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Neue Bilder - Stuttgarter Norden: Zahlreiche Straßen wurden nach heftigem Regen gesperrt.

Stuttgart/Ludwigsburg - Das erste Unwetter dieses Jahres hat im Stuttgarter Norden und den angrenzenden Landkreisen zahlreiche Straßen überflutet und Keller unter Wasser gesetzt. Bundesstraßen und Tunnel mussten zeitweise gesperrt werden. Teilweise fielen in einer Stunde 100 Liter Regen pro Quadratmeter.

Die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdiensts traf bei Polizei und Feuerwehr am Sonntag um 5.30 Uhr ein: Über Stuttgart und den umliegenden Landkreisen müsse mit schweren Gewittern und starkem Regen gerechnet werden. Daraufhin rüstete sich die Integrierte Leitstelle mit zusätzlichem Personal - und verständigte die freiwilligen Feuerwehren sowie das Technische Hilfswerk.

Die Strategie sollte sich als richtig erweisen. Von 6 Uhr an stand das Telefon nicht mehr still, in Stammheim, Zuffenhausen, Bergheim, Weilimdorf, Wolfbusch und Giebel bot sich überall das gleiche Bild: Wassermassen, die aus ihrem zu engen Korsett ausbrachen und sich über die Straßen ergossen, vor allem über die B 295 bei Weilimdorf.

Land unter in Weilimdorf

In Stammheim stand der Tunnel der B27a unter Wasser. Ein Fahrzeug, das in den Tunnel eingefahren war, blieb stecken, die Fahrzeuginsassen wateten zu Fuß ins Freie. In Zuffenhausen sperrte die Polizei die Strohgäustraße zwischen Porscheplatz und Adestraße, und auch die Stammheimer Straße war überflutet. Auf der B295 in Weilimdorf stand das Wasser bis zu einen Meter hoch. Die Straßenmeisterei rückte an, um die Ablaufschächte freizulegen. Auf der Bergheimer Steige flossen statt Verkehr Wasser, Schlamm und Geröll.

Die Feuerwehr musste zu großen Wassereinbrüchen in Firmen ausrücken, auch in die Lautenschlagerstraße in der Innenstadt. Zwischen 6 und 10 Uhr zählte sie 80 Einsätze. Insgesamt waren rund 300 Mann im Einsatz. Als sich die Lage in Stuttgart entspannt hatte, halfen die Wehren ihren Kollegen in den Nachbarkreisen aus.

Denn vor allem den Landkreis Ludwigsburg und den Norden des Kreises Böblingen hatte das Gewitter bös erwischt, insbesondere die Gemeinden Gerlingen, Ditzingen, Korntal-Münchingen und Schwieberdingen. In Gerlingen schlugen Blitze in zwei Wohnhäuser ein, wobei jedoch kein nennenswerter Schaden entstanden ist, in Ditzingen schwappte die Kläranlage über, wodurch ungereinigtes Abwasser in die Glems gespült wurde.

Blitzeinschläge sorgen für hohen Sachschaden

Im Ortskern von Schwieberdingen stand das Wasser der Glems bis zu 1,50 Meter hoch und überflutete den Ratskeller, vier Tiefgaragen und mindestens 200 Keller. Zahlreiche Fahrzeuge standen bis zum Dach im Wasser. Gegen 13 Uhr erreichte die Flutwelle der Glems das zur Stadt Markgröningen zählende Unterriexingen. Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis und das Technische Hilfswerk waren auch dort mit 300 Kräften im Einsatz, sicherten Wohngebäude und errichteten Sandsacksperren.

Im Kreis Böblingen erwischte es vor allem Leonberg-Eltingen. Dort fiel teilweise der Strom aus, Flüsse und Bäche traten über die Ufer. Im Leonberger Stadtteil Höfingen schlug der Blitz in ein Wohnhaus und setzte es in Brand. Der Sachschaden beträgt etwa 60000 Euro. Im überschwemmten Höfinger Täle musste die Feuerwehr zwei im Wasser treibende Flüssiggas-Tanks bergen.

In Sindelfingen ist eine Baugrube vollgelaufen, wodurch ein Kran umzustürzen drohte. Auch die Autobahnpolizei rückte aus, wenn auch nur zu zwei Einsätzen: Am Kreuz Stuttgart lag Schlamm auf der Fahrbahn der Überleitung, so dass es zu erheblichen Behinderungen kam, und an der Anschlussstelle Herrenberg ereignete sich bei starkem Regen ein Unfall, bei dem zwei Personen verletzt wurden.

Beim Deutschen Wetterdienst lagen mittags die ersten Messergebnisse vor: 42 Liter pro Quadratmeter hatte es in Vaihingen/Enz binnen einer Stunde geregnet, in Ludwigsburg waren es 50 Liter und in Ditzingen bis zu 100 Liter. "Für solche Regenfälle sind entweder Abwasserkanäle zu klein ausgelegt", sagt Inko Weber, der Lagedienstführer in der Leitstelle, "oder die Gullys waren verstopft." Nach ersten Schätzungen der Feuerwehr geht der Schaden insgesamt in die Millionen.

Der Deutsche Wetterdienst gab am Sonntag noch keine Entwarnung: "Im Südwesten fällt der Luftdruck wieder", sagt Rolf Siegle, "mit weiteren Gewittern, die Unwettercharakter haben, ist zu rechnen."