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Patchwork-Familie in dern 80ern: Über den Wortwitz von „Ich heirate eine Familie“ kann man noch heute schmunzeln.

Serien gibt es fast so lange wie das Fernsehen selbst. Manche begleiten den Zuschauer sein halbes Leben, andere überdauern sogar Generationen. Wir stellen Produktionen vor, die in Erinnerung bleiben.

Berlin - Manche Dinge aus den 80ern wirken inzwischen reichlich antiquiert: Telefone mit Kabel etwa oder ein Werbegrafiker, der mit der Hand zeichnet. Ohne Computer! Das Thema Patchwork-Familie hingegen ist fast alltäglich geworden. Deine Kinder, meine Kinder, unsere Kinder – Probleme, die vor 30 Jahren ungewöhnlich erschienen, kennen heute viele Leute. So hat die Serie „Ich heirate eine Familie“ noch immer viele Fans.

Die geschiedene Angi Graf (Thekla Carola Wied), Besitzerin einer Kinderboutique und dreifache Mutter, fühlt sich einsam. Durch die Verkupplungsaktion von Freundin Bille (Maria Sebaldt) lernt sie Werner Schumann (Peter Weck) kennen, einen grau melierten Werbegrafiker mit eigenem Büro. Sie verlieben sich. Doch in den prüden 80er Jahren lebt man nicht einfach so in wilder Ehe, da muss geheiratet werden.

Bis zum Happy End vor dem Standesbeamten ließen Autor Curth Flatow und Regisseur Peter Weck die Zuschauer ein bisschen zittern. Aber nur die erste Serien-Folge lang. Denn Hauptfigur Werner mag Kinder nach eigener Aussage zwar, möchte aber „bei der Herstellung selbst beteiligt sein“. „Einzeln gibt es uns nicht“, entgegnet Angi. Schließlich entscheidet sich der smarte Wiener für das Komplettpaket – und wird von heute auf morgen Vater von drei Kindern.

Die 14 Folgen unterhalten noch heute mit Wortwitz und Charme

Neben der aparten Angi (etwas antiquierte Lobes-Hymne von Bille: „Kann kochen, backen, nähen und sieht reizend aus“) bekommt er die pubertierende Tochter Tanja, den introvertierten Grübler Markus, der noch sehr an Papa hängt, das fröhliche Netzhäkchen Tom und Bommel, das Meerschweinchen. Werner bringt den Hund Lulu und das verschrobene Personal seines Studios mit in die Ehe. Später wird das gemeinsame Baby Franziska geboren.

Die Serie lief von 1983 bis 1986 im ZDF und wird oft im Sonntagvormittagsprogramm wiederholt. Die 14 Folgen unterhalten noch heute mit Wortwitz und Charme. Im Internet gibt es eine umfangreiche Fanseite. Und auch der Sender erinnert sich gerne: Extra für die Gala zur Feier von „50 Jahre ZDF“ dieses Jahr zu Ostern überraschte man Star-Gast Peter Weck (heute 83) mit seinen Filmsöhnen. Leider jedoch brachte es die verhuschte Moderatorin Maybrit Illner nicht fertig, ein rührendes Wiedersehensgespräch zu entwickeln. So erfuhr man nichts von den bemüht lächelnden jungen Männern, die da auf dem Sofa saßen.

Es wurde nicht erwähnt, dass Timmo Niesner (41), der damals den Markus spielte, heute als Synchronsprecher arbeitet und die deutsche Stimme von Elijah Wood („Der Herr der Ringe“) ist. Und auch nicht, dass Tarek Helmy (37) alias Tom Musikproduzent geworden ist. Und dass die Serienbrüder von einst heute gute Freunde sind. Angi alias Thekla Carola Wied (69) lebte kurzzeitig als Gattin des Oberbürgermeisters in Backnang, zog nach dessen Ausscheiden aus dem Amt nach München und dreht noch immer Filme – zuletzt etwa hatte sie einen Auftritt in der Kinderkomödie „Pommes essen“. Tanja alias Julia Biedermann (46) ging 2008 ins Dschungelcamp und zog sich danach für den „Playboy“ aus. Nun lebt sie mit ihrer Familie in Kalifornien.

Bommel das Meerschweinchen starb noch während der Dreharbeiten und musste durch Bommel II ersetzt werden. Nach Abschluss der Serie blieb es bei Tarek Helmy, ist aber inzwischen leider auch tot. Eine passable Karriere gemacht hat übrigens einer der Kleinstdarsteller: Oliver Korittke („Wilsberg“) hatte einen Kurzauftritt in der Folge „Heimlichkeiten“ als Brötchenkurier.

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