Feste wie das Dorfjubiläum werden in diesem Sommer ausfallen.Fotos: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Bürgermeister spricht über die Folgen der Corona-Krise und die Zukunft des Hallenbads

Unterkirnach. Auch die Gemeinde Unterkirnach muss sich in Zeiten von Corona mit Kontaktsperre und anderen Auflagen auseinandersetzen. Bürgermeister Andreas Braun beantwortete Fragen unserer Zeitung, wie er mit der momentanen Lage umgeht.

Was halten Sie von der schrittweisen Lockerung der Beschränkungen? Wie sehen Sie kommende Events der Vereine in Unterkirnach wie das Mühlenfest des Akkordeonspielrings und das Bierfest des Musikvereins?

Ich glaube, wir tun alle gut daran, uns an die Empfehlungen der Experten und deren Vorgaben zu halten und nach diesen zu handeln. Es gibt eine aktuell gültige Rechtsverordnung des Landes Baden-Württemberg, in der klar geregelt ist, welche Aktivitäten derzeit zugelassen sind. Aufgrund der Erfahrungen in den zurückliegenden Wochen ist sicher unschwer zu erkennen, dass größere Festivitäten bis auf weiteres nicht stattfinden können.

Wie sieht es mit dem Dorffest aus? Könnte das eventuell kleiner, in einem anderen Rahmen zum Beispiel am Talsee mit größeren Abständen stattfinden?

Diese Idee habe ich hier vor Ort die letzten Wochen immer mal wieder angesprochen. Ich persönlich würde es begrüßen, sofern es unser Gesundheitssystem zulassen würde, dass beispielsweise Veranstaltungen bis 100 Personen ab Juli/August wieder durchgeführt werden könnten. So könnte ein Kultur- und Vereinsleben in kleinerem Umfang wieder aufgenommen werden.

Wann kann der FC trainieren und sogar Spiele austragen? Sehen Sie eine Chance, das Sportwochenende durchzuführen?

Das Sportwochenende sehe ich persönlich sehr kritisch. Den Sportlern wäre es selbstverständlich zu wünschen, dass sie wieder dem runden Leder nacheifern können. So richtig daran glauben kann ich derzeit leider nicht. Ich würde es für viel wichtiger halten, dass alsbald ein regelmäßiger Trainingsbetrieb mit maximal 15 Teilnehmern wieder aufgenommen werden könne, sodass der Mannschaftssport nicht der große Verlierer der momentanen Zeit wird.

Sollten diese Events nicht durchzuführen sein, wie würde die Gemeinde die Vereine finanziell unterstützen können?

Durch die Tatsache, dass die Vereinsaktivitäten nun derart zum Erliegen gekommen sind, die laufenden Kosten für beispielsweise Ausbilder, Übungsleiter, Energie, Bahngebühren teilweise oder vollumfänglich anfallen, habe ich bereits vor Ostern alle Vereine, welche aufgrund dieser Zeit größere finanzielle Herausforderungen zu meistern haben, gebeten, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Wir wollen unsere Vereine in dieser nicht alltäglichen Zeit nicht alleine lassen, sodass auch sie ihr gewohntes Vereinsleben nach der Zeit des Virus wieder fortsetzen können.

Wie kann der Tourismus in Unterkirnach wieder angekurbelt werden, wann könnte der Wohnmobilstellplatz wieder geöffnet werden?

Sollte das Reisen wieder möglich sein, wird es in puncto Kurzreisen und Tagestourismus eine recht schnelle Erholung geben. Jeder Gastgeber tut daher gut daran, sich bereits heute mit dem danach zu befassen. Hierzu haben wir allen Gastgebern bereits Informationen und Empfehlungen an die Hand gegeben, wie man sich vorbereiten kann. Weiter haben wir von Seiten der Touristinformation allen Gastgebern auch entsprechende Unterstützung angeboten. Parallel dazu arbeiten wir gerade an einem weiteren Social-Media-Auftritt, welcher in Kürze online gehen wird. Wann der Reisemobilstellplatz seine Pforten wieder öffnen darf, kann ich leider nicht abschätzen. Ich hoffe doch auf bald, denn um ihn mache ich mir am wenigsten Sorgen. Bereits heute versuchen immer wieder Reisemobilisten trotz Sperrung den Platz hier anzufahren.

Haben Sie eine Idee, wieso Unterkirnach noch keinen Corona-Fall hat?

Wir von Seiten der Verwaltung haben in Absprache mit den Verantwortlichen von Schule, Kindergarten und Vereinen von vornherein mit klaren Maßnahmen gearbeitet. Uns allen war klar, wenn wir die Ausbreitung verhindern wollen, dann müssen wir handeln. Als andernorts noch Versammlungen stattgefunden haben oder noch Kindergarten und Schule geöffnet hatten, waren wir bereits einen Schritt voraus. Die überwiegende Mehrheit unserer Bürgerinnen und Bürger handelt ebenfalls sehr umsichtig. Vereinzelt kommt es in unserem Lebensmittelmarkt zu einer größeren Ansammlung von Menschen. Alles in allem habe ich jedoch den Eindruck, dass man hier vor Ort einfach Abstand hält und sich an die Vorgaben und Empfehlungen von Bund und Land hält. Hierfür sage ich allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern herzlichen Dank für ihre Geduld und ihr Durchhaltevermögen.

Was ist mit der Gastronomie, wann könnten zu Beispiel die Schlossbergstuben öffnen, wenn der Abstand zwischen den Tischen gewahrt wird?

Leider kann ich hierzu keine verbindliche Einschätzung abgeben. Ich hoffe sehr, dass es ab spätestens Mitte Mai wieder einen Betrieb in kleinerem Umfang bei uns geben kann.

Sie haben dem Förderverein den Auftrag erteilt, ein Konzept zum Erhalt des Aqualino auszuarbeiten. Dabei haben Sie als höchstens tragbaren Verlust 80 000 Euro jährlich genannt. Sollte der Verein diese Zahl erreichen, sehen Sie dann eine Chance für den Erhalt des Aqualinos?

Der Gemeinderat hat durch einen mehrheitlichen Beschluss im Gremium diesen Projektauftrag an den FöV Aqualino übermittelt. Ob das mögliche Konzept erfolgreich sein kann, wird, wie öffentlich bekannt ist, am 21. Juli in der öffentlichen Gemeinderatsitzung zur Diskussion stehen. Wir von Seiten der Gemeinde unterstützen das fünfköpfige Projektteam mit einem Mitarbeiter der Verwaltung und zwei Mitgliedern aus dem Gemeinderat. Lassen wir doch dieses Team seine Arbeit machen und bewerten dann am Ende das Ergebnis.

Wie sehen Sie die Möglichkeiten, Gewerbe in den Abendgrund zu holen, natürlich auch mit dem Hintergedanken, mehr Gewerbesteuer für die Gemeinde zu erhalten. Wie geht es weiter mit dem Verkauf von Grundstücken am Sommerberg II?

In der momentanen Situation gilt in erster Linie, dass unsere zahlreichen Firmen in Unterkirnach auch über die Kreisgrenzen hinaus diese herausfordernde Zeit möglichst gut überstehen. Ich glaube, die Sicherung von Existenzen und Arbeitsplätzen steht derzeit über allem. Es beschäftigen uns derzeit Themen wie Stundung von Gewerbesteuer und Grundsteuer. Sollte der Krisenmodus überwunden sein, wird man sich hierzu wieder auseinandersetzen können. Ich wäre hoch zufrieden, wenn die geplante Erschließung der Fläche im Abendgrund wie geplant im Jahr 2020 umgesetzt werden könnte.

Wann kann der Kindergarten wieder geöffnet werden und wie sieht es mit zusätzlichen Räumlichkeiten aus, sind die zur Zeit notwendig und kann die Gemeinde diese bieten?

Zu den benötigten Räumlichkeiten sind wir intern einen Schritt weitergekommen. Ich bin, soweit es die aktuelle Situation zulässt, dabei, für drei mögliche Varianten nochmalig Umbau- und Betriebskosten zu ermitteln. Wann die Einrichtung ihren gewohnten Betrieb wieder aufnehmen kann liegt jedoch ebenfalls nicht in meiner Hand und ich werde hierzu auch keine Prognose abgeben.   Die Fragen stellte Hella Schimkat.