Für die Zukunft ihrer Kinder: Eltern wollen, dass der Gemeinderat seinen Beschluss wieder zurücknimmt. Foto: Marzell Steinmetz

Der Gemeinderat Starzach hat sich mit einem Abstimmungspatt gegen die Erweiterung der Grundschule in Bierlingen ausgesprochen. Der Beschluss kam völlig unerwartet.

Jetzt hat sich eine Initiative gebildet. Das Ziel: Die Gemeinderäte sollen ihren Beschluss wieder zurücknehmen. In der Bücherei liegt eine Unterschriftenliste aus. Dort ist viel Betrieb. Junge Väter und Mütter kommen mit ihren Kindern, leihen sich Bücher aus. Die Erwachsenen setzen dann auch gleich ihre Unterschrift auf die Liste.

 

Der denkbar knappe Gemeinderatsbeschluss gegen die Erweiterung der Bierlinger Grundschule sei ein Schock gewesen, sagt eine junge Frau. Vor der Bücherei steht eine Gruppe junger Eltern. Auch sie können nicht verstehen, dass zehn Jahre lang umsonst geplant worden ist. Wenn die Gemeinde familienfreundlich bleiben wolle, könne nicht einfach der Schulbau gestoppt werden. Ohne Schule kämen auch keine jungen Familien nach Starzach. Was hätten sich die Ratsmitglieder, die dagegen waren, dabei gedacht?, fragt einer der Väter. Es gebe im kommenden Jahr auch ein Recht auf Ganztagsbetreuung.

Geeignete Räume für die Ganztagsbetreuung fehlen

Ganztägige Betreuung gibt es schon jetzt, jedoch ist bei den jetzigen Umständen schwierig zu gestalten, wie Martina Trost, Leiterin der Ganztagsbetreuung an der Bierlinger Grundschule, schildert. Geeignete Räume fehlen nämlich. Das macht sich besonders bei schlechtem Wetter bemerkbar, wenn sich die Grundschüler draußen nicht aufhalten können. Müssen dann 70 Kinder zwischen 12 und 14.30 Uhr betreut werden, sei das für die Verantwortlichen „Stress pur“. Der Schulhof selbst sei eine Asphaltfläche und biete zum Spielen zu wenig Möglichkeiten.

Der Schulhof ist eine große Asphaltfläche: Hier gibt es wenig Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten. Foto: Marzell Steinmetz

„Kinder brauchen heute mehr denn je Bewegung“, sagt Martina Trost. Nutzen kann die Schule zwar das frühere Archiv im Bierlinger Feuerwehrhaus, aber das sei keine Turnhalle. Wenn sich dort 15 Kinder aufhielten, steige der Lärmpegel ins Unerträgliche. Bis zu 100 Dezibel seien in dem Raum schon gemessen worden.

Zum Sport müssen die Schüler zur Wachendorfer Halle hin und her pendeln. Das bedeutet Zeitverlust und etwa ein Drittel weniger Sportunterricht. Außerdem sei die Halle in die Jahre gekommen. Im Sommer musste am Fußboden ein Schaden behoben werden. Was aber, wenn die Halle wegen Reparaturarbeiten für längere Zeit ausfällt? Noch einen weiteren Nachteil sieht Martina Trost: „Es ist eine Mehrzweckhalle.“ Vieles im Lehrplan könne dort nicht gemacht werden.

Auch sie ist entsetzt über den Gemeinderatsbeschluss, zumal im Februar noch signalisiert worden sei, es solle weitergehen. Für die Planung habe die Gemeinde zudem schon viel Geld ausgegeben. Jetzt sei man so weit, dass sofort der Bagger anrollen könnte. Mehr als fünf Millionen Fördergelder stehen in Aussicht. Wenn nicht jetzt begonnen werde, werde die Erweiterung nicht mehr möglich sein, befürchtet sie. Was für sie ebenfalls unverständlich ist: Man könne nicht die Kindergärten in Wachendorf und Bierlingen ertüchtigen, um dann die Schule, „die echt wichtig ist, schnappen zu lassen“.

Ein Bürgerbegehren ist nicht geplant

Elternbeiräte, Lehrer und Gemeinderäte haben die Unterschriftenaktion initiiert. Listen liegen unter anderem in der Bücherei, Grundschule und den Kindergärten aus. Ein Bürgerbegehren sei nicht geplant. „Wie wollen mit den Gemeinderäten nochmals an einen Tisch sitzen, damit der Beschluss zurückgenommen wird“, erklärt Martina Trost.

In der Bücherei füllt sich derweil zunehmend die Liste. Innerhalb einer Stunde stehen 25 Namen darauf.