Das Firmengelände von Mayer & Cie. aus der Vogelperspektive Foto: Mayer&Cie.

Der Tailfinger Rundstrickmaschinenhersteller Mayer & Cie. hat die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt. Nun wird nach Investoren Ausschau gehalten.

Das Unternehmen Mayer & Cie. hat am Dienstag beim Amtsgericht Hechingen den Insolvenzantrag gestellt und die Belegschaft am Donnerstagnachmittag davon in Kenntnis gesetzt. Es handelt sich um eine sogenannte Insolvenz in Eigenverwaltung, bei der die Geschäftsführung das Heft des Handelns zumindest partiell in der Hand behält. Anders als im Falle einer regulären Insolvenz, erfuhren die Mitarbeiter, behalte die Geschäftsführung die unternehmerische Verantwortung und habe die Möglichkeit, die Sanierung selbst zu steuern.

 

Allerdings unter Aufsicht: Ein Sanierungsexperte tritt als Generalbevollmächtigter in die Firma ein, um der Geschäftsführung zu assistieren; im Falle von Mayer & Cie. handelt es sich um Martin Mucha, einen in Stuttgart ansässigen Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht und Partner der bundesweit tätigen Anwaltskanzlei Grub Brugger.

Außerdem wird – anstelle eines Insolvenzverwalters herkömmlicher Art – ein sogenannter Sachwalter darüber wachen, dass die Interessen der Gläubiger nicht vernachlässigt werden. Als vorläufigen Sachwalter hat das Amtsgericht Hechingen den Rechtsanwalt Ilkin Bananyarli von der Stuttgarter Pluta Rechtsanwalts GmbH benannt.

Mayer-&-Cie.-Gruppe: derzeit annähernd 350 Mitarbeiter

Weitere Fragen, die für die Belegschaft von vitalem Interesse sein dürften, blieben am Donnerstag noch unbeantwortet. Veit Mathauer, Chef von Sympra, einer Stuttgarter Agentur für Öffentlichkeitsarbeit, teilte auf Anfrage unserer Redaktion mit, es sei noch zu früh für Aussagen, ob und falls ja, wie viele Arbeitsplätze durch die Insolvenz bedroht sein könnten.

In den kommenden Wochen werde man nach potenziellen Investoren Ausschau halten und prüfen, ob es geboten sei, Firmenteile zu verkaufen. Erst danach lasse sich Verbindliches zum Thema Arbeitsplätze sagen. Unterdessen laufe der Geschäftsbetrieb weiter wie gewohnt.

Die Mayer-&-Cie.-Gruppe beschäftigt derzeit annähernd 350 Mitarbeiter, davon 280 am Firmensitz in Albstadt. Diese erhalten nun für die Dauer von drei Monaten – September, Oktober, November – Insolvenzgeld.

Ihre Zahl war in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken; 2018 waren es noch etwa 500 weltweit und 380 in Albstadt gewesen. Danach wurde das Unternehmen erst durch den Konjunktureinbruch, den der Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China zur Folge hatte, und anschließend durch die große Teuerung von 2022 gebeutelt.

Die nach dem Ende der Corona-Pandemie gestiegene Nachfrage verebbte 2023; vom verbliebenen bescheidenen Auftragskuchen schnitten sich die billigeren chinesischen Konkurrenten fortan immer größere Stücke ab. Im Herbst 2023 hatte Mayer & Cie. Kurzarbeit eingeführt, im Frühjahr beschloss die Geschäftsführung einen Investitionsverzicht und eine Kapitalaufstockung. Außerdem handelte sie mit dem Betriebsrat und der IG Metall einen Verzicht der Belegschaft auf einen Teil der Sonderzahlungen – Trafo- und Urlaubsgeld – aus.

Mayer & Cie.: Kurzarbeit schon 2023

Ende des Jahres kam noch das Weihnachtsgeld hinzu, und dieser Verzicht wurde für das Folgejahr fortgeschrieben. Als Gegenleistung sagte Mayer & Cie. den Arbeitnehmern eine Beschäftigungssicherung bis Ende März 2026 und eine vorübergehende Senkung der Arbeitszeit auf 35 Stunden zu.

Nicht die erste Planinsolvenz

Die Beschäftigungssicherung dürfte mit Eintritt der Insolvenz ein Muster ohne großen Wert sein. Unter diesen Umständen, so Gerald Müller, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Albstadt, sei auch ein Rücktritt vom Verzicht auf die Sonderzahlungen denkbar – allerdings wäre die Forderung dann nur eine unter vielen an die Adresse von Mayer & Cie. Betriebsbedingte Kündigungen? Könne derzeit wohl niemand ausschließen.

Es wäre auch nicht das erste Mal. Bereits während der Weltfinanzkrise 2009 und 2010 hatte Mayer & Cie. eine Planinsolvenz durchlaufen – von anfangs 470 Mitarbeitern war danach noch etwa die Hälfte übrig.