Die junge Odilia, hier bei ihrer Taufe, wurde von Elea Strätz verkörpert. Foto: Endrik Baublies

Im proppenvollen Lahrer Parktheater gab es eine ungewöhnliche Uraufführung – ein Musical mit religiösem Einschlag.

Grundlage des Musicals „Odilia – Wunder gescheh’n für den, der glauben kann“ ist eine Legende aus dem 10. Jahrhundert, die auf der Lahrer Bühne in diese Handlung umgemünzt wurde: Odilia (ca. 660 – 720) wird blind auf der Hohenburg (Obernai) geboren. Da der Vater Eticho (Jess Haberer) das Kind töten lassen will, gibt die Mutter Bereswinde (Gabi Seitz-Barbo) es in ein Kloster. Während der Taufe durch Bischof Erhard von Regensburg (Karlheinz Barbo) wird Odilia (als Kind gespielt von Elea Strätz) sehend.

 

Als Frau (nun: Judith Goldschmidt) kehrt Odilia auf die väterliche Burg zurück. Im Zorn erschlägt Eticho seinen Sohn Hugo (Frank Haberer) und verbannt die Tochter zu den Mägden. Die schöne Frau widersteht allen Heiratsabsichten, flüchtet in die Nähe von Freiburg, wirkt dann Wunder und gründet das Kloster am Fuß des Odilienbergs.

Im sehr ausführlichen Programmheft beschrieben Gabi Seitz-Barbo (Texte) und Karlheinz Barbo (Musik) das Musical als eine „musikalische Erzählung“. Sprecher Hansy Vogt nannte das Stück zu Beginn des Abends indes ein „wunderbares Märchen“. Eine treffende Charakterisierung, ungeachtet des überwiegend musikalischen Charakters. Denn die Hauptfiguren singen, Sprechrollen gibt es nicht. Vogt übernahm die Rolle des allwissenden Erzählers.

Die Akteure auf der Bühne waren alles Profis

Eine wichtige Rolle spielte auch ein Projektchor, den Adrian Sieferle leitete. Die Sängerinnen und Sänger fassten wesentliche Teile der Lebensgeschichte Odilias zusammen, trieben so die Handlung ebenfalls voran. Diese Konzentration hat dem Stück gutgetan.

Die erwachsene Odilia (Judith Goldschmidt) versöhnt sich mit ihrem Vater Foto: Baublies

Man merkte, dass die Verfasser des Märchens und die Akteure auf der Bühne musikalische Profis waren. So hat etwa Judith Goldschmidt eine Gesangsausbildung. Jess Haberer, Schulrektor in Ruhestand, ist indes als „singender Offenburger Stadtrat“ bekannt und spielt in verschiedenen Bands. Und Frank Haberer, Konrektor der Sommerfeldschule im Offenburger Stadtteil Windschläg, hat sich den Beinamen „singender Schulleiter“ verdient. Auch die zwölfjährige Elea Strätz zeigte Talent. So hatten alle Gesangsnummern ein ansprechendes Niveau.

Die Inszenierung bot einen interessanten Genre-Mix, der beim Publikum sehr gut ankam. Das Ehepaar Seitz-Barbo sowie Hansy Vogt sind zum Beispiel in Schlager und Volksmusik beheimatet. Komponist Karlheinz Barbo hatte aber auch Anleihen bei klassischer Musik genommen, was ebenfalls gut zu der Geschichte passte.

Die insgesamt 17 Szenen mit Gesang überzeugten durch eine aufwendige Inszenierung und sorgfältige Choreografie. Schade war nur, dass die Gesangsstimmen im Parktheater mit zu viel Hall ausgestattet waren. Dadurch wirkte das Märchen etwas künstlich.

Auf der anderen Seite waren die Besucher im nahezu ausverkauften Saal sichtlich angetan, viele sogar regelrecht begeistert. Die Aufführung war ein großer Erfolg für die Macher – Gabi Seitz-Barbo und Elfi Wittner, die die Lieder sowie die Geschichte geschrieben hatten, und Karlheinz Barbo, von dem die Musik stammte. Sie hatten die heilige Odilia – Schutzpatronin des Elsass und des Augenlichts – würdigen und zugleich das Publikum unterhalten wollen. Beides ist ihnen vollauf gelungen.

Die heilige Odilia

Die heilige Odilia war eine Äbtissin. Ihre Biographie basiert hauptsächlich auf einer Legende aus dem 10. Jahrhundert. Demnach wurde Odilia auf der Hohenburg (Gemeinde Obernai) geboren. Sie war die Tochter des Herzogs Eticho und kam blind zur Welt. Aus diesem Grund wollte ihr Vater sie töten lassen; die Mutter rettete sie, indem sie das Kind in ein Kloster gab.

Später versöhnte sie sich mit ihrem Vater, der ihr ein Besitztum auf der Hohenburg im Elsass – dem späteren Odilienberg – zur Verfügung stellte, wo sie 690 ein Kloster gründete. Historisch bezeugt ist die Schenkung des Klosters Hohenburg durch Herzog Eticho an seine Tochter Odilia. Ihr Grab befindet sich auf dem Odilienberg, dem wichtigsten Wallfahrtsort des Elsass. Die dortige Quelle gilt als hilfreich bei Augenleiden.