In der Friedrichstraße zwischen Gasthaus Krone und Adlerplatz muss die Stadt immer wieder Löcher in der Fahrbahn aufgrund von Senkungen flicken. Foto: Wilfried Strohmeier

Bad Dürrheims Untergrund ist in Bewegung, das ist nicht neu – doch in den vergangenen Jahren häufen sich Absackungen auf den Straßen und es gibt immer wieder neue Löcher, die aufgefüllt werden müssen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.

In der Scheffelstraße wellt sich der Belag vor allem auf der rechten Seite zwischen Einmündung Viktoriastraße und Schulstraße. Rund um den Kirchenbuckel von St. Johann kommt es auch immer wieder zu Absenkungen und auch in Oberbaldingen wurde die Gomstelstraße mit viel Aufwand saniert. Dort soll jetzt durch ein spezielles Verfahren erst einmal Ruhe einkehren.

 

Problem Gomstelstraße Das Problem in der Gomstelstraße war eine Torfschicht unter dem Aufbau der Straße, die immer wieder in Bewegung geriet und somit auch der Unterbau der Straße. Das ging soweit, dass zuletzt die Straßenlaternen schief standen. Es musste saniert werden. Allerdings grundlegend.

Eine Baugrunduntersuchung im Vorfeld ergab ein gut ein Meter dicke Torfschicht die sich etwa 1,30 bis 1,60 Meter unter der Straße befindet.

Neuer Straßenaufbau Joachim Petelka, Leiter des Bereichs Tiefbau, führt aus: „Da ein Bodenaustausch der kompletten Torfschicht sehr hohe Kosten verursacht hätte, haben wir uns auf Grundlage des planenden Ingenieurbüros Weber für eine andere Lösung zur Stabilisierung der Fahrbahn entschieden. Im Bereich der abgesackten Fahrbahn und des Banketts wurden im Mittel der vorhandene Boden auf eine Tiefe von 1,30 Meter und einer Breite von circa 4,6 Meter ausgegraben. Die unteren 60 cm wurden dann in zwei Lagen mit einer bewehrten Schotterlage aufgebaut. Darauf befindet sich der klassische Straßenaufbau mit Frostschutzschicht, Asphalttragschicht und Asphaltdeckschicht.“

Absenkungswellen in der Scheffelstraße. Foto: Wilfried Strohmeier

Eine bewehrte Schotterlage ist 30 Zentimeter stark. Es wurde zuerst ein Kombigitter verlegt, das zum Rand hin einen Überstand von rund zwei Meter hatte. Darauf wurden 30 Zentimeter Schotter eingebaut und danach der Überstand eingeklappt. Dieser Vorgang wurde mit einer zweite Schicht, die ebenfalls 30 Zentimeter dicke hat, wiederholt. Auf die obere Schotterlage wurde danach wieder ein Kombigitter verlegt.

Das Kombigitter aus Kunststoff besteht aus einem gewebten Geogitter und einem Vlies. Das Geogitter ist drei Millimeter stark und hat eine Maschenweite von 25 auf 25 Millimeter. Die reinen Baukosten für die sanierte Gomstelstraße beliefen sich auf rund 221 000, brutto. Mit diesem aufwändigen Verfahren hofft man erstmal auf der Gomstelstraße Ruhe zu haben.

Untergrund Kernstadt In der Kernstadt ist der Untergrund von Muschelkalk und Gipskeuper geprägt, vor allem letzteres wäscht sich mit dem Grundwasser aus. Es kommt immer wieder zu Senkungen. Zuletzt vor allem in der Friedrichstraße zwischen dem Gasthaus Krone und Adlerplatz. „Es kommt jährlich zur Lochbildung“, erklärt Stadtbaumeisterin Petra Schmidtmann.

Kirchenbuckel Joachim Petelka berichtet über weitere Überraschungen im Untergrund: Als auf der Kreuzung beim Gasthaus Krone im Jahr 2022 der Mischwasserkanal saniert werden musste, war die Tiefbaufirma überrascht, wie viel Wasser vom Kirchenbuckel St. Johann unterirdisch floss. Es gib also manch Ungewissheiten, wie sich der Untergrund unter Bad Dürrheim bewegt und was da so alles vor sich geht.

Riedfläche Ein weiterer Risikofaktor sind die Riedflächen, so zeigt eine Karte des Geologischen Landesamt, das zum Regierungspräsidium Freiburg gehört, dass sich die Feuchtflächen vom Wasserstein etwa entlang der Bundesstraße bis hin zur Büffelweide ziehen.

So schied beispielsweise das städtische Grundstück im Schabelweg für eine Flüchtlingsunterkunft aus, weil Bodenuntersuchungen eine Torfschicht feststellten und die Gründung zu teuer geworden wäre und manch Haus im Bereich Ried, Schabelweg und der Scheffelstraße hat Setzungsrisse oder hat sich in Teilen abgesenkt. Das liegt auch teilweise daran, dass sich Torfschichten durch die heißen Sommer der vergangenen Jahre entwässerten.

Deutlich zu sehen sind die Setzungsprobleme am und vor allem im Feuerwehrgerätehaus, hier sind immer noch die Gutachter beschäftigt, wer nun Schuld an der Setzung des Gebäudes hat. Auch die Oskar-Grießhaber-Sporthalle der Grund- und Werkrealschule war schon von Hebungen und Senkungen betroffen.

Ein Haus mit Senkungsriss in Bad Dürrheim. Foto: Wilfried Strohmeier

Manch eine Senkung wird auch beispielsweise auf ein ursprüngliches Bachbett der Musel – sowohl bei Häusern als auch bei Straßen – zurückgeführt. Der Bad Dürrheimer Bach wurde aber bereits um das Jahr 1800 begradigt und in sein heute bekanntes Bachbett gebracht. Davor hatte der Bach einen Nebenarm in einer Strecke auch entlang der Scheffelstraße führte.

Straßen Kernstadt Deutlich zu sehen sind diese Senkungen beispielsweise auf der Scheffelstraße in Form von Bodenwellen. Auch manch Wohnhaus ist dort in Mitleidenschaft gezogen. So gab es hinter dem Scheffelhof in den Häuser in den Jahren nach ihrem Bau die ersten Senkungsrisse und auch heute noch treten diese immer wieder auf. Um die Entwicklung zu beobachten wird und wurde in der Vergangenheit an manchen Häuser so genannte Gipsmarken gesetzt. Dazu wird über dem Risse ein großer Gipspunkt aufgebracht um zu sehen wie sich der Riss am Gebäude verändert.

Abhilfe Straßen Ursprünglich war eine Neuordnung der Karlstraße geplant – mit Sanierung der Kreuzung bei St. Johann. Die Sanierung wurde jedoch zunächst zugunsten der Verbundschule gestrichen. Stadtbaumeisterin Petra Schmidtmann führt aus: Es gibt Bodenuntersuchungen, die bis zu drei oder vier Meter in die Tiefe gehen, was allerdings weiter darunter passiert, kann sie nicht sagen. Wenn nun beispielsweise die Friedrichstraße mit dem gleichen oder einem ähnlichen Verfahren wie die Gomstelstraße neu aufgebaut würde, hätte man voraussichtlich erst einmal Ruhe, außer in größerer Tiefe bewegt sich die Erde nochmals. „Bis zur Generalsanierung müssen wir mit den Löchern leben und auch danach wäre nicht sicher, ob nicht doch Löcher auftreten. Garantie gibt es keine.“