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Unwetter: Aufräumen nach "Elvira". Behinderungen im Bahnverkehr. Schulen und Kindergärten geschlossen.

Die Unwetter sind weitergezogen, aber ihre Folgen werden die Menschen noch lange beschäftigen. In den betroffenen Landkreisen herrscht alles andere als die sprichwörtliche Ruhe nach dem Sturm.

Schwäbisch Hall. Das Wasser ist wieder weg, geblieben sind Schlamm, Schutt und Trümmer: Nach dem verheerenden Unwetter zu Wochenbeginn kämpfen die Menschen in den besonders betroffenen Regionen mit den Folgen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Thomas Strobl (CDU) wollen heute die am stärksten vom Unwetter verwüstete Region um Schwäbisch Gmünd besuchen.

Tief "Elvira" hatte am Sonntagabend und in der darauf folgenden Nacht schwere Verwüstungen hinterlassen. Vier Menschen kamen in Baden-Württemberg ums Leben, zwei davon in Schwäbisch Gmünd. Tausende Helfer waren im Einsatz. Viele Straßen und Wege waren auch gestern noch versperrt, Zugstrecken nach Erdrutschen blockiert.

Der Schaden lässt sich noch nicht beziffern

Der Landkreis Schwäbisch Hall, den das Unwetter-Tief besonders heftig traf, zog eine ernüchternde Bilanz: ein Wohnhaus und zwei Brücken zerstört, viele weitere beschädigt, darunter auch das Rathaus. Die Feuerwehr befreite erneut pausenlos Keller und Tiefgaragen vom Regenwasser. Straßenwärter und Abfall-Unternehmen hatten alle Hände voll zu tun, Geröll und Sperrmüll zu beseitigen.

In Künzelsau im Hohenlohischen sollen zwei Schulen auch heute noch geschlossen bleiben. In der rund 30 000 Einwohner zählenden Kreisstadt hatten Überschwemmungen einen Großteil der Innenstadt getroffen. Der Schaden sei enorm, lasse sich aber noch nicht beziffern, teilte die Stadt mit.

Auch in Heidelberg war der Neckar über die Ufer getreten. Nach Angaben der Stadt entspannte sich die Lage gestern aber wieder. Die Stadt verwies auf Prognosen der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg, wonach sich der Pegel bereits heute wieder dem Normalbereich von 2,20 Metern nähern sollte. Gestern Mittag lag er am Messpunkt Karlstor noch bei 3,23 Metern.

Auf der Autobahn 6 nahe Wolpertshausen (Schwäbisch Hall) kam es nach einem Lastwagenunfall zu einem langen Stau – der Verkehr ließ sich nur schwer umleiten, da umliegende Straßen noch wegen Unwetterschäden gesperrt waren. Überschwemmungen, Erdrutsche und technische Störungen dürften außerdem im Schienenverkehr noch mehrere Tage zu Behinderungen führen.

Auch im Audi-Werk in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) gingen die Aufräumarbeiten weiter. Die Produktion laufe nach wie vor nur in Teilen, sagte eine Sprecherin in Neckarsulm. Am Montag war der gesamte Betrieb vorübergehend gestoppt worden, weil Keller und Produktionshallen in Teilen des Werks unter Wasser standen.

Die Versicherer im Land konnten die Schäden auch gestern noch nicht beziffern. Die SV Versicherung rechnet mit Schäden im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Die Versicherung deckt als ehemaliger Monopolist immer noch etwa 70 Prozent der Gebäude im Land ab. Bei einem verheerenden Hagelunwetter im Sommer 2013 kam allein die Sparkassenversicherung für Schäden in Höhe von 600 Millionen Euro auf. Auch die Württembergische Versicherung rechnet mit deutlich spürbaren finanziellen Folgen – zunächst ohne konkrete Zahl.

Solch heftige Unwetter treffen auch die Einsatzkräfte hart. "Auf so etwas kann sich niemand vorbereiten", sagte der Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands, Willi Dongus. Zwar seien vom Grundsatz her alle Feuerwehren ausreichend ausgestattet. "Aber in einem solchem Fall, wenn ein ganzer Ort unter Wasser steht und Straßen überschwemmt sind, dann dauert es seine Zeit, bis die Hilfe überall ankommt." Für Feuerwehrleute und andere Einsatzkräfte könnten solche Einsätze mitunter auch sehr belastend sein, sagte Dongus. Aber: "Keiner wird allein gelassen."

Nabu kritisiert "enges Korsett" von Flüssen

Bäche und Flüsse sollten ihre Überschwemmungsflächen zurückbekommen, forderte unterdessen die Teamleiterin Naturschutz beim Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg, Ingrid Eberhardt-Schad. Fließgewässer seien über weite Strecken in enge Korsetts gefasst und von den Auwäldern abgekoppelt und Häuser in die Auen gebaut worden. An ihren Oberläufen müssten Bäche wieder über die Ufer treten können. "Diese Wetterlagen werden nicht weniger werden, umso wichtiger ist es, jetzt gegenzusteuern."