Andreas Braun lenkt als Bürgermeister seit über vier Jahren die Geschicke in Touristengemeinde Unterkirnach. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Bürgermeister bekräftigt Austritt aus Ferienland / An OB-Stelle im Oberzentrum kein Interesse

Unterkirnach. Vor vier Jahren und drei Monaten trat Andreas Braun das Amt des Bürgermeisters in Unterkirnach an. Der Schwarzwälder Bote fragte ihn, wie er die ersten vier Jahre sieht, und welche Themen und Projekte er im zweiten Teil seiner Amtszeit realisieren oder beginnen möchte.

Herr Braun, haben Sie sich Ihre Arbeit als Bürgermeister so vorgestellt oder gab es einige Überraschungen für Sie?

Es sind schon Dinge dazugekommen, die ich so nicht erwartet habe.

Sie haben den Landmarkt erhalten, was hat dieser Erhalt die Gemeinde gekostet?

Eine sechsstellige Summe auf jeden Fall. Nachdem Familie Rees nach rund neun Monaten den Landmarkt aufgegeben hatte, waren ein Umbau und zum Teil die Anschaffung von neuem Inventar notwendig. Wir haben auch noch eine Abstandszahlung an das Personal getätigt. Bei drei Wochen Umbau und zwei Monaten Ausgaben und keinen Einnahmen, ist einiges zusammengekommen, aber die Endabrechnung steht noch aus. Den Nahkauf Scholl nach Unterkirnach zu holen hat uns nichts gekostet.

Wie sehen Sie heute den Austritt von Unterkirnach aus dem Ferienland?

Das Ferienland ist gut, aber ich empfand die Kosten, die unsere Gemeinde tragen musste, im Vergleich zu anderen Mitgliedsgemeinden zu hoch. Wir hatten die Vermarktungsebene und ich hätte mir zusätzlich noch eine Tourismusfachkraft gewünscht, die den Tourismus weiter entwickelt hätte.

Wir haben den Abmangel vom Hallenbad und von der Spielscheune und schon dadurch im Vergleich höhere Kosten. Aufgrund der Kostenstruktur habe ich das als nicht ganz fair gehalten.

Was konnten Sie in den ersten vier Jahren im Tourismus bewirken und was muss in den nächsten vier Jahren eventuell verändert werden?

Wir haben 35 klassifizierte und 22 nicht klassifizierte Beherbergungsstätten. Im vergangenen Jahr waren eine Ferienwohnung mit fünf Sternen klassifiziert, elf mit vier Sternen, 15 mit drei Sternen. Dazu kommen sechs Ferienhäuser. 15 Betriebe sind online buchbar, das ist zu wenig. Die Apartments in der Hapimag Ferienanlage sind ab zwei Nächten online buchbar. Seit wir aus dem Ferienland ausgetreten sind, haben wir drei Qualitätswanderwege geschaffen. Wir werden den Wasserweg zu einem Rundweg mit zusätzlichen Stationen erweitern und hoffen, dass dieser Weg als Premiumweg ausgewiesen werden kann. Es ist eine kreisweite Gästekarte angedacht. Diese hätte den Vorteil, dass wir die Kosten zum Beispiel für das Aqualino und die Spielscheune reduzieren könnten. Die kreisweite Gästekarte wäre für den gesamten Landkreis von Vorteil, hier vor allem für die Gäste in der Region, die auch die Einrichtungen in Unterkirnach nutzen könnten, zudem würde das Geld in der Region bleiben.   

Mit welchen Themen werden Sie in die Klausurtagung gehen?

Sowohl die Ausgabenthematik im Tourismus muss aufgearbeitet werden, ebenso wie die Personalausgaben und die mittelfristige Finanzplanung.

Glauben Sie immer noch daran, das Jufa Hotel realisieren zu können? Wenn ja,warum?

Wir benötigen Betriebe, die kurzfristig Übernachtungen mit Verpflegung anbieten können. Natürlich muss es finanzierbar sein. Wichtig ist: Was ist der Mehrwert und was ist der Aufwand?

Wie sieht es mit dem Stadthof aus?

Es ist augenscheinlich, dass Josef Hug aus gesundheitlichen Gründen aufhören möchte.  

Haben Sie mögliche Investoren und wenn nicht, wie sehr will sich die Gemeinde einbringen?

Die Situation ist schwierig. Das erste Ziel ist es, das Gebäude zu erhalten. Dazu müssen wir nach Lösungen und möglichen Investoren suchen.

Der Sportlertreff ist geschlossen. Haben Sie einen eventuellen Nachfolger? Die Gerüchteküche behauptet, die Pacht sei zu hoch...

Wir haben zwei mögliche Interessenten und ja, die Höhe der Pacht ist noch zu überdenken.

Die Schlossberghalle müsste dringend saniert werden, wann nehmen Sie die Sanierung in Angriff und haben Sie die Mittel dafür?

Die Schlossberghalle gehört zum Landessanierungsprogramm, aber das Gutmann- Areal hat Vorrang. Das Abwasserprojekt Groppertal und Stockwald mit Breitbandausbau wurde schon zu 50 Prozent mit viel Hilfe der Anlieger realisiert. Positiv ist, dass die L173 in diesem Jahr ab Friedrichshöhe bis zur Parkbucht vor der Einfahrt nach Unterkirnach in zwei Etappen erneuert wird.

Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Sie sich als Nachfolger von Rupert Kubon in Villingen-Schwenningen bewerben wollen. Ist an dem Gerücht etwas dran?

Überhaupt nicht, aber ich bin tatsächlich öfters auf eine Kandidatur angesprochen worden. Ich weiß nicht, woher das Gerücht kommt. Ich fühle mich in Unterkirnach wohl.   Die Fragen stellte Hella Schimkat