Die Firma Karl-Heinz Bähr verlässt Unterkirnach (von links): Karl-Heinz, Angelika, Tobias und Jacqueline Bähr. Foto: Schimkat

Fuhrbetrieb der Familie Bähr zieht nach Peterzell. Kritik an der Gemeindeverwaltung.

Unterkirnach/St. Georgen - Ein Traditions-Familienunternehmen verlässt Unterkirnach. Tobias Bähr, der bis dato bei seinem Vater Karl-Heinz Bähr in dessen Spedition angestellt war, hat am 1. Juni die Firma "Special Transporte GmbH" gegründet.

Mit dieser Firma zieht Bähr am 1. Juli nach Peterzell und übernimmt zudem die Firma Logistik und Special Transporte von Oskar Beha.

Tobias Bähr wird vier Lastwagen und die Fahrer übernehmen, insgesamt werden in dem Familienunternehmen Bähr 23 Fahrer, davon drei Frauen, beschäftigt sein. Ebenfalls am 1. Juli verlegt Karl-Heinz Bähr seine fünf Milchsammelwagen und zwei Kipper nach Peterzell und bezieht dort die Hallen von Oskar Beha in Miete.

"Wir sind fühlen uns nicht mehr erwünscht"

"Wir haben 1974 den Fuhrbetrieb in Unterkirnach gegründet – das war vor 46 Jahren. Wir sind hier zuhause, fühlen uns aber nicht mehr erwünscht, das tut schon weh", betont Karl-Heinz Bähr.

Dann holt er aus und blickt zurück: "Meine Familie hat seit 1974 das Gelände für den gesamten Parkplatz vor dem Sportlertreff, den Tennisplatz und den Fußballplatz für die Gemeinde hergegeben", erklärt er. "Als die Gemeinde unter Bürgermeister Andreas Braun das Jufa-Hotel am Schlossberg geplant hatte, wollte sie am oberen Ortseingang von Unterkirnach von der Landesstraße 173 eine Brücke als direkte Zufahrt zum Jufa Hotel bauen." Offiziell gefragt habe man ihn nicht, aber er sei einverstanden gewesen.

Als das Jufa-Projekt nicht kam, habe er beantragt, an gleicher Stelle selbst eine Brücke zu bauen, um eine direkte Zufahrt auf sein Außengelände, auf dem seine Lastwagen stehen, zu haben. "Dann hätten wir mit den großen Lkws nicht hier auf der schmalen Straße, entlang der Spielscheune, wo immer viele Familien mit Kindern sind, fahren müssen", so Bähr. Dieser Antrag – der Bebauungsplan hätte geändert werden müssen – sei vom Landratsamt abgelehnt worden mit der Begründung, man sei kein alteingesessenes Unternehmen. "Komisch nur, dass es für Jufa möglich gewesen wäre. Wir haben hier keinerlei Unterstützung von der Gemeinde erhalten", bedauert Bähr.

Das Gelände mit Halle der Firma Wahl habe man ihm vorgeschlagen. "Erstens ist Wahl noch nicht weg, und zweitens handelt es sich hier um eine Lagerhalle, keine Halle für 40-Tonner", erläutert er.

"Wir sind gezwungen, zu gehen"

Den Abendgrund habe er nicht gewünscht, der sei nicht geeignet, um dort pausenlos mit großen Fahrzeugen anzufahren. "Von der Gemeinde kam nichts – kein Vorschlag, keine Unterstützung. Wir sind gezwungen, zu gehen", zeigt er sich resigniert.

Den Wohnsitz werde er mit seiner Frau, den drei Söhnen, Schwiegertöchtern und einer Tochter hier vor Ort behalten: "Das ist schließlich unsere Heimat", so Bähr. Jetzt müsse einiges umorganisiert werden, erklärt Bähr und nennt als einen Vorteil, dass die Firma Oskar Beha unittelbar an der Bundesstraße liegt. Andererseit müsse er mit seiner Familie zu jeder Fahrt mit dem Milchsammelwagen nach Peterzell fahren. "Wir sind rund um die Uhr unterwegs, entweder ab morgens um 6 Uhr oder abends um 18 Uhr", betont er.

Auf die Frage, welche Touren mit den Milchsammelwagen gefahren werden, antwortet er: "Wir fahren für die Lactalis-Firma, eines der größten Milchwerke der Welt in Lavalle und holen die Milch im gesamten Schwarzwald, von Freudenstadt bis Waldshut. Die Milch wird nach Ravensburg gefahren. Es waren mal 800 Höfe, jetzt sind es 600. Die anderen haben aus Altersgründen aufgehört", berichtet er. Jeder Hof werde jeden zweiten Tag angefahren, um die Frische der Milch zu gewährleisten.

Tobias Bähr – seine Frau Jacqueline macht gerade den Lastwagen-Führerschein – erklärt den "Special Transport": "Diese Lastwagen sind überlang, überbreit und auf bis zu 56 Tonnen ausgelegt. Er transportiere unter anderen Fertiggaragen, Kettenbagger, Holzelemente – nichts, was zerlegt werden könne. Für diese Maße gebe es eine Dauergenehmigung, alles was darüber liege, müsse jedesmal extra beantragt werden.

Das Ehepaar hat Speditions-Kaufmann/-frau gelernt. Angelika Bähr, Ehefrau von Karl-Heinz, fährt ebenfalls den 40-Tonner-Milchsammelwagen. Auf die Frage, ob das nicht sehr schwierig sei, antwortet die zierliche Frau: "Nein, das kann man alles lernen."

Karl-Heinz Bähr ist übriges ein Urgestein der Kieschtock-Zunft. Vor rund 43 Jahren trat er der Kieschtock-Zunft bei, davor war er zwei Jahre Festreiter. Er war Zinkenrat vom Schlegeltal, wurde 1999 Vizezunftmeister der Kieschtöck. Von 2008 bis 2013 leitete er die Zunft als Zunftmeister, seit 2012 ist er Vizepräsident bei der Schwarzwälder Narrenvereinigung, Zinkenrat ist er nach wie vor.