Noki erfüllt sich einen Wunschtraum mit seiner gerade fertiggestellten Maschine. Fotos: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Entwickler: Norbert Kienzler baut sich ein leichtes Motorrad mit 58 PS / Noki Guzzi sein Markenzeichen

Wenn in den Jahren ab 1982 auf dem Chassis einer Moto Guzzi Rennmaschine Noki Guzzi zu lesen stand, war das kein Schreibfehler, sondern Norbert Kienzler, besser bekannt als Noki. Er hatte dieses Exklusivchassis gebaut.

Unterkirnach/Brigachtal. Damit erfüllte sich der Traum vieler leidgeprüfter Guzzi-Piloten, nämlich eine Fahrwerk ohne Kardanmoment zu fahren. Damit hatte Noki den lästigen Fahrstuhleffekt beseitigt und außerdem für ein überragendes Handling der Maschine gesorgt.

In den Jahren von 1982 bis 1984 baute Norbert Kienzler die Noki Guzzi, was hieß, dass die Guzzi-Rennfahrer ihm den Motor brachten, alles andere baute der schwäbische Fahrwerkspezialist in seiner Zweiradmanufaktur in Brigachtal, jede Maschine war maßgeschneidert auf den jeweiligen Auftraggeber. Bevor er die Noki-Guzzis baute, hatte Noki den Auftrag der Firma Rotx Österreich erhalten, ein Fahrwerk für die 125er-Rennmaschinen, die noch mit einem Zylinder fuhren, zu entwickeln. Norbert Peschke ist damals ein 125er-Rennmotorrad gefahren und das bei Europameisterschaften.

Ralf Waldmann fuhr eine Rotax Maschine und wurde in den 1980er-Jahren damit Vize-Weltmeister in der 125er- Klasse. Er habe sich damals verpflichtet – er baute zehn Rotax-Maschinen – immer einen Rahmen für die Maschine in seiner Werkstatt zu haben, erklärt Norbert Kienzler im Gespräch mit unserer Zeitung.

Seit Jahren lebt Kienzler in der Gemeinde Unterkirnach und befindet sich im Ruhestand. Das bedeutet aber nicht, dass er sich seinen Wunschtraum nicht erfüllte, nämlich sich ein leichtes Motorrad mit 58 PS für sich selbst zu bauen, ein Noki-Unikat, das es nur einmal auf der Welt gibt.

Acht Jahre baute er an der Maschine in einer kleinen Werkstatt, die Maschine passierte den TÜV und Noki ist erleichtert. War er doch manchmal recht verzweifelt und kurz davor, seinen Wunschtraum aufzugeben. Aber dann habe ihn die Ehre gepackt und es sei weitergegangen. Mehr als 1000 Stunden habe er er an seinem Unikat gebaut. Bevor er zum TÜV fuhr, habe er im Schwarzwald alle Kukident-Teststrecken abgefahren, die Plomben blieben drin, das Fahrverhalten war vorbildlich und jetzt hat er sein Unikat nur für sich: "Das werde ich nie hergeben."

Vor acht Jahren habe er eine Ducati gesehen mit einem Zylinder und 60 PS, ein sehr leichtes Motorrad, das ihm sehr gefallen habe. Diese Maschine gab es nicht zu kaufen. Da besann sich Noki auf seine Fähigkeiten und baute sich selbst seine Wunsch-Maschine.

Das Motorrad hat einen Motor LC 4 von KTM mit 58 PS und wiegt 132 kg. Es ist das leichteste Motorrad in dieser Klasse. Er schiebt die Maschine vor die Werkstatt und zeigt, dass der Benzintank bis unter die Sitzbank reicht und über ein Schauglas für den Benzininhalt verfügt. Es besitzt nur einen Stoßdämpfer plus progressive Federung und einen Spoiler unten, da sitzt der Öltank. Er habe alles selbst konstruiert, meint er zufrieden. Überall hat das Noki-Modell kleine Extras, die er selbst entwickelt hat und die die Maschine sehr originell machen: "Und das Handling sei auch sehr leicht", unterstreicht Noki, der nur zu seinem Vergnügen gemütlich durch die Gegend fahren möchte, obwohl er ja schneller könnte. Schließlich ist er auch einmal um die deutsche Meisterschaft selbst gefahren.

"1969 bin ich mit einer 500er-Kawasaki mit verändertem Fahrwerk um die deutsche Meisterschaft gefahren", sagt er. Im letzten Rennen auf dem Hockenheimring sei er gestürzt und daher nur deutscher Vizemeister geworden, meint er lakonisch.

Das Leben von Norbert Kienzler

Noki wurde in Weferlingen bei Helmstedt geboren und kam im sechsten Lebensjahr mit seiner Familie nach Schonach zu Verwandten. Sein Vater war Uhrmachermeister bei Kaiser Uhren. Norbert Kienzler lernte Werkzeugmacher und anschließend Automechaniker beim Autohaus Donau in Donaueschingen. Das Motorrad sei immer seine große Leidenschaft gewesen, betont er. Die Firma Raither in Villingen engagierte ihn als Werkstattmeister. Er hatte Bagger, VW-Busse und unter anderem Raupenwalzen zu warten. Bei Deutz in Köln absolvierte er den Techniker für Kraftfahrzeuge und machte sich anschließend selbstständig im Motorrad-Bereich in der Bogengasse. Hier konnte er sich ganz den Motorrädern widmen und konstruierte für Norbert Peschke das erste Rennmotorrad, eine 125er- Maschine. Anschließend reparierte und konstruierte er Maschinen in Brigachtal bis 2001 und mietete noch einmal eine Werkstatt im ehemaligen Kienzle-Gebäude in Villingen. Im Ruhestand in Unterkirnach organisierte er geführte Motorrad-Touren, bis er vor Meran schwer verunglückte und wochenlang im Koma lag. "Ich bin ruhiger geworden, meine Noki musste ich noch bauen", schmunzelt er.