Allerlei Gemüse und Obst wächst in den Beeten des 14-jährigen Jamie Bartsch aus Unterkirnach. Der Kohlrabi ist bereits reif. Foto: Neß

In Garten und Werkstatt fühlt sich Hobbygärtner Jamie Bartsch zu Hause. Familie muss Hof aufgeben.

Unterkirnach - Pflanzen, gießen, sägen und werken - im Garten und seiner Werkstatt fühlt sich der 14-jährige Jamie Bartsch aus Unterkirnach zu Hause. Seine außergewöhnlichen Hobbys erfahren auch seitens seiner Eltern vollkommene Unterstützung. Doch sein wahr gewordener Traum könnte bald zerplatzen.

Der Kohlrabi ist bereits reif, die Kartoffeln, Beeren und der Salat am gedeihen. Allerlei Gemüse und Obst wächst im Garten der Familie Bartsch in Unterkirnach. Denn während die meisten Jugendlichen in seinem Alter Videospiele und Fußball bevorzugen, verbringt der 14-jährige Jamie aus Unterkirnach seine Freizeit am liebsten im Garten und seiner eigenen Werkstatt.

Schwer beeindruckt von dem Wissen und der Arbeit ihres Sohnes zeigen sich auch Jamies Eltern Thomas und Katja Bartsch. Gemeinsam mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder Levin, zwei Pferden, zwei Hunden und Katzen lebt der 14-Jährige auf einem Hof in Unterkirnach. Dass Jamie einen grünen Daumen hat, steht gar nicht zur Debatte. Das wird angesichts der Gemüse-, Obst- und Blumenbeete, die der Schüler im Garten angelegt hat, sofort klar. Neben Kartoffeln, Paprika, Salat und Kräutern seien in diesem Jahr auch ein paar Exoten in den Garten der Familie dazu gestoßen, erklärt Jamie. Nun wachsen dort auch Physalis und Feigen. Die Erträge der Pflanzen verarbeitet der Hobbygärtner selbst.

Familie muss Hof aufgeben

Die Gartenarbeit ist allerdings nur eine seiner zwei Leidenschaften. Viel Zeit verbringt der 14-Jährige auch in seiner eigenen Werkstatt. Vor allem die Holzarbeit hat es Jamie angetan. Das Holz darf er aus einem nahegelegenen Sägewerk beziehen, im Gegenzug hilft er dort gelegentlich aus.

Doch ob Jamie seinen Traum weiterleben kann, steht derzeit noch in den Sternen. Eine Eigenbedarfskündigung der Vermieterin zwingt die Familie ihren geliebten Hof in Unterkirnach aufzugeben. Derzeit sind sie auf der Suche nach einem neuen Zuhause - bisher ohne Erfolg. Ein Hof in einem passenden Budget lasse sich auf dem derzeitigen Wohnungsmarkt nur schwer finden, erklärt Jamies Mutter. Und auch die Unterbringung der Tiere stellt die Familie vor Herausforderungen - nicht überall werden diese akzeptiert.

Dabei ist der Hof in Unterkirnach für Jamies Hobbys optimal, seine Arbeit auch bei Außenstehenden beliebt. Die Ergebnisse seiner Arbeit, darunter Adventskränze, Teelichthalter oder auch ein Eichhörnchenkobel, präsentiert der junge Heimwerker deshalb auf seiner eigenen Facebook-Seite. Gelegentlich erhalte er dort auch Anfragen für bestimmte Projekte. "Ich würde auch gerne mal auf einem Weihnachtsmarkt meine Sachen verkaufen", berichtet Jamie. Bisher habe sich das allerdings noch nicht ergeben.

Vorerst will er sich nun an ein neues Projekt wagen und seiner Mutter den Traum von einem Epoxidharztisch für das Wohnzimmer erfüllen, erzählt er. Davor müsse aber noch ein alter Grill abgeschliffen und neu lackiert werden.

Jamies Eltern unterstützen ihren Sohn bei seinen Hobbys in jeglicher Hinsicht. "Er ist sehr selbstständig", beschreibt Katja Bartsch ihr Kind. Für sein Alter sei er schon wesentlich weiter. Es sei "Wahnsinn", was für ein Wissen er bereits habe. Das hätte es schon oft aus den Kreisen der Familie geheißen. Das Wissen über die Pflanzen habe er sich selbst angeeignet, über das Internet oder durch die "dicken Wälzer", wie Jamies Mutter seine Bettlektüre beschreibt. "Er wollte schon immer alles im Detail wissen", erklärt sie.

Und auch die Gerätschaften und Maschinen in der Werkstatt habe sich der 14-Jährige selbst gekauft. Das ein oder andere sei auch mal ein Geschenk gewesen, das meiste habe er sich aber durch Zeitungsaustragen und Nachbarschaftshilfe zusammen gespart. "Er ist sich für nichts zu schade", weiß Jamies Mutter.

Lediglich die Anschaffung einer kleinen Motorsäge hätte im Hause Bartsch für Diskussionen gesorgt, erklärt Katja Bartsch. Schließlich konnte sich aber auch Jamies Vater überreden lassen, nachdem sich sein Sohn die nötige Schutzkleidung besorgt hatte. "Unter Aufsicht darf er die Säge jetzt benutzen", erklärt Jamies Mutter. "Ein Abricht- und Dickenhobel, eine Tischfräßmaschine und eine Werkbank", zählt Jamie auf, "fehlen mir aber noch."

Existenz steht auf der Kippe

Das Zusammenspiel zwischen Schule und seinen zeitintensiven Hobbys, sei kein Problem, berichtet der 14-Jährige. "Ich würde die meiste Zeit natürlich lieber hier sein", gibt er dennoch zu. Nach der Schule kann er es meist kaum erwarten, in den Garten zu gehen. Deshalb sei es auch schon vorgekommen, dass er sich manche Pflanzen bereits in der Mittagspause gekauft hat, verrät er.

Doch wie soll das in Zukunft weiter gehen? Von seinen Beeten und seiner eigenen Werkstatt will sich der 14-jährige Hobbygärtner nur ungern trennen. Vor allem für die Werkstatt hatte Jamie bereits genauste Vorstellungen und Pläne, eine große Werkbank wollte er sich dafür maßanfertigen, erzählt er. Ein eigenes Bienenvolk steht ebenfalls auf seiner Wunschliste. Aufgrund des möglichen Umzugs muss er seinen Traum allerdings hinten anstellen.

Katja Bartsch ist im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten den Tränen nahe. Sie wünsche sich nichts mehr, als ihren beiden Kindern endlich ein Zuhause schaffen zu können. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie und insbesondere ihre Kinder aus ihrem unmittelbaren Umfeld gerissen werden. Bereits in der Vergangenheit hatte die Familie schon mehrmals umziehen müssen. In Unterkirnach fühlt sich die vierköpfige Familie nun wohl, doch ihre dortige Existenz steht derweil erneut auf der Kippe. Das mühsam und mit viel Liebe gestaltete Gelände wäre dann in fremden Händen und die Leidenschaft des 14-Jährigen hätte eine ungewisse Zukunft.