Ingeborg Wimmer plädiert für den Erhalt des Hallenbads Aqualino.Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Hallenbad steht im Zentrum der Diskussion / Frist bis zum Sommer / Sportlertreff öffnet wieder

Der Dienstagabend in der voll besetzten Schlossberghalle glich mehr einer Bürgerversammlung als einer Gemeinderatsitzung. Thema war das Hallenbad Aqualino (wir berichteten).

Unterkirnach. Alle Anwesenden setzten sich leidenschaftlich für ihre Interessen ein. Nach langer Diskussion wurde ein Kompromiss gefunden, an dem es jetzt zu arbeiten gilt.

Auf der Tagesordnung standen die Beschlussfassungen zum Haushaltsplan 2020 und zum Wirtschaftsplan der Gemeindewerke Unterkirnach. Dass mehr als 300 Bürger, davon rund 50 Kinder in der Halle Platz genommen hatten, lag daran, dass es um die Zukunft des Hallenbads ging. Bürgermeister Andreas Braun hatte sich gut vorbereitet. Er erklärte den Haushaltsplan und die finanziellen Auswirkungen durch das Hallenbad. Er erläuterte das Minus von 325 600 Euro im Haushalt. Mit dem Finanzausschuss habe er beraten, und man sei zu dem Beschluss gekommen, das Hallenbad, das ein jährliches Defizit von 200 000 Euro einfahre, zum 29. Februar zu schließen. Bei aller Verbundenheit zum Aqualino gehe es hier um die Finanzierbarkeit, so Braun. Was das Aqualino angehe, lebe man von der Substanz und die Rücklagen in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro benötige die Gemeinde unter anderem für die Personalkosten, wenn die Firma Wahl wegziehe. Ein Jahr sei über die finanzielle Lage berichtet worden und niemand habe sich eingebracht, jetzt müsse eine Entscheidung gefällt werden, betonte Braun. Er betonte, was immer hier zur Debatte stehe habe nichts mit dem Wegzug der Firma Wahl zu tun, Schuld sei das neue Haushaltsgesetz.

Klaus Kuhnt, Schriftführer des Fördervereins Aqualino, ergriff als erster das Wort und plädierte: "Unterstützen Sie uns alle und halten Sie das Bad offen." Ingeborg Wimmer verlangte vom Gemeinderat, ein Konzept bis zum Ende des Jahres zu erstellen. Auch Wolfgang Wimmer erklärte, hier sei das letzte Wort noch nicht gesprochen, man müsse sich nicht totsparen, der Gemeinderat möge noch keine Entscheidung fällen. Ribana Schallock meinte, auch die Gemeinde habe die soziale Verantwortung, den Kindern die Möglichkeit zum Schwimmen zu geben. Leonie Wimmer und Carina Schneider vom Vorstand des gerade aufgelösten Trägervereins Naturkindergarten vertraten die Ansicht, dass die Gemeinde mit einem Naturkindergarten auch Kosten hätte sparen können. Thomas Ciampa betonte, alle Bürger hätten den Gemeinderat gewählt und sollten ihm vertrauen.

Rolf Weißer und Patrick Seng fragten, wenn der Haushalt ohne das Hallenbad beschlossen werde, ob das die Schließung bedeute. "Nein", antwortete Rechnungsamtsleiter Lutz Kunz. Birgit Kodet riet zu einem Sperrvermerk und sprach sich für einen ausgeglichenen Haushalt aus. Bernhard Kuberczyk schaute in die Halle und betonte, dass dort unzählige Bürger sitzen, die das Bad erhalten wollen: Man könne auch mit einem Minus im Haushalt starten.

Der Haushalt wurde beschlossen mit einem Sperrvermerk zur Sanierung der Dächer von der Sporthalle und der Schlossberghalle. Patrick Seng erklärte, er halte es für unfair, alle Entscheidungen, die man in vergangenen Jahren nicht geschafft habe, jetzt den neuen Gemeinderäten aufzuhalsen. Es gelte den Vorschlag des Fördervereins, ein Konzept zu erarbeiten, zu prüfen, er wünsche die Verschiebung der Entscheidung um ein Jahr. Das sei ihm zu lang, lehnte Braun ab. Letztendlich gaben sich die Räte einen Ruck und erklärten, man sollte dem Förderverein eine Frist bis zum 21. Juli geben, um ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten. Wenn man etwas schließe, müsse man die Nachnutzung kennen, erklärte Michael Klafki, der sich für den Erhalt aussprach. Am 21. Juli wird beschlossen, ob das Konzept tragfähig ist und das Bad offen bleibt oder am 31. August geschlossen wird, betonte Braun.

Christian Sontag, Kassierer des Fördervereins, wünschte sich bei der Erarbeitung des Konzepts die Unterstützung zweier Gemeinderäte. Patrick Seng und Karin Dold sagten spontan zu. Der Förderverein habe jetzt schon 140 Mitglieder, gab Sontag bekannt. Doch auch Bürgermeister Braun hatte noch eine gute Nachricht: "Am 1. April öffnet der Sportlertreff wieder mit neuem Betreiber", freute er sich.