An der Nagold entlang geht es auf heimische Vogel-Exkursion. Foto: Fritsch

Schwäne, Reiher, Stockenten, Gartenbaumläufer und Blässhuhn – bei einer Tour entlang der Nagold gibt es viele heimische Vögel zu entdecken. Besonders, wenn man mit Fachleuten des Naturschutzbundes unterwegs ist.

Nagold - "Guck‘ mal, das Entle" – so reagieren die meisten beim Anblick dieses kleinen schwimmenden Vogels, weiß Klaus Drissner und klärt dann auf: Es handelt sich nicht um ein Entenjunges, sondern um einen Zwergtaucher. Der tummelt sich hier an der Nagold, taucht in kurzen Abständen, Futter suchend, und kommt flink, sich schüttelnd einige Meter weiter wieder an die Wasseroberfläche.

Es gab für den Laien einige Überraschungen bei dieser winterlichen Vogelexkursion, zu der die Ortsgruppe Nagold/Altensteig des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) am Samstag eingeladen hatte. Rund zwei Dutzend Leute gingen unter Führung von Klaus Drissner und Albrecht Bosch vom Vorstand der Ortsgruppe gegen 10 Uhr an der Schiffsbrücke los. Erst flussabwärts bis zum Baumarkt, dort über den Fluss, dann auf dem Glockenrain flussaufwärts zurück zum Ausgangspunkt.

Schwäne und Stockenten kennt jeder

Bei einer Exkursion am Fluss guckt man erst Mal aufs Wasser. Schwäne und Stockenten kennt jeder, zumal sie in großer Zahl vorkommen. Das Blässhuhn dagegen kommt nicht so oft vor. Es hat sich, so erläutert Drissner, erst nach der Landesgartenschau angesiedelt, nach dem man auf dem Wasser Brutplätze geschaffen hatte. Blässhühner sind ganz schwarz mit weißem Schnabel und Stirnschild.

Meistens aber zeigte der Vogelkundige nach oben. "Da" und "da"! Und wirklich gab es viel zu sehen. Am Himmel zog einmal ein Kormoran durch. Der ruhig Kreise ziehende Mäusebussard ist ohnehin kein Unbekannter, der die kleinen Vögel aber in Ruhe lässt. Ganz im Gegensatz zum Sperber, der wie der Falke etwas unruhig flattert und gerne auf Kleinvogeljagd geht.

Von den kleinen Vögeln waren manchmal ganze Trupps zu sehen, was den Exkursionsteilnehmern begeisterte "Ahs" und "Ohs" entlockte. Da war zum Beispiel ein ganzer Baum voller Erlenzeisige. Im Sommer lebt dieser Vogel paarweise in Wäldern, im Winter in Gruppen auf Schwarzerlen, die meist an Gewässern stehen. Wacholderdrosseln sind ebenso gesellig. Sie haben ihre Freude an den alten Apfelbäumen, wo die Früchte des vergangenen Herbstes einfach liegen blieben. Jemand hat dann einen Graureiher entdeckt. Der saß ganz allein oben in der Krone einer Pappel und sah hinunter auf die Vogelfreunde, die wiederum Mühe hatten, ihn, den gut getarnten, im Geäst zu finden. Wohl dem, der ein Fernglas hatte, was ja in der Einladung empfohlen wurde.

Der Eisvogel zeigt sich nicht

Nah am Wasser leben auch die Gebirgsstelze, die den Schwarzwald als (Mittel-) Gebirge schätzt, und der Eisvogel, der den kleinen, versteckten Wasserlauf liebt, der aus dem Elektrizitätswerk abfließt. Eine Gebirgsstelze zeigte sich den Vogelfreunden, der Eisvogel jedoch nicht.

Unterwegs kamen die Exkursionsteilnehmer am Stadiongebäude des VfL Nagold vorbei. Dort hat Albrecht Bosch auf die zusätzlichen Nisthilfen hingewiesen, die der Nabu gerade unter dem Dach angebracht hat. Sie sollen der Mehlschwalbe ein Zuhause bieten, die früher an jedem Bauernhaus eine Nistgelegenheit fand, heute aber kaum noch gute Plätze findet.

Ein wahres Vogelparadies

So geht es vielen Vögeln. Dagegen ist der Weg zurück entlang dem Glockenrain ein wahres Vogelparadies. Links und rechts verwilderte Gärten, dichte Hecken, Apfelbäume, die seit Jahren keiner mehr geschnitten hat. Doch was heißt "verwildert"? Das ist die Sicht des Menschen, der allzu oft nichts Wildes und Krummes toleriert. Gerade in der Stadt sollten solche Lebensräume erhalten und nicht alles "verdichtet" werden, meint Klaus Drissner. Dessen Großvater hatte ihn schon im Alter von sechs Jahren zum Erkunden der heimischen Vogelwelt mitgenommen. Danach engagierte sich Drissner im Nabu, lernte immer mehr über Vögel dazu und gibt dieses Wissen seit vielen Jahren weiter.

Zum Beispiel bei solchen Exkursionen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben viel über die gefiederten Mitbewohner gelernt, denn der Fluss, der durch die Stadt fließt ist eben auch ein interessanter Lebensraum. Man muss nur genau hinsehen. "Guck“, ein Gartenbaumläufer!" Der läuft, eher unerwartet, den Baumstamm hinauf. Oder der Zaunkönig. Einer der kleinsten Vogel hierzulande, dessen unglaublich laute Stimme aber noch oft zu hören ist. Der Zwergtaucher ist ebenfalls der kleinste, der kleinste Taucher in Europa. Und das bei uns auf der Nagold.