Henry Greif (von links, sitzend), Klaus Richter und Nicole Benzing sowie (stehend) Roland Dufner, Andreas Braun und Manfred Riehle freuen sich über den neuen Standort der Gedenktafel.Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Historische Gedenktafel aus dem Jahr 1650 eingeweiht / Manfred Riehle engagiert sich

Die Gedenktafel von 1650 ist wieder da. Sie wurde von Werkhofleiter Manfred Riehle in die Mauer eingebaut, die er dort, wo einmal der Roggenbacher Hof und eine Kapelle standen, von ihm errichtet wurde.

Unterkirnach. Die Ruine mit der Gedenktafel ist inzwischen bei den geführten theatralischen Mühlen- und Ortsführungen durch Unterkirnach zum beliebten Fotomotiv geworden.

Die Gedenktafel von 1650 fristete bis zum Abbruch des alten Unterkirnacher Rathauses im unteren Flur, gut versteckt unter Rigipsplatten ein trauriges Dasein.

Beim Abbruch des alten Rathauses 2013 wurde sie gesichert und im Werkhof aufgehoben. Nun kann "Bauer Joseph" bei seinen Ortsführungen vor der Ruine Anekdoten von seinem Anwesen, dem Roggenbacher Hof, erzählen. Da muss er sich kurz fassen, denn der Roggenbacher Hof blickt auf eine lange Geschichte zurück.

Die "Besitzung Roggenbach" wird 1179 infolge eines Erbstreits erstmals urkundlich erwähnt, sie ist die Keimzelle von Unterkirnach. Der Roggenbacher Hof wird 1219 erstmals genannt. Aus dem Einzelhof ist durch die jahrelange Arbeit der Zisterzienser ein Hofgut mit Ställen, Mühle und Kapelle, also ein Gutshof (Grangia) inmitten von Wiesen und Feldern entstanden.

In den Wirren des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) brannte der Roggenbacher Hof mitsamt der Kapelle ab. Zwei Jahre nach Kriegsende, also 1650, wurden Hof und Kapelle wieder aufgebaut. Der Standort war in der Nähe des alten, nun abgerissenen Rathauses. Ab dieser Zeit gab es 14-tägig Gottesdienst dank eines Priester des Villinger Münsters. Am 14. Juli 1714, vermutlich durch Heustockentzündung brannte das Roggenbacher Hofgebäude mitsamt der Kapelle ab.

Inhaberin des Lehens war zu dieser Zeit die Witwe von Hans Georg Neidinger, Magdalena Kuss. Sie war finanziell nicht in der Lage, das Haus wieder aufbauen zu lassen. Es bliebt ihr nichts anderes übrig, als ihr Erblehen an den Lehensgeber, die Stadt Villingen, zurück zu verkaufen. Villingen entschloss sich, unter Verwendung der teilweise behauenen Sandsteine der Brandruine ein neues Hofgebäude zu erstellen. So entstand in gerade mal sieben Monaten das neue Bauernhaus, der heutige Stadthof. Denn die Bürger sagten: "Da der Hof Villingen gehört, ist er nicht mehr der Roggenbacher Hof, sondern der Stadthof."

Nach der Zerstörung des Roggenbacher Hofs und der Kapelle im Jahr 1714 wurde auf dem jetzigen Kirchenhügel über dem Dorf in den Jahren 1714/1715 eine Barockkirche gebaut. 1809 wurde die erste Orgel, 1815 die erste Turmuhr eingebaut. 1902 wurde die Barockkirche, die zu klein wurde abgerissen und die jetzige Kirche gebaut, die 1907 eingeweiht wurde.

Auf die Frage, woher er die Steine für die Ruine habe, antwortet Manfred Riehle: "Vom Neubaugebiet Sommerberg II, ich habe sie aufbereitet."