Seit Beginn des Krieges engagiert sich der Lahrer Pirmin Styrnol. Anlässlich einer Hilfslieferung im April wurden er und Anzhelika Kovalenko stellvertretend für die Mitglieder des Vereins geehrt. Der Bürgermeister der ukrainischen Stadt Kalusch empfing die beiden mit einer traditionellen Geste.
Pirmin Styrnol und Anzhelika Kovalenko staunten nicht schlecht, als sie zum vereinbarten Termin im Rathaus der ukrainischen Stadt Kalusch empfangen wurden. „Eigentlich hatten wir mit einem Sechs-Augen-Gespräch gerechnet. Einen so tollen Empfang hatten wir wirklich nicht erwartet“, wird Styrnol in einer Pressemitteilung des Vereins „Gemeinsam Europa“ – auch bekannt als „Lahr hilft“ – zitiert.
OB Ibert tauscht sich mit seinem Amtskollegen aus
Denn statt eines informellen Gesprächs empfingen Bürgermeister Naida und die gesamte Stadtspitze die beiden Helfer stellvertretend für den gesamten Verein mit „Brot und Salz“. Eine Geste, die traditionellerweise hohen ausländischen Staatsbesuchern vorbehalten ist. Im Anschluss führte eine Tanzgruppe aus Kalusch eine traditionelle Performance auf, dann bedankte sich Naida im Namen der Stadt für mehr als ein Jahr humanitäre Hilfe aus Lahr. „Vor allem für unser Krankenhaus kam viel Hilfe aus Lahr an: Krankenbetten, Hygienematerial und vieles weitere, aber auch Hilfsgüter für unsere Binnenflüchtlinge“, so Naida. So habe man gute Beziehungen zwischen den Lahrern und der ukrainischen Hilfsorganisation „Soyuz Ukrainok“ (Verband der Ukrainerinnen) aufbauen können, so die Mitteilung.
Die westukrainische Stadt Kalusch im Oblast Iwano-Frankiwsk ist bereits seit März 2022 ein fester Anlaufpunkt für Hilfsgüter der Lahrer Ukrainehilfe. Rund 350 Tonnen Hilfsgüter und mehrere Autos konnte der Verein seit Invasionsbeginn im Februar 2022 bereits in die Ukraine bringen, heißt es in der Pressemitteilung. „Wir haben von Beginn an mit ukrainischen Ehrenamtlichen in Kalusch zusammengearbeitet und so eine Art Eimerkette aufgebaut. Der Großteil unserer Hilfsgüter wird von Lahr nach Kalusch gefahren, dort umgeladen und dann weiter an seine Bestimmungsorte in der gesamten Ukraine transportiert“, erklärt Styrnol. Die endgültigen Zielorte der Hilfsgüter würden gemeinsam mit den ukrainischen Kollegen bestimmt. Heute seien mehrere dieser ukrainischen Helfer auch Mitglieder des Lahrer Hilfsvereins. „Das macht uns natürlich sehr stolz und zeigt das gegenseitige Vertrauen“, so Styrnol.
Ein Vertrauen, das auch Lahrs Oberbürgermeister Markus Ibert würdigt. Für die erneute Reise von Styrnol und Kovalenko nach Kiew, Borodjanka und Kalusch wünschte der Lahrer OB, selbst Vereinsmitglied von „Gemeinsam Europa“, persönlich viel Glück und ließ eine Solidaritätsnote an Bürgermeister Naida überbringen. „Herr Naida hat sich sehr über die freundschaftlichen Worte von Herrn Ibert gefreut und angekündigt, dass beide ein erstes Treffen per Videokonferenz vereinbaren würden“, erzählt Anzhelika Kovalenko. Mittlerweile, so bestätigen sowohl Bürgermeister Naida als auch der Lahrer OB, hat dieses erste Online-Treffen stattgefunden, schreibt der Verein in seiner Mitteilung.
„Wir sind sehr glücklich darüber, dass unsere Arbeit auch zwischenmenschliche Früchte trägt“, freut sich Styrnol. Neben dem Treffen mit der Stadtführung in Kalusch standen für die beiden Ukraine-Helfer auch Hilfslieferungen in die ukrainische Hauptstadt Kiew und in mehrere Krankenhäuser in Kalusch an. „In Kiew haben wir uns mit unseren Vereinsmitgliedern Katja und Ljoscha getroffen. Die beiden konnten wir für eine Fahrt in den Donbas mit Hilfsgütern aus den ehemaligen Impfzentren des Ortenaukreises ausstatten“, so Kovalenko in der Pressemitteilung des Vereins. „Die übrig gebliebenen Spritzen, OP-Masken und Arztkittel retten jetzt Leben an der Front in der Ostukraine“, erklärt sie.
Im Rehazentrum in Kalusch fehlt ein CT-Gerät
Auch in Kalusch werden die medizinischen Güter aus Lahr vielen Kriegsversehrten helfen. In der Stadt am Fuße der Karpaten befindet sich ein großes Rehazentrum für Veteranen. „Der Chefarzt der Klinik war selbst mehrere Monate lang als Soldat in Saporischschja an der Front und versucht jetzt sein Krankenhaus zu modernisieren. Derzeit fehlt ihm ein moderner Computertomograph. Er hat uns deshalb persönlich darum gebeten, ihm bei der Akquise behilflich zu sein“, sagt Styrnol. Der Verein ist daher auf der Suche nach einem CT und bittet die Öffentlichkeit um Mithilfe – auch bei der Suche nach weiteren Hilfsgütern. Alle Informationen dazu finden sich unter www.gemeinsam-europa.com, der Verein ist per E-Mail an lahr.hilft@gmail.com zu erreichen.
Info – Bericht im SWR
Die Hilfsfahrt im April wurde vom SWR-Fernsehen mit einem Kamerateam begleitet. Der Film von „Zur Sache Baden-Württemberg“ vom 13. April ist in der ARD-Mediathek abrufbar. In dem knapp zehnminütigen Beitrag kommen die Vertreter von „Lahr hilft“ zu Wort, auch die Szene der Abfahrt des Hilfstransports in Lahr im Beisein von OB Markus Ibert ist zu sehen.