In den Sommerferien heißt es "nichts geht mehr" in Hirsau: Der Knotenpunkt der B 463 wird in alle Richtungen dicht sein. Foto: Fritsch

Gegen den dreispurigen Ausbau eines Streckenabschnittes der Bundesstraße B 463 zwischen Dennjächt und Bad Liebenzell stemmt sich ein breites Bündnis. Die Landkreisverwaltung hält dagegen und will das Millionenprojekt retten.

Kreis Calw - Mit Bundesmitteln soll in Pilotprojekten getestet werden, ob die Verkehrssicherheit auf Bundesstraßen durch wechselseitige Überholmöglichkeiten auch bei geringerem Verkehr als in den Richtlinien bisher vorgesehen ist erhöht werden kann. Die Strecke zwischen Calw und Pforzheim soll im Rahmen eines solchen Pilotprojektes an mehreren Stellen vierspurig ausgebaut werden. Darüber hinaus soll untersucht werden, ob durch den Einsatz von Leckwellenleitern die Problematik der Mobilfunkabdeckung in topografisch anspruchsvollen Streckenabschnitten gelöst werden kann. Konkret geht es um das Absetzen von Notrufen, Navigation sowie autonomes Fahren. Die Leckwellentechnologie ist im Verhältnis zu Funkmasten sehr kostengünstig.

 

Während der Kreis Calw in dem Projekt eine große Chance für die Region sieht, spricht sich ein großes Bündnis aus Nabu, BUND, Fridays for Future, VCD, SPD, Grüne und Linke gegen einen Eingriff in das Talökosystem aus, kritisiert die hohen Kosten und fordert mehr Transparenz.

Das Bündnis hat zu einer Online-Petition aufgerufen. Auf der Petitionsseite findet man eine Übersicht der wichtigsten Argumente, die aus Sicht des Bündnisses gegen den Ausbau sprechen. So sieht es das Bündnis als nicht mehr zeitgemäß, mehr als sieben Millionen Euro in den Straßenbau zu investieren. Besonders auf einem Abschnitt, der im Bundesverkehrswegeplan nicht als ausbaubedürftig deklariert sei.

Auch werden die Auswirkungen auf den Uferbereich der Nagold kritisch gesehen, denn dieser Lebensraum, der als Hotspot der Frühjahrsblüher gilt, sei fragil. Die Auswirkungen eines Ausbaus seien schwer abzuschätzen.

Dialog von Bündnisund Kreisverwaltung

Um der ersten Forderung des Bündnisses nach mehr Transparenz entgegenzukommen, trafen sich Naturschutz und die Verwaltung nun zum Dialog im Landratsamt.

Einig waren sich sowohl Vertreter des Landratsamts Calw, vertreten durch Landrat Helmut Riegger, Andreas Knörle (Dezernent für Infrastruktur) und Jörg Repple (Abteilungsleiter Straßenbau), als auch Kreisrätin Nele Willfurth und Patrick Maier vom Naturschutzbündnis gegen einen dreispurigen Ausbau der B 463 darin, dass es zu viele Spekulationen und Ungenauigkeiten darüber gebe, was im Nagoldtal in Bezug auf den B 463-Ausbau geplant ist.

Das Landratsamt Calw sieht in diesem Projekt nicht nur die wichtigen Themen Verkehrssicherheit und Verbesserung der Infrastruktur des ländlichen Raumes als gewinnbringend an. Auch im Hinblick auf eine Verkehrsmengenzunahme auf der B 463 nach Fertigstellung der Westtangente Pforzheim zur Autobahnanschlussstelle Pforzheim West werde ein wirtschaftlicher Mehrwert für den Landkreis durch die Millioneninvestition des Bundes gesehen.

Der Dialog im Landratsamt sei trotz inhaltlicher Uneinigkeit "sehr erfolgreich" gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes.

Naturschützer sehen unnötigen und teuren Eingriff

Inhaltlich nicht einigen konnte man sich über das Projekt selbst. Während sich das Landratsamt für den bereichsweisen dreistreifigen Ausbau der B 463 an einem Streckenabschnitt zwischen Dennjächt und Bad Liebenzell durch den Baulastträger Bundesrepublik Deutschland für die Verbesserung der Infrastruktur des ländlichen Raums und des wirtschaftlichen Nutzens für den Landkreis ausspricht, sehen die Naturschützer darin weiterhin einen unnötigen und teuren Eingriff, der dem Ziel einer Mobilitätswende entgegensteht.

Bei den jetzt schon gravierenden Folgen des Klimawandels und des Artensterben sei ein solches Straßenpilotprojekt nicht akzeptabel, wenn man an die junge und die zukünftigen Generationen dächte.

Das Projekt:

Die B 463 ist in der Baulast des Bundes. Ausschlaggebend für einen dreistreifigen Ausbau von einem Streckenabschnitt zwischen Pforzheim und Nagold der topografisch anspruchsvollen und kurvenreichen B 463 sind für den Bund der hohe Schwerverkehrsanteil und der daraus resultierende hohe Überholdruck. Mit dem Ausbau soll die Verkehrssicherheit erhöht und zudem zur Entwicklung des ländlichen Raums beigetragen werden.

Die Entwurfsplanung sieht eine Verbreiterung der Bestandstrecke auf einer Länge von rund 1 900 Meter von bisher elf auf 15 Meter Straßenbreite vor. Um das Nagoldvorland zu schützen, wird die vier Meter Straßenverbreiterung weitestgehend durch einen Einschnitt in den Hang gebaut und, wenn nötig, mit Stützwänden abgefangen. Nach Fertigstellung der Entwurfsplanung startet das Planfeststellungsverfahren.