Für Landwirt Karsten Furrer steht das Tierwohl und die Liebe zur Vieh- und Feldwirtschaft im Fokus seiner Arbeit. Sein Fleisch wird regional geschlachtet und verkauft, dennoch machen Preisschwankungen ihm und seinen Kollegen zu schaffen. Foto: Hamsch

Karsten Furrer aus Schwanau ist Landwirt aus Überzeugung. Dennoch machen ihm die steigenden Kosten und die vom Markt vorgeschriebenen Preise zu schaffen. Er wünscht sich eine langfristige Sicherheit – "die Politiker sind gefragt".

Wittenweier - "Die Zukunft der deutschen Landwirte ist extrem unsicher", sagt Karsten Furrer im Gespräch mit unserer Redaktion. Dürre, Nässe und der schwankende Preis machen dem Landwirt zu schaffen. Furrer führt zusammen mit seinem Vater einen landwirtschaftlichen Betrieb in Wittenweier. 2014 ist er in den Betrieb seines Vaters eingestiegen. Zuvor hat der gelernte Mechaniker drei Jahre lang in einer Winterschule gebüffelt und dann den Landwirt-Meister gemacht. "Es war schon immer klar, dass ich den Betrieb weiterführe", sagt der 30-Jährige. "Ich bin Landwirt aus Überzeugung", fügt er hinzu.

Neben 100 Hühnern hat er auch 90 Bullen für die Fleischzucht. Das Tierwohl stehe bei ihm an erster Stelle. Die Kälber kommen mit einem Alter von vier bis sechs Monaten auf den Hof. "Sie werden bei uns aufgezogen und mit dem eigenen Futter versorgt", erklärt Furrer. In einem Alter von 24 Monaten werden die Tiere dann ins Schlachthaus nach Wittelbach gebracht. Das Fleisch wird dann an regionale Metzgereien weiterverkauft. Der Mist der Bullen werde über eine Biogasanlage verwertet – dort wird Wärme und Strom erzeugt. Das Gärsubstrat kommt anschließend wieder auf die Felder.

170 Hektar Fläche

Auf seinen Feldern baut Furrer unter anderem Mais, Weizen, Sonnenblumen, Sommerbraugerste, Winterbraugerste, Futtergräser und Klee an. Seit neustem ist Waxy-Mais hinzugekommen, das speziell für die Lebensmittelproduktion geeignet sei. Der andere Mais habe Industriequalität. Insgesamt hat Furrer zusammen mit seinem Vater, der in Teilzeit hilft, 170 Hektar Land zu betreuen. Der Maisanbau mit 100 Hektar macht dabei den Löwenanteil aus.

In diesem Jahr macht sich die Trockenheit bemerkbar. "Der Weizen wird im Frühjahr angebaut, da er viel Wasser braucht", erklärt Furrer. Da es seit März zu trocken sei, habe der Weizen keine optimalen Bedingungen gehabt. "Der Mais ist bis jetzt noch nicht durch die Trockenheit geschädigt", erklärt er. Wässern komme für Furrer aber nicht in Frage, beim derzeitigen Grundwasserstand stehe er diesem kritisch entgegen. "Wir sind bemüht, andere Sorten anzubauen, wie Sonnenblumen und Hirse, die mit der Trockenheit besser zurechtkommen", sagt er. Aber da es in letzter Zeit viel zu wenig Niederschlag gegeben hatte, sei der Anbau aller Kulturen problematisch.

Auch wenn andere Berufe mehr Sicherheit bieten, würde Furrer keinen anderen wollen. Dennoch haben die Landwirte mit vielen Herausforderungen zu kämpfen – und da sei der Klimawandel nur eine von vielen. "Die Landwirtschaft ist immer ein Spagat zwischen Geld verdienen und Zahlungsunfähigkeit", sagt Furrer. Das Problem: Die Arbeit werde nicht nach dem Wert entlohnt, sondern der Markt bestimme den Preis. "Der Bauer ist ein Spielball der Börse", erklärt er. Bis vor kurzem sei beispielsweise der Getreidepreis noch hoch gewesen. Als diese Woche dann die Nachricht kam, dass in der Ukraine noch Getreide verfügbar sei, gab es einen Preisabfall. Bei den ganzen Preisschwankungen sei die Sicherheit nicht mehr da. "Wir deutschen Landwirte konkurrieren mit Großbetrieben auf der ganzen Welt", so Furrer. Obwohl in den anderen Ländern die Bedingungen anders seien, gelte für alle der gleiche Preis. Die Politik sollte eine Richtung vorgeben, wohin die Landwirtschaft zukünftig gehen soll, fordert Furrer. Eine langfristige Sicherheit wäre wünschenswert. Dann könne man auch bei Investitionen besser planen.

Furrer hilft anderen Landwirten aus

Trotz aller Unsicherheit möchte er weiter investieren und einen offenen Stall mit mehr Freilaufmöglichkeiten für seine Bullen bauen, denn das Tierwohl sollte trotz des Marktdrucks nicht zu kurz kommen.

Mit der Lohnarbeit, die er im elterlichen Betrieb eingeführt hat, habe er sich zudem ein zweites Standbein geschaffen – von dreschen, häckseln bis zur Feldarbeit, bietet er seine Arbeitskraft anderen Landwirten an.