom Rechnungsamt vor: Die kurtaxefähigen Kosten – unter anderem für Spielplätze, Museum, Minigolfanlage, Freizeitanlage Biesle, Wanderwege oder Kinzigtalbad – summierten sich inzwischen auf rund 426 000 Euro netto (2017: rund 380 000 Euro).
Die CDU befürchtet „schlechtes Signal für die Tourismusbranche“
Demgegenüber wurden 105 443 Übernachtungen veranschlagt, rund 2210 davon für Zweitwohnsitze und Dauercamper, die einen pauschalen Jahressatz bezahlen. Vergünstigte Tagessätze gibt es zudem für Patienten von Fachkliniken sowie Tagungsteilnehmer.
Maximal 4,04 Euro pro Übernachtung dürfte die Stadt verlangen, erläuterte Dieterle. Mit einem Tagessatz von 2,20 Euro erhoffe man sich Einnahmen von 200 000 Euro netto. Das entspräche einem Kostendeckungsgrad von 47 Prozent, die Restsumme von mehr als 225 000 Euro blieben an der Stadt hängen.
„Die 2,20 Euro, die wir anstreben – das ist kein Alleingang“, sagte Bürgermeister Thomas Geppert. Inge Schoch (SPD) fragte: „Warum geht man nicht noch etwas höher, wenn wir so nur einen Deckungsgrad von 47 Prozent erreichen?“ Die Touristiker im Rathaus taten sich mit einer weiteren Steigerung schwer – prognostizierten aber für die nächsten zwei bis drei Jahre eine weitere Erhöhung aufgrund der Kosten für steigende Digitalisierung.
Geppert: „Wenn wir sagen, wir machen da noch mal etwas drauf, tut’s dem Haushalt nur gut.“ Carsten Boser (Grüne) sah 2,50 Euro als gerechtfertigt: „Wir müssen unser Licht nicht unter den Scheffel stellen. Ich glaube nicht, dass wegen 30 Cent weniger Leute kommen.“Für andere waren 2,20 Euro die Schmerzgrenze: „Wir sollten schon moderat erhöhen“, sagte Georg Schmieder (FWV). „Ich möchte auch nicht, dass wir das weiter erhöhen als 2,20 Euro.“
Die Entscheidung fällt denkbar knapp
Mehr sei ein schlechtes Signal für die Tourismusbranche, so Kordula Kovac (CDU). „2,20 Euro kann man mitgehen“, sagte Jürgen Schorn (FWV). Damit schlage man 50 Cent zum aktuellen Satz auf, müsse aber auch sehen, dass die Betriebe auch Geld verdienen müssten. „Es wäre ein schlechtes Signal, wenn wir gleich zu stark erhöhen.“ Der Trend gehe zu kürzeren Aufenthalten. 2,50 Euro würden daher den meisten nicht weh tun. Anja Kopp (FWV) hatte „auch keinen Schmerz, auf 2,50 Euro zu erhöhen. Es ist eine Möglichkeit für uns, etwas mehr einzunehmen.“
Die Befürworter verwiesen auf den Gegenwert, etwa durch die Bonus-Karte. „Ich habe noch nie Urlaub gemacht und geschaut, was die Kurtaxe kostet“, sagte Michael Schamm (CDU). Er habe vorab mit einem Ferienwohnung-Vermieter gesprochen: „Man kann das gut verkaufen, wenn man die Vorteile, die man hat, auch erwähnt.“
In dezimierter Besetzung stimmten schließlich sieben Ratsmitglieder für einen Kurtaxe-Tagessatz von 2,50 Euro, sechs stimmten dagegen – einer enthielt sich. Die Satzung, die zum 1. Januar 2026 in Kraft tritt, wurde bei drei Enthaltungen beschlossen.
Sondersätze
Für 28 Zweitwohnungen bis 50 Quadratmeter werden jährlich 25 Euro Kurtaxe fällig, für 15 Zweitwohnungen größer als 50 Quadratmeter sowie neun Dauercamper-Stellplätze jährlich je 50 Euro. Patienten anerkannter Fachkliniken bezahlen künftig 50 Cent pro Übernachtung, Tagungsteilnehmer 70 Cent.