Die Beliebtheit von professionellen Pools im Garten steigt vor allem in der Corona-Pandemie. Foto: Blätterwerk-Redaktionsbüro/Petra Reidel

Kurz vor den Sommerferien wächst der Traum von Strand, Meer und Abkühlung. Doch die Pandemie macht einer Reise ins Ausland einen Strich durch die Rechnung. Alternativ holt man sich den Schwimmspaß nach Hause mithilfe von Pool, Swim-Spa, Teich oder Whirlpool. Vor allem im Corona-Jahr boomt dieses Geschäft.

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Oberndorf - "Die Nachfrage ist schon vor Corona enorm gestiegen. Durch die Pandemie haben wir aber nochmal eine Steigerung von bis zu 100 Prozent", berichtet Otmar Knoll, Inhaber der Firma Whirlpools World in Deißlingen-Lauffen. 

Der steigende Trend umfasse alles, was mit Wasser zu tun hat, fügt Reiner Bierig hinzu. Er ist Geschäftsführer des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (GaLaBau) Baden-Württemberg. Dieser unterstützt unter anderem Privatmenschen bei der (Um-)Gestaltung ihres Gartens. "Wasser als Gestaltungselement ist sehr beliebt, vom Quellstein bis zum Naturteich. Zum Pandemiebeginn ist die Nachfrage dann sprunghaft gestiegen", sagt Bierig. 

Die steigende Nachfrage hat viele Gründe

Gründe für den Boom sind unter anderem mangelnde Reisemöglichkeiten, eingeschränkte Nutzung der Freibäder, Unsicherheiten bezüglich des Sommerurlaubs, sowie der Wunsch, sich das Urlaubsgefühl nach Hause zu holen. "Der Garten wird immer wertvoller für viele Bürger. Die Menschen leben darin wie in einem Wohnzimmer. Und ein Pool oder Teich vervollständigen einfach das Bild. Sie ermöglichen das Schwimmen, Baden und einfach nur Abkühlen vor der eigenen Haustür", erklärt Bierig. Ein weiterer Grund ist die Gesundheit - sowohl beim Whirlpool als auch beim Schwimmbecken. "Bewegungen sind im Wasser einfacher und die Gelenke werden geschont", erläutert Firmeninhaber Knoll.

Pools aus dem Baumarkt dienen dabei häufig als Einstiegsmodelle für im Boden eingelassene Schwimmbecken. "Diese Modelle sind jedoch zum Schwimmen ungeeignet. Sie dienen nur zum Planschen und haben nichts mit der Gesundheit zu tun", sagt Knoll.

Materialmangel stellt die Branche vor Probleme

Die steigende Nachfrage stellt die Branche jedoch weltweit vor ein Problem: Materialmangel. "Das fängt bei ganz banalen Dingen wie Schläuchen an, deren Lieferzeiten und Preise extrem gestiegen sind. Und wenn nur ein Teil für die Produktion fehlt, ist es vorbei", klagt Knoll. Bei Whirlpools World seien vor allem Kunststoff, Metall und Stahl Mangelware. "Wir haben Lieferzeiten bis April 2022", berichtet der Inhaber.

Auch Verbandsgeschäftsführer Bierig gibt an, dass man mit Wartezeiten mit bis zu einem halben Jahr rechnen muss. "Wir leiden unter den aktuellen extremen Preissteigerungen, beispielsweise beim Holz", sagt der Geschäftsführer. "Vor der Pandemie konnte man ein paar Wochen im Voraus das Material bestellen. Heute muss man das gleich zu Beginn des Auftrags machen." Vor allem regionale Materialien wie Naturstein, Stahl und Holz seien von den Engpässen betroffen. "Immer mehr Kunden wollen einen nachhaltigen Bezug und nicht den Naturstein aus Vietnam", erklärt Bierig.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch bei der Gestaltung eines Gartenteichs immer mehr eine Rolle. "Bei dem Wort Pool denkt man meistens zuerst an glasklares Wasser, das mit Chlor gereinigt werden muss", sagt Bierig. Doch immer beliebter werden naturnahe Badeteiche, bei denen das Wasser durch Pflanzen geklärt wird. "Der Trend geht allgemein in Richtung naturnahe Gärten. Dazu gehören auch Biodiversität und begrünte Dächer. Die jüngeren Generationen wollen einfach keinen geschniegelten Garten mehr haben", beobachtet der GaLaBau-Geschäftsführer.

Generell steige die Nachfrage nach Pools und Co. vor allem bei jungen Familien, berichtet Knoll. Denn: "Früher war unser Kundestamm zwischen 40 und 60 Jahre alt, heute beginnt er schon bei 30 Jahren."

Kosten liegen ab 10.000 Euro aufwärts

Doch was muss beachtet werden, bevor man sich für Abkühlung oder Wellness daheim entscheidet? Händler, die versprechen, noch in diesem Jahr einen Pool oder Whirlpool aufbauen zu können, sind laut Knoll nicht seriös. Ebenso müssten Laien bei Billigangeboten aufpassen. "Diese Whirlpools haben meist einen niedrigeren Energiestandard und verbrauchen damit mehr Strom. Ob ich nur 40 Euro oder 100 Euro im Monat für den Unterhalt ausgebe, ist durchaus ein Unterschied", erklärt der Inhaber. Hinzu komme, dass diese Modelle oft aufgrund von glasfaserverstärkten Kunststoffen in der Verarbeitung im Sondermüll entsorgt werden müssen, was zusätzlich Geld koste. "Bei manchen billigen Exemplaren zielen die Düsen außerdem direkt auf das Rückenmark, und das ist schädlich für die Gesundheit", fügt Knoll hinzu.

Bevor man im Garten ein Loch für einen Pool oder Teich buddelt, sollte man unbedingt mit einem Fachmann einen Plan ausarbeiten, rät Bierig. Dabei ginge es nicht nur um Fragen über die Gestaltung, Lage und die Technik, sondern auch um die Sicherheit. Diese spielt vor allem bei Kindern eine Rolle.  

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Im Gegensatz zu billigen Produkten seien Modelle "made in Germany" außerdem nachhaltiger. Dies schätzten auch seine Kunden, so der Whirlpools World-Inhaber. Er erklärt: "Wir haben eine absolut klimaneutrale Produktion und verwenden recyclingfähige Materialien oder solche, die bereits recycelt wurden. Aber dafür können wir eben nicht so günstig produzieren." Denn während Pools aus dem Baumarkt oder dem Internet bereits unter 10.000 Euro erhältlich sind, kosten Produkte "made in Germany" mehr. Beim Whirlpool geht es laut Knoll bei 10.000 Euro los, der Premium-Bereich liege bei rund 30.000 Euro. Ein Swim-Spa sei für rund 20.000 bis 40.000 Euro erhältlich und Swimmingpools ab rund 40.000 bis 100.000 Euro. Teiche fangen laut Bierig bei ungefähr 15.000 Euro an. Die Kosten variieren je nach Größe, Beschaffenheit des Grundstücks, Material und Ausstattung. 

Energie sparen durch Abdeckung

Hinzu kommen noch die Unterhaltskosten. Dazu gehören Wasser und Strom. Bei einem Swim-Spa muss das Wasser nach ungefähr einem Jahr - je nach Grad der Verschmutzung - ausgetauscht werden, berichtet Knoll. Beim Whirlpool im Durchschnitt zweimal im Jahr. "Bei rund eineinhalb Kubikmeter Wasser sind das bei einem Whirlpool vielleicht sechs Euro im halben Jahr für den Wasserwechsel", so Knoll. 

Beim Swimmingpool sieht das bereits anders aus. Der Bundesverband Schwimmbad & Wellness (BSW) gibt in einer Statistik Folgendes an: "Ein Pool von einer Größe acht Meter Länge, vier Meter Breite, eineinhalb Meter Tiefe, hat ein Volumen von 48 Zentimeter. Das entspricht einem Wasservolumen von 48.000 Litern. Ein Liter Wasser hat einen Preis von rund 0,2 Cent (variiert je nach Region)." Somit ergebe sich für eine Poolfüllung ein Preis von 96 Euro.

Der BSW gibt außerdem an, dass man bei einem Pool mit circa drei bis fünf Euro pro Tag an laufenden Kosten rechnen muss. Der Wert variiere je nach Größe, Ausstattung, und Nutzungsintensität. Kosten könne man beispielsweise bei der Energie sparen, indem der Pool abgedeckt wird. "Schwimmbadabdeckungen werden zu Recht als Energiesparer Nummer eins bezeichnet. Sie verringern die Abkühlung des Wassers und reduzieren den Energiebedarf bei Wiederaufwärmung erheblich - bis zu 80 Prozent", so der Verband. Bert Granderath, BSW-Vizepräsident, erklärt: "Wer seinen privaten Pool regelmäßig abdeckt, kann in der Schwimmbadsaison Mai bis September rund zwölf Tonnen Kohlenstoffdioxid sparen." 

Feuerwehr ist nicht für Befüllung des Pools zuständig

Und wie kommt das Wasser in den Pool? Die gängigste Methode ist der Gartenschlauch. Um Zeit beim Auffüllen zu sparen, kann man sich beim zuständigen Wasserwerk ein Standrohr mit Wasserzähler ausleihen. Damit kann man das Wasser selbst von der Straße anzapfen, falls dies möglich ist. 

Die Feuerwehr sollte man jedoch in dieser Angelegenheit nicht kontaktieren. Zum einen hat die Feuerwehr keine Standrohre mit Wasserzähler, zum anderen gehört dies nicht zu ihrem Aufgabenbereich.