Im Inneren der Mühle wartet viel Arbeit auf Klaus Richter. Fotos: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Röthenlochhof: Verfallenes Gebäude in Oberkirnach entdeckt / Balken für Balken an neuen Standort geschleppt

Wenn Klaus Richter joggend unterwegs ist oder mit seiner Frau Silke spazieren geht, findet er früher oder später immer etwas, das zu ihrem idyllisch gelegenen Anwesen im Röthenloch passen würde.

Unterkirnach. So war es mit dem historischen Fruchtspeicher, den das Ehepaar vor Jahren entdeckte und – am Stück – mit dem Tieflader zum Röthenloch transportieren ließ, wo er jetzt als Schmuckstück steht.

Jetzt hat Richter eine alte Hausmahlmühle in Arbeit, die er und seine Frau Silke im Gewann Hag bei Oberkirnach entdeckte und die er jetzt in vielen Einzelteilen im Röthenloch gelagert hat und wieder herstellen möchte.

Geschlossene Hofgüter nennt man Höfe mit einer Mühle, einem Kornspeicher, einem Backhaus und einer Kapelle, erläutert er im Gespräch. Das Hofgut steht schon seit unzähligen Jahrzehnten, den Kornspeicher hat Richter auch schon seit einigen Jahren auf seinem Grundstück stehen, jetzt nimmt er sich die Mühle vor. Ein Backhaus sowie eine Kapelle wird er nicht aus den Augen verlieren. 1864, dort habe es den oberen und den unteren Röthenlochhof gegeben, wobei der obere Hof der Familie Dufner gehört habe und der untere Hof – den jetzt Familie Richter bewohnt – im Eigentum der Familie Schmid war, erzählt er. Es habe eine Mühle gegeben, die zu je zwei Teilen den beiden Höfen gehörte, die jetzt aber nicht mehr existiere. 1864 habe die Stadt Villingen den oberen Röthenlochhof gegen die Brunnenstraße 8 getauscht und die Familie Dufner sei in die Brunnenstraße gezogen, so Richter. Heute steht der obere Hof nicht mehr.

Eine eigene Mühle wäre klasse, habe er sich gedacht, aber nicht richtig gewusst, wie er an eine Mühle kommen sollte. Doch dann hätten er und seine Frau im Zinken Hag bei Oberkirnach die total verfallene Mühle am Bach entdeckt, so Richter. Das Ehepaar klingelte an der Türe der Inhaber. Die Besitzerin habe erklärt: "Die fällt von alleine zusammen.". Zum Glück habe die Mühle nicht unter Denkmalschutz gestanden. Familie Richter trat in Aktion. Im Herbst 2016 wurde das Dach mit einer Plane geschützt, später baute die gesamte Familie die Mühle Balken für Balken ab. Mit einem Traktoranhänger wurden die Einzelteile zum Röthenloch geschleppt und dort gelagert. 2018 wurde der Bauantrag genehmigt, und im Herbst baggerte Klaus Richter die Erde für das Fundament aus. Ein Sandsteinsockel wurde gemauert und dann begann er mit der Holzarbeit, wobei manche dicke Balken zum Teil verfault waren.

Da galt es neue Balken von einem Sägewerk zu kaufen. "Abergläubisch bin ich überhaupt nicht", beteuert Richter, aber das Holz muss Tannenholz sein, das im Winter geschlagen wurde. So habe man früher gebaut und das sei seine Bedingung an das Sägewerk gewesen. Dieses Holz sei härter und langlebiger, betont er. Wie es der Zufall so wollte, habe er am Bach in Richtung Oberkirnach von einer verfallenen Mühle zwei intakte Mühlsteine gefunden und ein Mühlrad, was ein Laie nicht als solches erkannt hätte. Am Mühlrad hing noch eine Holzschaufel, erläutert Richter. Diese nehme er als Vorlage für die Schaufeln, die er nachbauen werde, das Rad werde er auseinanderbauen, bei dem Kunstschmied Baumann in Villingen zurückbiegen und im Form hämmern.

Im Jahr 2021 soll die Mühle fertig gebaut sein, erklärt Richter zuversichtlich und weiß auch schon, dass er an die Mühle einen Holzbackofen anbauen wird. Kammrad, Holzzahnräder, die die Steine antreiben, sowie die gesamten Innereien der Mühle will er noch rechtzeitig einbauen. Und bis dahin haben er und seine Frau Silke sicherlich eine Hofkapelle, oder ihre Reste entdeckt – per Zufall natürlich.