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Befürworter und Gegner des touristischen Minihaus-Projekts bringen ihre Argumente vor

Die Bürger entscheiden am 13. Dezember, ob die Ackerloch-Fläche von einer landwirtschaftlichen in eine touristische Nutzung umgewandelt wird und dadurch der Weg für das Minihaus-Projekt freigemacht wird.

Unterkirnach. Die Sichtweisen und Argumente der Befürworter und Gegner werden voraussichtlich Mitte November in einem Flyer an die Bürger der Gemeinde verteilt.

Befürworter im Rat

Die Gemeinderäte Bernhard Kuberczyk, Horst Belz, Birgit Kodet, Susanne Ciampa, Jürgen Weißer, Karin Dold, Patrick Seng, Sebastian Haas, Wolfgang Rahn und Michael Klafki sprechen sich in ihrer Stellungnahme für die Umwandlung in eine touristische Fläche und Ansiedlung von Mini-Houses aus. Sie erklären, dass die Gemeinde durch das Mini-House-Projekt Zugang zu einer komplett neuen Gäste-Zielgruppe erhält, die bei wiederholter Anreise auch auf bereits vorhandene Unterkünfte zurückgreifen könnte.

Das neue Umweltbewusstsein der Urlauber werde den Trend zum Urlaub im eigenen Land weiter verstärken. Sie zeigen sich davon überzeugt, dass die vorgestellten Planungen eine naturnahe und ökologische Bauweise unter Einbindung der Natur vorsieht. Auch werde die Naherholung in Unterkirnach durch diese Bebauung gestärkt. Weiter sehen sie den Erhalt der vorhandenen Infrastruktur durch zusätzliche Einnahmen wie im Nahkauf, der Gastronomie und unter anderem der Bio-Landwirtschaft.

Der Bürgermeister

Die Stellungnahme von Bürgermeister Andreas Braun sieht in dem geplanten Projekt eine große Chance, das touristische Standbein von Unterkirnach weiter auszubauen und somit zum Erhalt der Infrastruktur der Gemeinde beizutragen. Die von den Investorinnen anvisierten Zielgruppen von Familien, Alleinreisenden und Naturliebhabern passen seiner Ansicht nach perfekt zu Unterkirnach. Für ihn sei es selbstverständlich, dass der Gemeinderat mit großer Mehrheit in Zeiten der Corona-Krise solch einer Investition positiv gegenübersteht. Das Projekt werde in einer ersten Ausbaustufe von 13 Mini-Häusern gut und gerne bei einer marktüblichen Auslastung von 70 Prozent rund 10 000 Übernachtungen jährlich erzielen, zeigt er sich zuversichtlich. Diese Übernachtungen würden ein Plus an Einnahmen in Höhe von rund 20 000 Euro jährlich in der Gemeindekasse bedeuten. In einer zweiten Ausbaustufe könnten diese Zahlen mehr als verdoppelt werden, blickt er voraus. "Allein unsere rund 90 000 Übernachtungen pro Jahr sorgen so für eine Wertschöpfung von über fünf Millionen Euro im Dorf", so Braun. Das geplante Projekt werde aufgrund der Größe der Baukörper jedoch nur einen sehr geringen Flächenverbrauch aufweisen, zeigt er sich überzeugt.

Einzige Gegnerin im Rat

Elke Armbruster, die einzige Gegnerin des Projekts im Gemeinderat, erklärt in ihrer Stellungnahme, dass ihr mit ihrer Entscheidung gegen die Umwandlung des Flächennutzungsplans für das Gewann Ackerloch zum Sondergebiet Tourismus auch das Allgemeinwohl der Gemeinde wichtig sei. Die Landschaft, die von den Touristen so geschätzt wird, werde von den Landwirten wie selbstverständlich offen gehalten. Gerade die Schwarzwald Tourismus GmbH erkläre zu Recht in ihrem Marketingkonzept 2020: "Die Bewahrung der Umwelt und Schönheit der Landschaft ist erklärtes unabdingbares Ziel", so Elke Armbruster.

Sie betont, dass sie die fehlende fundierte Marktanalyse und die fehlende fachliche Expertise zur Realisierbarkeit des Projekts sowie eine fehlende Einbindung des Konzeptes "Minihäuser" in die bestehenden Tourismusschwerpunkte Familien- und Wanderferien zu bedenken gebe. Da andere touristische Ideen wie der Campingplatz am Lorenzenhof und die geplante Bebauung mit Ferienhäusern am Sommerberg II im Sande verliefen, stelle sich ihr die kritische Frage nach der Sinnhaftigkeit des Projektes, unterstreicht sie.

Die Initiatoren

Die drei Initiatoren des Bürgerbegehrens, Stefan Selke, Berthold Frisch und Gunter Ketterer, sprechen sich für den Erhalt von landwirtschaftlichen Flächen zur Unterstützung der heimischen Landwirte aus. Das Ackerloch sei eine Nutzfläche ohne Hanglage, die sich gut bewirtschaften lasse. Es sollen 2,45 Hektar beste landwirtschaftliche Nutzflächen einer Ferienhaussiedlung mit bis zu 26 Mini-Houses weichen. "Aufwand und Nutzen sind da nach unserer Meinung unverhältnismäßig", so die Vertrauenspersonen.

Das Gleichgewicht des Ackerloch, das bislang Einheimischen und Touristen gleichermaßen als Naherholungsgebiet gedient habe, verschiebe sich zu Ungunsten der Einheimischen und des Hapimags, dessen Attraktivität nach Meinung der Gäste schon durch das neue Wohngebiet "Sommerberg II" eingebüßt habe. "Die Gemeindeverwaltung sägt an dem Ast, auf dem sie sitzt, denn Touristen und Erholungssuchende aus der Umgebung kommen vor allem wegen der einzigartigen Schwarzwälder Kulturlandschaft", betonen sie.

Die geplanten Mini-Houses gefährdeten nicht nur Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sondern erhöhten auch das Verkehrsaufkommen auf dem Stadthofweg, dem Schuhmacherhäusleweg und der Straße Am Wald deutlich, so die Initiatoren. Mit den Mini-Houses werde nach dem Scheitern bisheriger Projekte wahllos wieder etwas Neues begonnen, anstatt bestehende Pläne zu Ende zu bringen, erklären Selke, Frisch und Ketterer und nennen Beispiele wie die Felder des Lorenzenhofs, wo Agrarland in Bauland umgewandelt, aber nichts realisiert worden sei. Im Gebiet Sommerberg II seien Bäume für eine Ferienhaussiedlung gefällt worden, jetzt entstünden dort Wohnhäuser, von der Ferienhaus-Siedlung "Am Wald" könnten heute nur noch fünf als Ferienhäuser gebucht werden, lauten einige Beispiele.

Die Initiative fordert die Bürger auf, die Marktanalyse der Investorinnen, die sie mit einer Steigerungsrate von 75 Prozent für fehlerhaft halten, genau zu prüfen, ebenso die von der Gemeindeverwaltung vorgelegten Zahlen zur Wertschöpfung im Bereich Tourismus und zur Bettenauslastung in Unterkirnach, die im Zusammenhang mit dem Mini-Houses-Projekt vorgestellt wurden.