Im oberen Stock der alten Gauselfinger Turn- und Festhalle sind neun Notunterkünfte für rund 40 Personen abgeteilt. Das machte die Stadt schon im November 2022 bekannt. Foto: Rapthel-Kieser

Wenn es um die ukrainischen Flüchtlinge geht, die demnächst in der alten Turn- und Festhalle in Gauselfingen untergebracht werden, ist der größte Burladinger Teilort nur scheinbar gespalten. Das Verständnis überwiegt.

 
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Wann sie genau ankommen, die rund 40 Personen, die da in neun Wohneinheiten in der vorläufigen Notunterkunft in der Schulstraße Platz finden sollen, dass wissen die Gauselfinger Bürger noch nicht. Es werden wohl vor allem wieder Frauen und Kinder sein.

Vor dem Rathaus in Gauselfingen bieten an jedem Donnerstag ein Metzger mit einem mobilen Verkaufswagen und ein freundlicher italienischer Händler mit seinem Stand ihre Waren an. Da trifft man sich. Der Schwabo war diesmal dabei und fragte die Gauselfinger zur Notunterkunft in der Schulstraße.

Einer, direkt auf die Schmierereien die es gab angesprochen, distanziert sich sofort. „Ich bin Jahrgang 46, meine Schwester 44“, sagt er. „Wir wissen noch, was es heißt, Hunger zu haben“, erinnert er sich an die Nachkriegsjahre. Die Rationen der Caritas seien sehr klein gewesen. Und deshalb hätten sie Äpfel von den Bäumen gestohlen. Auch, wenn die noch gar nicht reif waren. Einfach nur, um etwas zwischen die Zähne zu bekommen. „Wir haben trotzdem reingebissen“, sagt er mit leicht verzerrter Miene. So, als schmecke er noch die Bitternis. Die der Äpfel – und die der Nachkriegsjahre.

„Ich habe gar nichts dagegen, wenn sie kommen. Wir waren auch mal Flüchtlinge“, erinnert sich eine ältere, weißhaarige Frau, die beim italienischen Händler ein paar der duftenden Orangen und Zitronen kauft. Dass es ein paar hundert Kilometer weiter entfernt jetzt vor allem wieder die Frauen und Kinder trifft – es ist ihr wohl all zu bewusst.

Notunterkunft in Gauselfingen? „Schon zu lange leer.“

„Das stand schon zu lange leer,“ sagt ein anderer Herr und zeigt auf den Hang Richtung Schulstraße. Er hat gerade seine Fleisch- und Wurstwaren am Wagen des Metzgers gekauft und meint: „Schließlich hat die Einrichtung so einer Notunterkunft ja auch Geld gekostet und das hat man hoffentlich nicht umsonst ausgegeben“. Aber er plädiert auch für mehr „richtige Wohnungen“ und kritisiert, dass Berlin es nicht geschafft habe, für mehr bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. Und er erwähnt einen anderen, wichtigen Punkt. „Im vergangenen Jahr konnte ich nach einem Unfall mit meinem Bein nicht Autofahren. Und ohne Wagen bist Du hier aufgeschmissen. Wie sollen die Flüchtlinge denn hier rumkommen?“, schneidet er unverblümt das Thema mangelhafter ÖPNV und Fahrgelegenheiten an. „Rattemind“, sei das hier, im ländlichen Raum.

Ein paar Straßen weiter, Richtung Turn- und Festhalle lädt ein sehr agiler Senior gerade Schweres aus seinem Auto in die Garage. „Klar, dürfen Sie mich fragen“, sagt er spontan und freundlich lächelnd, als ich mich als Schwabo-Mitarbeiterin zu erkennen gebe, die im Dorf mal nach der Stimmung fragt. Das man helfen müsse, sei ja klar, findet er aber sagt auch ganz entschieden: „Man darf die da oben nicht einpferchen. Was sollen die da machen, den ganzen Tag? Die muss man doch betreuen, ihnen Anleitung geben, damit sie sich auch zurechtfinden.“ Da gehören ein paar Sozialarbeiter und Hilfskräfte von Organisationen her, findet er.

Eine heißt Evangelische Kirche und ihr Frauentreff aus der Versöhnungskirche in Burladingen. Und wie der Schwarzwälder Bote aktuell in Erfahrung brachte, ist es eine der bewährten Organisationen, die bald in Gauselfingen präsent sein werden.