Der Stadthof ist an die Firma Benzing Immobilien verkauft worden.Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Ortsmitte: Josef Hug verkauft prägendes Gebäude an Hartmut und Ernst Benzing / Umbau geplant

Der mehr als 300 Jahre alte Stadthof hat am Montag den Eigentümer gewechselt. Josef Hug, Besitzer in dritter Generation, verkaufte das prägende Gebäude in Unterkirnach an die Immobilienfirma Hartmut und Ernst Benzing aus Nordstetten.

Unterkirnach. Damit geht die Ära Hug, die den Stadthof wesentlich prägte und auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, zu Ende. Bis zum 1. Juni wird Josef Hug den Stadthof ausgeräumt haben. Dann ziehen die Handwerker ein und renovieren das unter Denkmalschutz stehende Gebäude und bauen es teilweise um.

Rechts und links des Stadthofs will Benzing je ein modernes Wohngebäude mit Wohnungen für Betreutes Wohnen erstellen, dann erhält das prägende Gebäude des Stadthofs ein Gesicht aus alt und neu.

Josef Hug, der einst immer sagte, er verlasse den Stadthof erst, wenn die Handwerker einziehen, zeigt sich jetzt erleichtert, dass die Geschichte des Stadthofs weitergeht.

Am 26. Juni 2019 stimmte der Gemeinderat in einer öffentlichen Sitzung unter großer Anteilnahme der Bürger der Bauvoranfrage der Immobilienfirma Benzing zum Kauf und Umbau des Stadthofs sowie dem Bau der beiden neuen Gebäude, die den Stadthof flankieren, zu.

Bei den Bürgern gab es unterschiedliche Meinungen – die einen hielten die Planung für gut, andere nicht. Benzing erklärte sich bereit, die Gebäude etwas niedriger, also mit zwei Vollgeschossen und einem Dachgeschoss, zu bauen. Das Denkmalamt hatte damals der Firma Benzing schon die Zustimmung signalisiert, den Stadthof zu sanieren. Bis zur Vertragsunterschrift am Montag gab es immer wieder kleinere Änderungen, sodass sich alles etwas hinzog, was normal sei, wie Hartmut Benzing auf Anfrage unserer Zeitung erklärte.

Im Stadthofsaal werde eine Pflegestation entstehen, im Erdgeschoss werde eine kleine Gaststätte und ein Hofladen eingeplant, so Benzing.

Auch hier fiel Josef Hug ein Stein vom Herzen, denn der Stadthof hatte vom ersten Tag seines Bestehens eine Gaststätte. Hug zeigte sich erleichtert, dass die Gastwirtschaft, wenn auch verkleinert, erhalten bleibt.

Der Stadthof ist der frühere Roggenbacher Hof, der unweit des alten Rathauses in der Hauptstraße stand. Er brannte 1633 ab, wurde wieder aufgebaut und brannte 1714 erneut ab.

Die damalige Besitzerin Magdalena Kuss verkaufte ihr Erblehen an die Stadt Villingen, die unter Verwendung der teilweise behauenen Sandsteine der Brandruine den Roggenbacher Hof an dem jetzigen Standort aufbaute. Die Unterkirnacher nannten den Hof, da er damals Villingen gehörte, den Stadthof. 1715 erhielt der erste Pächter, Georg Weisser, die Schankerlaubnis. Der Stadthof sah viele Besitzer, bis er am 11. April 1924 an Maria Katharina Hug und Johann Hug verkauft wurde. Johann Hug starb 1926 im Alter von 52 Jahren, und seine Witwe Maria Katharina betrieb die Landwirtschaft und Gastwirtschaft alleine mit ihren vier Söhnen weiter. Am 30. Mai 1949 starb Katharina Hug. Ihr Sohn Josef Anton Hug führte den Hof weiter. Den Großteil der ehemaligen Bühne baute er zu einem Saal um. Er gründete auch die Kieschtockzunft und war an der Fasnet ganz in seinem Element.

1978 übernahm sein Sohn Josef den Stadthof und führte ihn bis heute. Josef Hug, bekannt für seine gute Küche und spezialisiert auf Wildgerichte, führte die Tradition des Stadthofs bis heute fort. Er erinnert sich, dass er und seine Brüder als Kinder neben dem Stammtisch auf der Ofenbank schliefen, da es im oberen Teil, wo die Familie wohnte, sehr kalt war. Er denkt an heiße Fasnetveranstaltungen zurück und daran, dass sonntags zum Stammtisch nur die Bürger kamen, die auf seiner Seite von Unterkirnach wohnten, die Bürger auf der anderen Seite der Kirnach gingen ins Gasthaus "Rössle Post". Und dass es am Stammtisch immer mal wieder handgreifliche Auseinandersetzungen gab war normal, meint er schmunzelnd.