Hier hat der Biber einen neuen Teich angestaut. Fotos: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Tiere bohren Löcher in Teiche / Bettina Sättele bespricht sich vor Ort mit Roland Faßnacht

Biologin Bettina Sättele, angestellt beim Regierungspräsidium Freiburg als Biberbeauftragte, ist pausenlos unterwegs. Wo immer Biber und Mensch aufeinander treffen und es dadurch zu Problemen kommt, wird Bettina Sättele gerufen.

Unterkirnach. Dann sucht sie vor Ort nach Lösungen, um dem Anspruch des Geschädigten und dem gesetzlich verankerten Tierschutz gleichermaßen gerecht zu werden. Oft reicht es, wenn sie einen Bypass legen lässt und das gestaute Wasser abfließt – eine der einfachen Lösungen.

Manchmal bedarf es aber auch langer Gespräche und Überlegungen mit dem Besitzer eines Gewässers, das der Biber als genialer Landschaftsarchitekt komplett umgestaltet hat. In dieser Situation befindet sich die Fischzucht von Charlotte Faßnacht im Schlegeltal. Ihr Ehemann Roland Faßnacht hatte Bettina Sättele dringend gebeten, sich mit ihm an den Forellenteichen zu treffen – hier bereite ihm der Biber, es ist wahrscheinlich eine Biberfamilie, Schwierigkeiten. Bei einem Treffen von Bettina Sättele, ihrem Mitarbeiter Heinrich Jägle und Roland Faßnacht wird zuerst das Ufer des Schlegelbachs abgegangen, wo der Biber ganz Arbeit geleistet hat. Bäume liegen kreuz und quer neben dem Bach, hinter einer Kurve hat er einen Damm gebaut und einen neuen Teich geschaffen. Die Wiese sei überschwemmt gewesen, hier habe sie einen Abfluss bauen lassen, sodass das Wasser wieder abfließt, erklärt die Biberbeauftragte. Weiter oberhalb des Bachs liegen die Teiche, in denen Faßnacht die Forellen für die Fischzucht hält. Am Ufer erhebt sich eine große Biberburg, mit Lehm und Ästen abgedichtet: "Der Biber und seine Familie schlafen jetzt, den Eingang hat er verbarrikadiert", erklärt Bettina Sättele. Soweit so gut, der Biber ist ein Nachttier und verlässt erst bei Dunkelheit seinen Bau um zu arbeiten, aber wo sind die Forellen? "Die sind weg", meint Faßnacht trocken. Bettina Sättele klärt auf. Als der Biber gekommen sei, habe er erst einmal den Schlegelbach angestaut. Also ließ sie von Jägle den Staudamm halbieren, sodass ein Teil des Bachs in die Teiche floss, der andere Teil im Bach blieb. Doch der Biber arbeitete sich zu den Forellenteichen vor, baute auf der Außenwand eine Biberburg mit unterirdischem Eingang und tummelte sich im Forellenteich. "Das war alles noch im Rahmen", erklärte Bettina Sättele. "Forellen und Biber stören sich nicht." Aber nun habe der Biber an der Zwischenwand zum zweiten Teich Löcher gebohrt, die Wand sozusagen unterhöhlt, damit er auch in den zweiten Teil gelangt. Damit nicht genug, hat er auch Löcher in die Außenwand neben seiner Biberburg gebohrt, um wieder zum Bach und seinen Bäumen zu gelangen. Die Löcher hätten die Forellen zur Flucht genutzt. "Ab in den Schlegelbach und nichts wie weg", erläutert Faßnacht. Jetzt beginnt das Grübeln und Beraten, um der Fischzucht und dem Biber gerecht zu werden. Sättele und Faßnacht beraten, bis es dunkel wird. Dann wissen sie, was zu tun ist, und zwar dringend: "Zuerst muss der Weg zwischen den Teichen aufgebaut und gesichert werden, damit er tragfähig wird. Also werden die Löcher geschlossen und gesichert", erklärt sie. Die Uferwand müsse ebenfalls gesichert werden, sodass die Forellen nicht mehr flüchten können, fährt sie fort. Faßnacht müsse seine Teiche bewirtschaften können, betont die Biberbeauftragte.

Bei einem späteren Gespräch erklärt sie, dass die Biber ursprünglich die Kirnach hochgewandert seien. Im Schlegeltal gebe es jetzt zwei Biberfamilien, ein Biber lebe am Stausee vor Maria Tann, ein anderer innerorts, am Talsee, die Kirnach aufwärts. Mehr Biber könnten sich hier nicht ansiedeln, sie würden keine weitere Lebenskapazitäten finden. Das Revier eines Bibers sei zwischen einem und drei Kilometer lang.

Bettina Sättele war Spezialistin für Amphibien, bis die ersten Biber von der Schweiz aus in Süddeutschland ankamen. Schnell fasziniert arbeitete sie sich in die Lebensweise und Besonderheiten dieser genialen Landschaftsarchitekten ein und ist seit Jahren die Biberbeauftragte für das Regierungspräsidium Freiburg. Eines sei ihr wichtig, betont sie: "Man darf sich nie überschätzen, sowohl der Biber wie das Wasser sind keine verlässlichen Partner." Der Mensch habe über Jahrhunderte das Wasser entzogen, jetzt komme es durch den Biber zurück, betont sie.