Veronika ­Ciampa liest im Pfarrsaal aus ihrem Buch und berichtet über ihre Flucht aus der DDR. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Mauerfall: Autorin Veronika Ciampa berichtet von ihrer Flucht aus der DDR

Unterkirnach. "Es ging uns gut, aber Freiheit hatten wir keine." Autorin Veronika Ciampa las vor interessierten Zuhörerinnen im Pfarrsaal aus ihrem Buch "Flucht" vor, Anlass waren "30 Jahre Mauerfall" – das Thema ist zur Zeit in aller Munde. Eingeladen hatten Franka Braun und ihr Team von der katholischen öffentlichen Bücherei, Spenden für den bereitstehenden kleinen Imbiss gingen an die Bücherei.

Es war total still im Pfarrsaal, als Veronika Ciampa aus ihrem Buch von ihrer einzigartigen, behüteten Kindheit in der DDR vorlas, die ein jähes Ende fand, als sie und ihre Geschwister vor gepackten Koffern standen und die Eltern erklärten, es ginge zu einem Besuch zur Hochzeitsfeier einer Tante im Westen. Dass es sich hier um eine Flucht handelte, habe sie nicht gewusst, auch das Wort "Flüchtling" sei ihr fremd gewesen, aber gerade dieses Wort sollte sie im Westen, zuerst in Flüchtlingslagern, noch oft verächtlich ausgesprochen, hören. In einem klapprigen Zug wurde gefahren, im Westen ging es in einem Zug mit gepolsterten Sitzen weiter, las sie vor. Sie sah den ersten afroamerikanischen Soldat und schrie sich die Seele aus dem Leib. Bananen kannte sie auch nicht, und dass sie und ihre Geschwister im Lager als Flüchtlinge verspottet wurden, vergaß sie bis heute nicht: "Das und vieles mehr hat mich geprägt", erklärte sie den betroffenen Zuhörerinnen.

Veronika Ciampa las auch Auszüge aus ihrem neu erschienenen Buch "Geparktes Kind" vor. Dieses Buch sei Teil zwei ihres ersten Buchs "Flucht", in dem sie Jahre später verarbeitete, dass sie sozusagen "nie eine Mutter hatte". Doch so ganz stimme das nicht, denn ihre Mutter hätte sich erst nach der Flucht in eine kalte, abweisende Mutter verwandelt, erklärte sie. Als ihre Mutter schon sehr alt gewesen sei, habe sie mit ihr ihren Frieden geschlossen, obwohl sie nie erfahren habe, ob die Flucht ihre Mutter so verändert hatte. "Heute bin ich eine leistungsfähige Frau, so wurde ich erzogen und geprägt, ich vergesse diese Zeit nie, grüble aber auch nicht mehr", schloss sie. Beeindruckt unterhielten sich die Zuhörerinnen noch eine Weile mit ihr, bevor sie nachdenklich nach Hause gingen.