Flurnamen in Unterkirnach: Ludwig Kühn (Mitte) erläutert Andreas Braun und seiner Frau Angela Kühn die Flurnamen von Unterkirnach. Mit dabei sind (stehend, von links) die Enkelinnen Noemi und Lea Dold. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Ludwig Kühn recherchiert 60 Flurnamen / Sprachschatz auf mehr als 30 Seiten

Obwohl Ludwig Kühn inzwischen stolze 90 Jahre zählt, ist für ihn Ruhestand und Nichtstun immer noch ein Fremdwort. So hatte er in seiner akribischen Art 60 Flurnamen in Unterkirnach recherchiert und zu Papier gebracht.

Unterkirnach. Ein weiterer Ausflug in die Kirnacher Wörterwelt gab auf mehr als 30 Seiten einen umfassenden Einblick in den Sprachschatz, besser noch als "Sprachgut" bezeichnet, den Kühn, zusammen mit seiner Frau Angela und den beiden Enkelinnen Noemi und Lea Dold Bürgermeister Andreas Braun in gebundener Form überreichte.

Im Sitzungssaal war die Kaffeetafel gedeckt worden, Franka Braun hatte einen hervorragenden Rübli-Kuchen gebacken, und Braun staunte nicht schlecht über die beiden Werke, die ihm Kühn überreichte. In seinem Vorwort hatte Kühn darauf hingewiesen, dass sich Dialekte leider auf dem Weg in die Vergessenheit befinden. Zugunsten einer Umgangssprache – einer abgeschliffenen Hochsprache – treten sie in den Hintergrund und werden immer weniger gesprochen, bedauert Kühn und trat diesem Vergessen mit seinen beiden Werken über Flurnamen und Unterkirnacher Wörterwelt entgegen.

Braun zeigte sich begeistert von den beiden Werken und bewunderte die großartige Arbeit, die Ludwig Kühn wohl auch zum Wohlbefinden und Jung bleiben hilft. Und der junggebliebene 90-Jährige hat schon wieder die nächste Arbeit ins Auge gefasst, in der es um den Ursprung der Gemeinde Unterkirnach geht. Kühn dankte seinen beiden Enkelinnen Lea und Noemi Dold, die ihn tatkräftig bei seinen Werken unterstützt hatten. Dann warf Braun einen Blick auf die Unterkirnacher Flurnamen und die reichhaltige Wörterwelt von Unterkirnach. Da wäre zum Beispiel das Bärloch das Endtal des Aspengrundes, einst mit Gebüsch bewachsen und eventuell Heimstätte von Bären. Es könnte aber auch vom Beerenbewuchs kommen. Der Geißendobel ist ein tief eingeschnittenes Tal, als Geißen-, Ziegenweide genutzt. Der Kapfwald ist eine Bergkuppe, ein Wäldchen oberhalb des Friedhofs, das Gestein ist vulkanischen Ursprungs. Das Muckenloch klingt gefährlich nach Insekten – und genau das ist es, die Brutstätte vieler Insekten. Sehr viel länger ist die Liste der Unterkirnacher Wortschätze, die Kühn aufgeführt hat. "All bodd" bedeutet stetig, eine "Biggs" ist eine Büchse, eine "Dabeet" eine Tapete, ein "Dängelschdogg" ein Dengeleisen mit Sitz, "Dehäärgloffe" ein Fremder auf gut Deutsch und "eerekääsigg sii" bedeutet auf Ansehen bedacht sein, um nur einen winzigen Bruchteil des unendlichen Wörterschatzes, den Kühn aufgeführt hat, wiederzugeben.